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Ferrari 365 GT4 2+2

Der Seriöse

Ende der 60er Jahre hatte Ferrari drei Zwölfzylinder-Modelle im Angebot, den 365 GTB/4, besser bekannt als Daytona, den 365 GTC/4, der den Übernamen «der Bucklige» trug, und auch noch den 365 GT 2+2, der gerne als «Queen Mary» bezeichnet wurde. Dies deshalb, weil dieses Modell mit einer Länge von fast 5 Metern einer der grössten Ferrari aller Zeiten, auch nicht wirklich sportlich zu fahren war. Eigentlich war auch der GTC mehr als «Gran Turismo» denn als Sportwagen gedacht, doch sein Platzangebot war halt nicht wirklich überragend. Doch Enzo Ferrari wollte nun ein «seriöseres» Modell, er sah, dass Aston Martin und Lamborghini mit limousinen-ähnlichen Fahrzeugen Verkaufserfolge erzielten, und er rechnete sich aus, dass sich ein solcher Ferrari gerade in den USA bestens verkaufen lassen könnte.

Der Design-Auftrag ging an Pininfarina und dort an Paolo Martin. Sergio Pininfarina war sehr zufrieden mit den Entwürfen (von Enzo Ferrari weiss man es nicht so genau, er hielt Design genau so wie Aerodynamik für völlig überschätzt), bezeichnete sie als «unaufdringlich eindringlich». Doch als der neue Ferrari 365 GT4 2+2 dann im Herbst 1972 auf dem Pariser Salon erstmals gezeigt wurde, hielt sich die Begeisterung des Publikums in doch eher engen Grenzen. Als «zu sehr Ford Granada» wurde er beschrieben, als zu wenig spektakulär. Dabei gab es schon feine Details, etwa die «Pininfarina-Sicke», die rund um den Wagen lief und ihn optisch tieferlegte (und später bei vielen Pininfarina-Entwürfen verwendet wurde). Auch der Innenraum war sehr komfortabel ausgelegt – und bot erstaunlich viel Platz sowie einen tauglichen Kofferraum. Trotzdem wurden vom 365 GT4 2+2 in vier Jahren nur gerade 470 Stück verkauft – was aber auch daran gelegen haben könnte, dass der Ferrari deutlich teurer war als vergleichbare Aston und Lambos.

Ab 1976 ging es dann aber ein bisschen aufwärts – der 400 GT kam auf dem Markt. Optisch gab es keine grossen Veränderungen, der Motor hatte nun 4,8 statt 4,4 Liter Hubraum – und erstmals gab es einen Ferrari serienmässig mit automatischem Getriebe. Das passte der Kundschaft anscheinend, denn zwei Drittel der 400er Ferrari wurden mit der Automatik ausgeliefert. An der aber kritisiert wurde, dass sie die Fahrleistungen schon etwas gar arg kastrierte – heute gehören diese Automatik-Ferrari zu den günstigen Möglichkeiten, einen Ferrari mit zwölf Zylindern zu fahren. Aber auch die Handschalter gehen nicht durch die Decke.

Kleiner Nachtrag: RM Sotheby’s bietet bei seiner grossen Ferrari-Show «Leggenda e Passione» am 9. September in Maranello auch einen 400i an. Und zwar ein ganz besonderes Exemplar. Dies nicht etwa deshalb, weil das Fahrzeug handgeschaltet ist oder erst 3267 Kilometer auf der Uhr hat. Sondern deshalb, weil der erste und einzige Besitzer dieses Wagens Keith Richards ist. Na ja, viel gefahren ist er nicht…

Ab 1979 gab es dann den 400i mit Benzin-Einspritzung anstatt den bekannten sechs Weber-Doppelvergasern. Auch hier war wieder die Automatik die häufigere Wahl, bis 1985 wurden stolze 883 Exemplare mit Automat verkauft, aber nur deren 422 Stück mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe. Danach kam dann auch noch der 412, der bis 1989 hergestellt wurde – die «Limo» wurde unaufdringlich zu einem der am längsten quasi unverändert gebauten Ferrari-Modelle überhaupt.

Mehr Ferrari haben wir in unserem Archiv.

1 kommentar

  1. also ich find den super schön. Kein Racer halt, aber als GT hat das Ding doch Klasse! Unter 100’000.- wird aber inzwischen auch schon schwierig… Und den Unterhalt kann ich mir sowieso nicht leisten. 12 Zylinder mit 6 Vergasern, dürfte den Mech freuen und ist sicher nicht ganz trivial einzustellen, nehme ich an.

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