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Alfa Romeo 1750/2000 Berlina

Der Klassiker

Damit wir das auch gleich noch geschrieben hätten: radical ist auf der Suche nach solch einer Berlina. Lieber 1750 als 2000, aber eigentlich egal. Also, nicht für eine Geschichte, sondern zum Kauf. Sie würde in sehr gute Hände kommen, versprochen.

1958 hatte Alfa Romeo als Nachfolger des Millenove den 2000 vorgestellt. Da gab es den bekannten Spider (102.04), den etwas weniger berühmten Sprint (102.05) und auch eine Limousine, italienisch Berlina (102.00), an die sich heute kaum mehr jemand erinnert. 1961 gab es dann sechs Zylinder und 2,6 Liter Hubraum, wieder Spider (106.01), wieder Sprint (106.02, erstaunlicherweise die meistverkaufte Variante) – und wieder eine Berlina (106.00). Optisch gab es kaum Unterschiede zwischen diesen beiden Viertürern, doch Mitte der 60er Jahre sah die Berlina schon ziemlich alt aus, liess sich auch kaum mehr verkaufen. Andererseits schien die Zeit der grossen Limousinen in Italien damals etwas vorbei – und so buchstabierte Alfa Romeo selber etwas zurück beim Nachfolger, die 1967 vorgestellte und 1968 eingeführte Alfa Romeo 1750 Berlina war mit ihrer Länge von 4,39 Metern deutlich kleiner als der 2600er, der doch 4,7 Meter gemessen hatte. Und wie die Bezeichnung verrät, wurde auch bei der Motorisierung wieder zurückgefahren, nur noch vier Zylinder, 1,8 Liter Hubraum – die Bezeichnung 1750 wurde als Referenz an den grossartigen 6C 1750 gewählt.

Das neue Modell basierte auf der Giulia, erhielt aber sechs Zentimeter mehr Radstand, in der Gesamtlänge übertraf die grosse Limousine die kleine um 25 Zentimeter. Das Design kam von Bertone, erinnerte natürlich an die Giulia, wirkte aber mit ihren glatten Flächen erfreulich modern. Die 113 PS reichten beim knapp über 1100 Kilo schweren Alfa für sehr anständige Fahrleistungen, auch das Fahrwerk des Hecktrieblers war seinen Konkurrenten überlegen. Ab 1971 gab es dann den Zweiliter mit 132 PS, der war dann bis zu 190 km/h schnell. Von der 1750er-Belina wurden über 100’000 Exemplare verkauft, der Zweiliter kam in nur zwei Produktionsjahren noch knapp auf 50’000 Stück – das war ein grosser Erfolg für Alfa Romeo, die früheren 2000/2600-Limousinen waren noch auf etwas über 2000 Exemplare gekommen.

Die Alfa Romeo sind bestens vertreten in unserem Archiv – versuchen Sie es doch mal mit Suche.

13 Kommentare

  1. Christian Christian

    Oh ja, die „Berlina“ – ein schönes Auto, hat ein guter Bekannter meiner Oma in Italien, seines Zeichens Bauunternehmer, gefahren. Ich glaube Baujahr 1972, dunkelgraumetallic mit grauen Velourpolstern. Sehr guter Sound und sehr gediegen. In der Zeit liefen die Geschäfte noch gut am Bau!
    Meistens ist er aber mit seinem Fiat 126 herumgefahren, die „Berlina“ kam nur zu besonderen Anlässen aus der Garage!
    War ein 2000er. Als Kind fand ich die Anzeige für den Öldruck immer toll – sowas hatten unsere Autos nicht – vom Drehzahlmesser eh ganz zu schweigen…. Tempi passati.
    Aber, holt Euch einen! Ach ja, wegen der Fahrleistungen war er auch bei den „bösen Buben“ sehr gefragt…

  2. Ein wundervolles Auto, was immer etwas im Schatten der Giulia stand, zu Unrecht, wie ich finde.
    Nur das Leergewicht sollten Sie noch etwas korrigieren, da scheint mir eine Null zu fehlen…

  3. Christian Christian

    Es war halt eine von Bertone „aufgebügelte Giulia“ – Man merkte eine gewisse Familienähnlichkeit aber es war trotzdem das „größere“ Auto, denn die Motoren der Berlina gabs nicht in der Giulia – außer es wurde „gebastelt“.
    Aber 1972 kam glaube ich schon die Alfetta als Nachfolger und so stand die Berlina immer ein wenig im Schatten wegen der kurzen Bauzeit.
    Als Tip, der Film „Der Fall Serano“ mit Alain Delon und… einer Berlina in Amaranto-Rot mit gelben Scheinwerfen und am Ende des Films sehr zerbeult….

    • Der Fall Serrano, was für ein großartiger Film!
      Aber wie einen die Erinnerung täuschen kann, irgendwie habe ich Delons Berlina in einem hellen Eisblau-Metallic abgespeichert, ich muß den Film dringend einmal wieder sehen, alleine die Szene in der Delon im Morgengrauen in die Wohnung von Lino Ventura am Champs du Mars kommt, dieser im seidenen Morgenmantel, durch die Fenster sieht man den Eiffelturm:
      „Du bist ein Zweiter. Ein brillianter Zweiter, aber eben ein Zweiter!“

  4. Walter Walter

    Schöner Beitrag, vielen Dank.
    Während ein paar Jahren war ich auch ein glücklicher Besitzer und habe ihn dann leider verkauft. Das einzige Problem war während dieser Zeit leider der Rost, welcher vielen Berlina’s das Leben nahm.

    • Mathias Kröger Mathias Kröger

      Ein fantastisches Auto, das ich in den 70ern erst vom Rücksitz aus bewundern und dann meinem Vater abkaufen durfte, der davor Giulia Super fuhr. Drehmoment ohne Ende, als Langhuber kein Freund von Drehzahlen, aber die braucht die Berlina auch nicht, um den 2002 tii mit immerhin einem PS weniger locker abzuschütteln. Neutrales, ehrliches Fahrverhalten, phänomenales Getriebe, wunderbarer Innenraum, aus meiner Sicht zeitlose Bertone-Linienführung, Subtiler als die der Giulia. Im Alltag heute völlig mühelos zu bewegen. Nach über 40 Jahren habe ich sie mir wieder gekauft und freue mich jeden Tag darüber.

  5. Delande Delande

    Schönes Auto! Wobei ich dann doch die Guilia wegen ihrer ungwöhnlicheren Form noch interessanter finde.
    Was mich – bereits als Kind beim ‚Probesitzen‘ auf Autosalons oder in Autohäusern -verwundert hat, war diese italienische ‚Schlampigkeit‘, dass die Tachonadel im Stand nicht bei Null war sondern irgendwo zwischen 10 und 20 rumhing – gleiches für die Drehzahlmesser. Ich fand das sehr schade, gerade bei so hübschen Instrumenten wie im Alfa, dass da so wenig Sorgfält fürs Detail verwendet wurde (was sich leider ja auch in wesentlich relevanteren Konstruktionsmerkmalen italienischer Autos widerspiegelte, was ich aber als Kind noch nicht wusste). Man hätte den Nadelanschlag einfach korrekt positionieren können, hätte kein Lira mehr gekostet, nur ein wenig Sorgfalt.

    MfG
    Delande

  6. Karl Thomaselli Karl Thomaselli

    Ich habe einen! Grüße!

    Der ist, ein beiger, der Urvater von meinem GTV 2,5er 1985.. der der Vater vom GTV 3,0..1996.
    fertig.

    Und die kleinen Speränzchen, wie der berühmte Nadel-anschlag, oder..
    Mann weiß was man tut, wie und wie weit.. wenn nicht ist es beim Gehirn
    eher schmal geworden..

    Liebe Weihnachtsgrüße 🙂

    • Peter Ruch Peter Ruch

      zu verkaufen, allenfalls?

  7. Rolf Rolf

    Was für ein schöner Wagen.
    Die hatte ich glatt vergessen, als ich andernorts schrieb, dass nach Giulia, Spider und GTV eigentlich nichts mehr kam.
    Wie klein sie doch ist, die Berlina. Damals wirkte sie richtig ausgewachsen.
    Ich erinnere mich gut, dass sie doch deutlich eleganter wirkte als die Giulia, vor allem innen. Und diese herrlichen Uni-Lacke. Wunderbar.

  8. Ingo Ingo

    Welch schönes Auto, das auch in meiner Garage steht.
    Kleine Korrektur: tatsächlich wurde die Berlina 2000 parallel zur Alfetta bis 1977 gebaut, also nicht nur 2 Jahre.
    Schöne Weihnachten!

  9. Matthias Schnell Matthias Schnell

    Ich freue mich immer, einen Berlina 2000 zu sehen. Ich hatte mal einen roten 1972ziger in den 80ziger Jahren. Tolles Auto mit einem fantastischen Motor mit viel Drehmoment, mit dem man die Berge auf der Autobahn ziemlich glatt bügeln konnte. Die Achse hinten war allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Leider beulte sich dann nach zwei Jahren die A-Säule von innen nach außen aus …

  10. Ja, die Berlina.

    Teil der italienischen Dreifaltigkeit, die mich als Dreirad pedalierenden Kindergarten-Racer für immer in den Auto-Bann gezogen hat. Erster war ein rotes Coupe. Ein 1300 GT Junior, wie ich heute denke. Dann sind wir weggezogen. Und am neuen Wohnort warteten ab dem späten Nachmittag eine Giulia Nuova und eine 1750 Berlina. Nur 300 Meter Gehsteig dazwischen. Beide in dunkelgrün mit braunem Innenraum. Ich habe diese Autos inhaliert, darüber meditiert. Als kleiner Knirps den Lichtfall über den konkav modulierten Lichtflanken der Giulia mit den leicht konvexen Flächen der Berlina verglichen. Und angefangen zu Zeichnen.

    Lebensverändernd.

    Seit dem träume ich Alfa.

    Manchmal fahre ich sie auch. Aber nicht hier im Eisregen mit röchelndem Doppelnocker und hängenden Wischern.

    Nur dort, wo die fein geschlängelten Landstrassen der grazilen Perfektion dieser Kunstwerke einer untergehenden Kulturepoche entsprechen.

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