Die Folgen
Seit der Gründung 1910 waren die in Kleinstserien gefertigten Fahrzeuge der «Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili» in aufwendiger Handarbeit hergestellte exklusive Produkte und weitgehend der feinen Gesellschaft vorbehalten. Mit dem Entstehen einer Mittelschicht nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich Alfa Romeo, wie die Konkurrenz auch, mit der Grossserienproduktion auseinandersetzen. Ein erster Schritt in diese Richtung war der 1950 vorgestellte Typ 1900. Von dieser Oberklasse-Limousine wurden innerhalb von neun Jahren rund 19’000 Exemplare gebaut. Im Vergleich mit bisherigen Produktionszahlen bei Alfa Romeo eine gewaltige Summe. Doch um die wirtschaftliche Neuorientierung der Marke zu vervollständigen, bedurfte es eines deutlich kleineren, preiswerteren Modells mit viel höheren Stückzahl-Erwartungen – das Projekt Giulietta wurde gestartet. Allein schon der Name symbolisierte die Aufbruchsstimmung. Zum ersten Mal wurde nicht nur eine nüchterne Zahl als Typenbezeichnung verwendet. Mit der Modellbezeichnung Giulietta sollten emotionale Assoziationen mit einer jungen Frau geweckt werden.
Unter der Leitung von Chefingenieur Orazio Satta Puliga erfolgte die technische Konzeption und Umsetzung der Baureihe mit dem Code 750. Für die Technik waren Ingenieure zuständig, die zuvor erfolgreiche Rennwagen oder Luxuskarossen vom Schlage eines 6C 2500 entworfen hatten. Rudolf Hruska, gebürtiger Wiener und seit 1951 für Alfa Romeo tätig, war als Projektleiter zuständig für die interne und externe Koordination aller Giulietta-Aktivitäten. Das Ergebnis sprach für sich – und dies trotz eines Preises nur knapp über der Hälfte eines Alfa Romeo 1900.
Der Motor für die Giulietta war mit 1300 Kubikzentimeter Hubraum zwar das bis dahin kleinste Serientriebwerk in der Geschichte von Alfa Romeo. Doch er verkörperte Rennsport-Technologie in Reinkultur. Motorblock, Zylinderkopf und sogar die Gehäuse für das Vierganggetriebe und das Hinterachsdifferenzial waren aus Aluminium gefertigt. Die Ventilsteuerung übernahmen zwei obenliegende Nockenwellen, die Brennräume hatten hemisphärische Form. Auch mit seinem markentypisch kernigen Klang hebt sich der drehfreudige Vierzylinder aus der Menge heraus. Rennsporttechnik auch beim Fahrwerk: Die Vorderachse wurde von doppelten Dreiecksquerlenkern, Federbeinen und einem Stabilisator geführt. An der starren Hinterachse kamen Längslenker und ein zentrales Reaktionsdreieck zum Einsatz. Das Chassis wies einen Radstand von 2,38 Meter auf.
Doch die verhältnismässig neue Produktionsmethode mit selbsttragender Karosserie sorgte für unerwartete Probleme. Der zunächst für 1954 geplante Serienanlauf der Giulietta rückte in immer weitere Ferne. Das brachte die Firmenleitung in die Zwickmühle. Zur Finanzierung des neuen Modells war nämlich eine Lotterie unter Kleinaktionären veranstaltet worden, bei der Berechtigungsscheine für die ersten 1000 Giulietta verlost wurden. Um die Gewinner – und die staatlichen Aufsichtsbehörden – zu beruhigen, entschloss sich Direktor Quaroni zu einem genialen Schachzug. Das zu diesem Zeitpunkt noch im Prototypenstadium steckende Giulietta Coupé sollte vorgezogen werden. Die kleinere Karosserie liess weniger Probleme mit Verwindungssteifheit und Vibrationen erwarten. Ausserdem sollten die erwarteten Stückzahlen von den erforderlichen rund 1000 Exemplaren ausserhalb des Stammwerks Portello gefertigt werden.
Doch ab genau hier wird es jetzt schwieriger: man muss das ja ein wenig aufschlüsseln bei diesen Alfa Romeo Giulietta und auch jenen Giulia, die umbenannte Giulietta waren: wir wollen da etwas Ruhe, etwas Ordnung reinbringen. Ein Versuch, schön der Reihe nach.
1954:
1955:
1956:
1957:
Giulietta Giardinetta/Promiscua
TI753 Giulietta Berlina t.i.
750SS Giulietta Sprint Speciale
1959, Neu-Codierung:
101.00 Giulietta Berlina
101.02 Giulietta Sprint (USA: 101.05)
101.03 Giulietta Spider (USA: 101.04)
101.06 Giulietta Sprint Veloce (und: 101.24?)
101.07. Giulietta Spider Veloce (und: 101.25?)
101.11. Giulietta Berlina t.i. (USA: 101.13)
101.20 Giulietta Sprint Speciale (schon seit 1957)
1960:
1962:
101.12. Giulia 1600 Sprint
101.23. Giulia 1600 Spider
101.18 Giulia 1600 Spider Veloce
1963:
101.21. Giulia 1600 Sprint Speciale
So, dann können wir dann wohl mal loslegen, wie üblich führen die unterstrichenen Links weiter. Das alles gehört zum Alfa-Lexikon. Wir nehmen Input, schöne Stories, gute Bilder jederzeit entgegen: ruch@pruductions.ch.
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