Majestätisch
Mit den Isotta-Faschini verbindet radical eine ganz besondere Beziehung. Vor vielen, vielen Monden, als der Salon in Genf noch das Ding der Auto-Welt war, gab es dort auch noch grossartige Klassiker-Ausstellungen. An das Jahr mag ich mich nicht mehr erinnern, aber ich durfte als noch bartloser Jüngling etwas schreiben über ein wahrlich mächtiges Automobil, das einst Rodolfo Valentino gehört hatte. Klar, ich kannte Ferrari, ich fuhr Alfa Romeo, aber von Isotta-Fraschini hatte ich noch nie gehört, musste mich entsprechend einlesen. Weil ich aber in der Schweiz kein gutes Material fand, musste ich nach Mailand fahren – und kam so in Kontakt mit Tito Angelo Anselmi, dem wahrhaft guten Gewissen der italienischen Auto-Geschichte und Gründer der Neuauflage des Concorso d’Eleganza in Villa d’Este. Er wurde mir ein grosser Mentor, er hat mir nicht nur viel beigebracht, viele Türen geöffnet, sondern mich auch stark beeinflusst, vor allem darin, nicht alles zu glauben, was über alte Autos so erzählt wird. Ich hatte dann über Anselmi auch das Vergnügen, als wohl jüngstes Jury-Mitglied an einem extra für Isotta-Fraschini-Fahrzeuge ausgerichteten Schönheitswettbewerb in Triest teilnehmen zu dürfen. Seither liebe ich die Isotta – und auch Triest.



Der Anwalt Cesare Isotta und der Ingenieur Vincenzo begannen wohl 1898 in Mailand mit dem Import von Fahrzeugen nach Italien. Bereits 1900 wurde ein erstes eigenes Automobil konstruiert – und schon wenig später wurde es unübersichtlich, die Italiener hatten mal Geld, dann wieder keines, bauten Lastwagen und Flugmotoren. Die einzige Konstante war wohl der Chefkonstrukteur Giustino Cattaneo, der von 1905 bis 1933 wirkte – und in dieser Zeit einige der grossartigsten italienischen Fahrzeuge entwickelte. Sein Meisterwerk war dann der 1919 vorgestellte Tipo 8 mit seinem 5,9-Liter-Reihenachtzylinder, der wohl ersten serienmässig hergestellten Maschine mit hängenden Ventilen. Mit diesem seidenweich laufenden Aggregat stiegen die Italiener in die höchste Klasse des Automobilbaus auf, wohl nur Hispano-Suiza konnte unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg mit Isotta-Fraschini mithalten (Rolls-Royce wurde schon immer überschätzt). In seiner stärksten Version kamen die Tipo 8 auf 90 PS. Für die Aufbauten waren meist die Carrozzeria Castagna und Cesare Sala zuständig, in den USA kleidete aber auch Fleetwood ein paar Isotta-Fraschini ein.




Wir zeigen hier einen Isotta-Fraschini Tipo 8A von 1929 als Imperial Cabriolet von Castagna, Chassis-Nummer #1587. Viel weiss man nicht über seine Geschichte, geht aber davon aus, dass er einer von vier Isotta war, die 1929 auf der New York International Auto Show ausgestellt waren. Über seine frühe Geschichte ist wenig bekannt, 1973 kam das Fahrzeug in deutschen Besitz, gehörte später Thomas Monaghan (dem Gründer von Domino’s Pizza, der in den 80er Jahren eine gewaltige Sammlung zusammenkaufte, darunter auch einen Bugatti Royale, sich aber 1992 von allen irdischen Gütern trennte), wurde eine kleine Ewigkeit lang restauriert. Jetzt kommt er bei Gooding & Co. auf Amelia Island 2025 unter den Hammer, erwartet werden 400’000 bis 500’000 Dollar.

Andere feine Vorkriegs-Klassiker haben wir in unserem Archiv.
Nun sagen ja viele Menschen, alle Autos sehen heute gleich aus.
Dem ist natürlich mitnichten so.
Mir geht es eher so, dass für mein Auge sich die Vorkriegsmodelle stark ähneln.
Nun sehe ich aber doch deutliche Unterschiede zwischen dem Hispano Suiza und dem vor einigen Tagen gezeigten Minerva AL.
Ich kann nicht beurteilen, welcher damals angesehener, teurer, kleiner, größer, teurer oder billiger war.
Nun will ich ihre Euphorie für Hispano nicht untergraben, aber ich finde den Wagen zu stark geschminkt. Das geht mit den Schnörkeln im Grill los, zieht sich über die insektoide „Spirit of Ecstasys“, die vielen Edelstahl- oder Chromteile an der Karosse.
Zudem wirkt er ein wenig plump.
Innen fällt der gnadenlos angeschraubte Holzbalken am oberen Rand der Armatur auf, der irgendwie nicht zu den eckigen Holzteilen mit Intarsien an den Türen passen will.
Hinten kann mann sich gut den Duce vorstellen, mit dem Notsitz für den Leibwächter.
Der Minerva wirkt dagegen unglaublich feinsinnig in allen Details.
Sie sehen, ich kenne mich mit Vorkriegswagen so schlecht aus, dass ich den Duce in ein spanisches Auto gesetzt habe ,,,,, obwohl der Name ja für sich spricht.
hmm, Hispano-Suiza kommt dann noch. Aber hier sind wir ganz in Italien.
Ja, auch noch die beiden verwechselt…. Dann kann der Duce ja sitzen bleiben.
Ich kenne Isotta-Fraschini vor allem wegen der tollen Motoren, die diese Firma damals baute.
Es gab damals schon 12-Zylinder-V-Motoren, von denen ein gewisser Enzo nur träumte. Und in den Schnellbooten der Marine arbeiteten auch die Isotta-Fraschini „ASSO“, Motoren mit damals für unmöglich gehaltenen Leistungswerten.
Gebaut haben die auch LKW und die Motoren wurden auch in Flugzeuge eingebaut.
Einen W-Motor (aus drei 6 Zylindermotoren zusammengesetzt) haben die auch schon in jenen Jahren gebaut – also, alles schon mal dagewesen.