Die kleine Revolution
Im März 1974 wurde im Lamborghini-Werk in Sant’Agata Bolognese die Serienproduktion des Countach aufgenommen. Dieses Modell wurde zu einer Legende und behauptete sich 16 Jahre auf dem Markt. Der Countach ist das erste Modell dessen Karosserie beim Lamborghini gefertigt wurde, die Blechteile wurden damals von Hand geformt und auch die Innenausstattungen wurden in der werkseigenen Sattlerei angefertigt. Was damals eine echte Revolution war, ist 50 Jahre später längst Tradition. Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, hat Lamborghini den allerersten Countach LP 400 zurück an die Montagelinie gebracht, auf der heute der Lamborghini Revuelto gefertigt wird und Fotos produziert, in denen die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft. Darüber hinaus hat Lamborghini exklusive Bilder aus dem historischen Firmenarchiv veröffentlicht, siehe: unten.
«Wir sind stolz darauf, unsere Supersportwagen noch heute dort zu produzieren, wo auch der erste Countach vom Band lief», erklärt Ranieri Niccoli, Chief Manufacturing Officer von Lamborghini. «Die Produktion hat sich von der Fertigung des ersten Countach hin zu unseren aktuellen Modellen radikal verändert, es gab einen deutlichen Wandel in vielen Bereichen. Heutzutage unterscheiden sich die aktuellen Produktionsprozesse wesentlich von denen im Jahr 1974, aber das Beste ist erhalten geblieben. So bauen wir heute in der ‚Manifattura Lamborghini Next Level‘ nicht nur auf die handwerklichen Fertigkeiten unserer Mitarbeiter, sondern auch auf die besten verfügbaren Technologien. Aber die Liebe zum Detail ist der gemeinsame Nenner in der Produktion all unserer Fahrzeuge.»
Am 11. März 1971 wurde auf dem Genfer Autosalon die Studie Lamborghini Countach LP 500 präsentiert. Der durchschlagende Erfolg machte die Entscheidung, in die Serienproduktion zu gehen, leicht. Etliche Prototypen, drei Jahre technische Entwicklung sowie zahlreiche intensive Testfahrten später war das neue Serienmodell mit der Bezeichnung Countach LP 400 bereit. Während das Fahrzeug entwickelt wurde, wurden auch die Produktionsanlagen für den Countach aufgebaut. Denn auch in dieser Hinsicht war der Countach revolutionär: dessen Karosserie sollte erstmals in der Geschichte der Marke im eigenen Werk gefertigt werden. Bis dahin entstanden die Fahrzeuge von Lamborghini an zwei verschiedenen Orten: Der technische Unterbau wurde bei Lamborghini produziert, externe Karosseriebauer fertigten die Karosserien. Diese wurden dann nach Sant’Agata Bolognese gebracht und dort mit dem Rahmen und der Technik vereint Die Entscheidung, den Karosseriebau fortan ins eigene Werk zu holen, wirkte sich von Beginn an massgeblich auf das Wachstum des Unternehmens aus.
Das ursprüngliche Lamborghini-Werk umfasste 12’000 Quadratmeter bebauter Fläche, deren Bau 1963 begonnen und 1966 abgeschlossen wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch Getriebe und Differenziale im eigenen Werk gefertigt. Zur Fabrik gehörten damals die Fertigung, Büros, Testflächen und eine Werkstatt. Die Fertigung umfasste zwei Montagelinien: eine für Motoren und mechanische Bauteile, die andere für die Endmontage der Fahrzeuge. Am 18. Oktober 1968 kündigte Lamborghini die bevorstehende Fertigstellung von drei neuen Fabrikhallen an, die eine Erweiterung der bebauten Fläche um 3500 Quadratmeter mit sich brachte. Heutzutage ist das Werk mit einer Fläche von 346’000 Quadratmeter kaum wiederzuerkennen, aber die Fertigungslinie des Countach, die sogenannte LineaMontaggioN.1Countach aber immer noch dieselbe. Heute wird dort der neue Zwölfzylinder-Plug-in-Hybrid Revuelto montiert. Zur Zeit des Countach steckte die Montagelinie noch in den Kinderschuhen und die Arbeiten wurden fast alle von Hand ausgeführt. Die Karosseriebleche wurden nach der Bearbeitung auf einem Holzmodell überprüft und anschließend miteinander verschweißt und ausgerichtet. Dieser letzte Bearbeitungsschritt war wesentlich, da sich jedes von Hand gefertigte und montierte Teil leicht von den anderen, nur scheinbar identischen Teilen unterschied. Die vollständige Karosserie, damals noch aus Rohaluminium, wurde anschließend mit dem Rahmen zusammengefügt. Ein Schienen-Transferwagen brachte diese Baugruppe dann zu den verschiedenen Montagestationen, an denen die einzelnen mechanischen Komponenten verbaut wurden. Der Countach war auch das erste Modell, für das die hauseigene Polsterei Innenausstattungen fertigte, davor war sie nur für die Anpassung und Montage der Innenausstattungen der externen Lieferanten zuständig. Sie wurde schließlich zu einer selbständigen Einheit, die auch die Fertigung der Lederbezüge und Nähte übernahm und bildete die Basis für die essenziellen Möglichkeiten der Personalisierung, die Lamborghini seinen Kunden noch heute im Rahmen des Ad-Personam-Programms anbietet. Mittlerweile haben sich die Fertigungslinien in Folge anderer verwendeter Maschinen und Materialien deutlich verändert, die Prozesse laufen wesentlich organisierter, effizienter und ergonomischer. Während in den siebziger Jahren Aluminium verwendet wurde, wird heute Kohlefaser eingesetzt, die ebenfalls am Standort Sant’Agata Bolognese hergestellt wird.
Text und Bilder: Lamborghini (ja, das machen wir auch, manchmal, selten, aber hier passt es gut). Eigene Sachen: Archiv.
Die 6 Fotos mit Neu (???) und Alt (Countach Nr. 3) sollen wohl so etwas wie Kontinuität vermitteln zeigen aber drastisch, wie superüberdrübersaugut das Originaldesign ist – und wie zierlich im Vergleich. Leider – Audi hat`s vergeigt, Original-Countach unerreicht!
Werbung ist schön und gut, aber Ihre eigenen Berichte und Artikel sind sehr, sehr viel besser! Audi hat`s vergeigt, Originalartikel von Herr Ruch unerreicht!
danke. mit einem Lächeln. aber die Bilder sind ja schon sehr ok, deshalb machen wir hier bei «radical» manchmal auch Ausnahmen.
Hallo Herr Ruch, die historischen Bilder scheinen denen, im Buch von Stefano Pasini, MotorBuchVerlag ISBN 5-613-01438-6 aus dem Jahr 1992 Titel: „Berühmte Autofirmen – Lamborghini“ sehr zu ähneln oder sind es gar solche aus der gleichen Serie.
In dem Buch wird auch der damals total neue Diablo vorgestellt und der Countach für das 25-jährige Firmenjubuläum ausführlich „beschrieben“.
Das Buch enthält für jene, die die Firmengeschichte schon kennen keine neuen Erkenntnisse aber es gibt eben viele schöne Bilder, daher würde ich das Buch auch eher als Bilderbuch bezeichnen.