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radical zero: Fahrbericht Ora Funky Cat

Wackeldackel

Dass ausgerechnet aus China das aktuell wahrscheinlich fröhlichste, lebenspositivste E-Auto kommt, das kommt dann doch eher überraschend; Witz und Charme verortet man ja sonst nicht unbedingt im Reich der Mitte. Doch die Ora Funky Cat sieht nicht nur niedlich aus mit ihrem treuherzigen Augenaufschlag und ihrer etwas pummligen Figur, sie hat auch sonst eine erfreuliche Leichtigkeit, in der Kundenansprache, in der Technik, sogar im Preis (zumindest im Leasing, noch bis Ende September ab 149 Euro im Monat).

Gut, die Katze huscht nun schon länger unter unterschiedlichen Namen durch die verschiedenen Märkte, in China ist sie schon seit Ende 2020 zu kaufen. Seit Anfang 2023 wird sie nun auch in Deutschland angeboten; in die Schweiz hat sie es noch nicht geschafft, obwohl die Schweizer Emil-Frey-Gruppe den europäischen Vertrieb übernommen hat. In Europa tritt sie in zwei Versionen an, beide 171 PS stark, aber einmal mit 48-kWh-Akku, einmal mit 63-kWh-Batterie. Der grössere Energiespeicher soll eine Reichweite von bis zu 420 Kilometer ermöglichen, der WLTP-Verbrauch liegt bei 16,5 kWh/100 km. Nachprüfen konnten wir das auf unserer kurzen Probefahrt nicht, freuten uns dafür an der Massagefunktion der Sitze und lächelten über die teilweise etwas abenteuerlichen Übersetzungen im Bediensystem.

Mit 4,24 Metern Länge ist die Funky Cat kein Zwerg, sondern ziemlich genau auf der Länge eines VW ID.3. Vorne wirkt das alles angenehm grosszügig, gar luftig, was sicher auch am riesigen Panoramadach liegt. Vor sich hat man ein zwei aneinander gebaute Displays, relativ klein, aber gut zu überblicken, nur Heizung/Lüftung werden noch über klassische Schalter bedient. Das sieht alles sehr nett aus, auch die Materialien sind anständig, die Verarbeitung auf den ersten Blick gut. Ausserdem sitzt man wirklich gut, leicht erhöht, sehr bequem. Für die hinteren Passagiere wird es aber erstaunlich eng, da fragt man sich, wo die Ora Funky Cat ihre bauartbedingten Vorteile gelassen hat. Zumal auch Kofferraum mit nur 228 Litern Fassungsvermögen eher klein geraten ist. Und dann auch noch über eine hohe Ladekante verfügt. (Und unter der Motorhaube tatsächlich über so etwas wie einen Motor, siehe unten.)

Das Leergewicht wird mit etwas über 1,6 Tonnen angegeben, damit ist die Chinesin gut 200 Kilo leichter als der ID.3. Und das spürt man beim Fahren. Überbordendes Temperament muss von den 171 PS nicht erwarten, am Start zieht die Katz’ gut ab, ab Landstrassengeschwindigkeit wird es dann etwas zäher, nach oben ist bei 160 km/h Schluss. Der doch recht hohe Aufbau (1,60 Meter) verhält sich aber auch bei flotteren Kurvenfahrten erfreulich neutral; wir wunderten uns allerdings, dass die Reifen (Pirelli) schon bei tiefen Kurvengeschwindigkeiten zum Quietschen neigten. Was aber an der erfreulichen Agilität der Chinesin nichts ändert. In der Stadt und der Agglomeration macht die Funky Cat ihre Sache bestens, ist übersichtlich, kinderleicht zu bedienen.

Zu wenig agil ist die Ora Funky Cat allerdings beim Laden: Maximal 67 kW saugt sie am Schnelllader. Das ist dann doch etwas dürftig, das können die europäischen Konkurrenten teilweise deutlich besser. Die 11 kW für daheim sind dagegen Standard. Auch Standard scheint der Preis, in Deutschland gibt es das Produkt aus dem riesigen Great-Wall-Motors-Koglomerat 38’990 Euro mit der kleinen Batterie. Mit dem grossen Akku und voller Ausstattung sind dann 44’490 Euro fällig. Andererseits: Dafür kriegt man auch einen Tesla Model Y, wenn auch quasi nackt. Und auf der Höhe des Amerikaners bewegt sich die hübsche Chinesin dann halt doch nicht, weder technisch noch in Sachen Software. Aber dafür ist sie viel fröhlicher. Und hübscher.

Wir fuhren die Ora Funky Cat im Rahmen einer Veranstaltung von #gcoty. Mehr Strom haben wir hier: zero. Alles andere im Archiv.

3 Kommentare

  1. nono nono

    nicht einmal geschenkt… Restmüll.

  2. Ingo Ingo

    Bin nichtsahnend durch das Mietwagenparkhaus an einem deutschen Airport gelaufen und habe mich beim Anblick Ora Funky Cat erschrocken… sieht aus wie ein überdimensionales Küchengerät. Mit den neuen Freiheiten beim Fahrzeugdesign geht leider nicht einher das diese für schönes Design genutzt werden… da ist die Katze ( die etwas runde) aber jedenfalls nicht allein… die Marke mit dem Stern kann das auch nicht besser

  3. Ingo Ingo

    Ergänzungen zu meinem post:
    Habe letzte Woche einen Mietwagen an einem deutschen Airport gemietet. Folgender Dialog fand am Schalter statt:

    Mietwagenmitarbeiterin: wieviele Kilometer fahren Sie?
    Ich: ca 200
    Mietwagenmitarbeiterin: oh, ich habe ein Elektroauto für Sie, zeigt ca 220 km Reichweite an
    Ich: passt scho
    Es begann der Papierkram und ich vergaß zu fragen was für ein E-Auto. Irgendwann fiel mir ein, dass dieses ja auch interessant wäre zu wissen
    Antwort der Dame: Ora funky cat
    Ich: Haben Sie eine Skimaske für mich?
    Dame: so schlimm.
    Ich: Ja, welche Farbe? Pink?
    Dame: Nein, schwarz
    Ich: das ist gut, verwischt die Konturen

    Am Ende hatten die Mitarbeiterin und ich viel Spaß an dem Gespräch, dann fuhr ich los und habe 189 km gegen den Wagen gekämpft. Ich wurde permanent gemassregelt das ich zu schnell, falsch, unaufmerksam fahre. Schöne neue Welt.
    Ich und der Wagen waren anschließend fix und fertig….

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