Zurück zum Content

Unser «Auto des Jahres»

Von Algorithmen, Hörschäden und Sizilien

Um ganz ehrlich zu sein: Die Leserzahlen zu unseren Fahrberichten und Tests sind – eine Tristesse. Das ist aber eine Beobachtung, die wir nicht nur auf «radical» machen, das scheint ein Trend zu sein, der ganz allgemein gilt. Das liegt aber nicht allein an den Interessen der Leserinnen, das hat auch viel zu tun mit Algorithmen der Suchmaschinen, die News deutlich höher bewerten als Kompetenz. Ein paar müde Zeilen über einen neuen Bugatti werden auf Google immer weiter oben erscheinen als ein ausführlicher Fahrbericht zum gleichen Modell, der logischerweise erst ein paar Monate später publiziert werden kann. Wenn wir die meistgelesenen Stories auf radical im Jahr 2022 betrachten, dann sehen wir noch genau einen Fahrbericht, der es ins die Top 12 geschafft hat – und der beschrieb unsere Erlebnisse in einer fast 25-jährigen Elise von Lotus.

Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau – und wir werden selbstverständlich an diesen Fahr- und Testberichten festhalten, sie gehören seit drei Jahrzehnten zu unseren Kern-Kompetenzen (neu auch im Bereich der E-Fahrzeuge). Gerade der Vergleich ist so wichtig wie entscheidend: Nur die Erfahrung mit unterschiedlichen Fahrzeugen ermöglicht eine Einordnung. Wir haben schon lange aufgehört zu zählen, aber es waren auch 2022 sicher wieder über 150 Automobile, die wir gefahren sind, einige nur eine Viertelstunde, andere 20’000 Kilometer. Und wenn wir schon bei der Einordnung sind: 2022 war ganz sicher kein grossartiger Jahrgang. Man muss nur schon die sieben Kandidaten für die Wahl von «The Car of the Year 2023» betrachten – da haben wir sie wieder, die Tristesse. Ok, mit Ausnahmen.

Wir hatten aber trotzdem viel, sehr viel Spass im auslaufenden Jahr. Sicher auch deshalb, weil wir nicht einfach von den Herstellern veranstalteten Präsentationen hinterherhecheln, sondern gern unsere eigenen Wege fahren. Umwege in Kauf nehmen, damit wir an interessante Fahrzeuge kommen. Auch Kleinsthersteller voll nehmen. Leider konnten wir einige feine Stories noch nicht verarbeiten (siehe unten), doch das Spiel geht ja weiter, es wird in Zeiten, in denen die Neuheiten zum grossen Teil aus Design-Varianten auf schon bestehenden Plattformen bestehen, noch ein paar Charakter-Darsteller brauchen. Nein, die E-Mobilität macht uns Auto-Beschreibern das Leben nicht leichter, ein paar Kilometer mehr Reichweite oder eine neue Farbe auf der ewig gleichen Basis sind einfach keine gute Story.

Nun also, los. Vielleicht lag es auch am Ort der Präsentation (Sizilien), dem Wetter (Sizilien), dem Essen (Sizilien), aber der Bentley GT Speed schafft es sicher auch deshalb in unsere Top Ten, weil wir ein paar schöne Tage mit ihm erleben durften. Ok, ein eindrückliches Fahrzeug ist er auch, extrem souverän, daran könnte man sich schon gewöhnen.

10. Fahrbericht Bentley GT Speed

Unterdessen gibt es den Lamborghini Aventador ja leider nicht mehr. Wir haben einen der letzten Produktionstage dafür genutzt, noch einmal einen SVJ durch die Berge südlich von Bologna zu scheuchen – und waren einmal mehr tief beeindruckt von diesem Fahrzeug. Von seiner Kraft, Macht, dem Lärm. Ohja, wir werden den freisaugenden V12 vermissen – und uns auf Ewig für solche Erinnerungen glücklich schätzen.

9. Abschied: Lamborghini Aventador SVJ

Wir werden es nicht verraten, wie schnell wir da auf der Autobahn tatsächlich waren, doch es war die höchste Geschwindigkeit von 2022. Der Pur Sang war auch tatsächlich unsere erste Ausfahrt in einem Bugatti Chiron – und ja, es ist nicht ganz so einfach, 1500 PS in Worte zu fassen. Aber dafür haben wir schöne Bilder.

8. Fahrbericht Bugatti Chiron Pur Sang

Nein, SUV mögen wir gar nicht – echte Geländewagen aber schon. Und wir trieben den Ford Bronco Raptor dann auch tatsächlich durch ziemlich unwegsames Gelände, ein paar Industrie-Ruinen in Detroit. Das Ding hätte einen bösen V8 verdient, aber wir hatten auch so reichlich Spass mit diesem sehr ehrlichen Gerät.

7. Fahrbericht Ford Bronco Raptor

Gut, der Lamborghini Countach 25th Anniversary ist auch deshalb so weit vorne platziert, weil wir in ihm endlich gelernt haben, wie man einen Countach artgerecht rückwärts fährt. Und weil wir nach unserer Ausfahrt Blasen an den Händen hatten. Und einen Hörschaden.

6. Erfahrung Lamborghini Countach 25th Anniversary

Und schon der dritte Lamborghini, diesmal der Huracan Tecnica. Auf der Rennstrecke waren wir noch leicht überfordert, im freien Geläuf hatten wir dann aber so viel Spass wie noch selten. Ja, bei Lamborghini hat es Tradition, dass die letzten Serien die besten sind, das stimmt auch beim Huracan wieder.

5. Fahrbericht Lamborghini Huracan Tecnica

Viel grösser könnte das Kontrast-Programm nicht sein: ein Mini. Logisch, nicht irgendeiner, eine richtig teure Oselli Edition von DBA. Doch der Zwerg zeigte uns perfekt, dass 125 PS vollkommen ausreichen können, um so richtig viel Fahrfreude zu verspüren.

4. DBA Mini Oselli Edition

Der erste Medaillenrang mag jetzt vielleicht etwas überraschend wirken, doch der Maserati Quattroporte V 3.2 Evo von 1999 ist ein völlig unterschätztes und absolut wunderbares Fahrzeug. Design von Gandini, eine sehr schöne Maschine mit feinem Sound, ein edles Interieur – ach, hätten wir ihn doch gekauft.

3. Maserati Quattroporte V 3.2 Evo (1999)

Und wer sich jetzt schon gefreut hat, endlich einmal nichts von E-Autos lesen zu müssen: Fehlanzeige. Es war ein Porsche Taycan 4S, mit dem wir die weiter oben erwähnten 20’000 Kilometer gefahren sind. Und ja, wir haben uns bestens mit dem Stromer angefreundet. Klar, es gibt da noch deutliche Schwächen, mehr als einmal wollten wir ihn stehenlassen, doch das hatte oft mehr mit unseren eigenen Gewohnheiten als mit dem Fahrzeug zu tun. Und nein, man braucht keine Angst zu haben vor der E-Mobilität.

2. radical zero: Test Porsche Taycan 4S

Es war quasi Liebe auf den ersten Blick, der knallgelbe Maserati MC20 und meine Wenigkeit haben uns auf Anhieb verstanden. Innen auf ein wunderbares Minimum reduziert, angetrieben von einem der faszinierendsten Motoren der Neuzeit, diese herrliche Präzision beim Fahrwerk – da ist in Modena ein grossartiger Sportwagen entstanden. Mit dem man frühmorgens gernst mal über den Berg – oder mitten durch die Nacht auch mal Hamburg.

1. Fahrbericht Maserati MC20

Versuchen Sie es doch mal mit der «Suche». Falls Sie etwas ganz Bestimmtes suchen.

Gib als erster einen Kommentar ab

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert