Zurück zum Content

Ferrari 166 MM – #0034M

Doppeltes Lottchen

Die vier Marzotto-Brüder hatten so ein bisschen Spaziergeld zur Verfügung, ihr Grossvater Luigi hatte ein grösseres Textilimperium erschaffen. Und einen Adelstitel hatten sie auch noch. Da waren Vittorio, geboren 1922 und 1954 Zweiter bei der Mille Miglia, Umberto, geboren 1926, eigentlich der Langsamste, Gianni, geboren 1928, der der erfolgreichste der Brüder war, er gewann 1950 und 1953 die Mille Miglia, selbstverständlich auf Ferrari. 1953 wurde er zusammen mit seinem Bruder Paolo Fünfter bei den 24 Stunden von Le Mans auch auf Ferrari. Paolo nun, geboren 1930, war ebenfalls schnell, kam aber nicht an Gianni heran, dafür war er Besitzer des Ferrari 166 MM mit Touring-Barchetta-Aufbau und Chassis-Nummer #0034M, den wir hier vorstellen wollen.

Ausgeliefert wurde das Fahrzeug am 8. März 1950. Marzotto schickte das Chassis zur Carrozzeria Touring, Ende Monat trug der 166 MM seine neuen Kleider – und der Graf konnte mit #0034M zuerst den Giro di Sicilia und danach auch die Mille Miglia fahren, erfolglos allerdings. Einen ersten Sieg gab es aber schon im Juli, die Coppa d’Oro delle Dolomiti, danach diverse Ehrenplätze und weitere Pötte, einen 4. Rang bei Mille Miglia 1951. Im März 1953 verkaufte Marzotto den Ferrari an Francesco Donato, der weiterhin Rennen fuhr sowie #0034M eine neue Spyder-Karosserie von Scaglietti verpasste; Francesco Buonaccorsi war dann ab 1956 der nächste Besitzer.

Und dann gibt es ein Loch bis 1970, Auftritt Corrado Cupellini. Der Italiener verkauft das Fahrzeug nach Spanien, an den Neffen des despotischen General Franco, Nicolas Franco. Die Papiere des Fahrzeugs verschachert er aber nach Italien – und dort entsteht wahrscheinlich «aus dem Nichts» bei Fantuzzi ein Vignale-Spyder. Mit dem die italienischen Gebrüder Gnutti diverse Mal die Neuauflage der Mille Miglia bestreiten. In Spanien wiederum kommt der Ferrari zu Juan Quintano, der Anfang 90er Jahre – ebenfalls bei Fantuzzi – einen neuen Aufbau nach Vorbild der ursprünglichen Touring-Barchetta bestellt. Und das Fahrzeug dann regelmässig bei historischen Rennen einsetzt.

Nun kommt der «spanische» 166 MM bei Bonhams in Paris 2025 zur Versteigerung, erwartet werden 4 bis 6 Millionen Euro. Erstaunlicherweise kommen in der Beschreibung des Auktionshauses beide Geschichten zusammen, womit dann die Frage nach allfälligen Fragezeichen auch gleich beantwortet ist. Zumindest offiziell. Und wir sind hier nur stille Beobachter.

Da ist aber noch eine sehr ansehnliche Sammlung dieser Ferrari 166, hier.

Gib als erster einen Kommentar ab

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert