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BMW 3.0 CSL (1971)

Vorläufer?

Man kennt die Geschichte: 1972 kam Bob Lutz zu BMW – und eine seiner ersten Amtshandlungen war das Engagement von Jochen Neerpasch, den er bei Ford abwarb und zum Chefingenieur der frisch gegründeten Motorsport GmbH machte. Das erste M-Projekt war dann der E9, der als 3.0 CSL die Ford Capri in die Schranken weisen sollte. Die Serien-CSL auf Basis des E9 waren zuerst (1971/72) mit einem 3-Liter ausgestattet, der es auf nicht gerade wilde 180 PS und 255 Nm maximales Drehmoment bei 3700/min brachte. Es folgte 1972/73 wieder ein 3-Liter, mit neu 3003 anstatt 2985 cm3, 200 PS und 272 Nm; von 1973 bis 1975 war es schliesslich ein 3,2-Liter mit 206 PS und 286 Nm maximalem Drehmoment bei 4300/min. Die 1973 eingeführte, auch erfolgreiche Rennversion hatte dann 3498 cm3 Hubraum und kam auf 440 PS bei 8500/min – man sieht das Potenzial, das in diesem Reihensechser steckte. Später experimentierte BMW dann auch mit Vierventilern und vor allem Turbo-Aufladung, man spricht von bis 900 PS. Doch so richtig berühmt sind halt die «Batmobil», die bis 1978 für Siege gut waren – wir zeigen unten als Beispiel #2275997.

Nun taucht aber bei RM Sotheby’s für die Versteigerung in Paris im Februar 2025 die Chassis-Nummer #2211343 auf, Jahrgang 1971. Von diesem Fahrzeug heisst es, es sei einer von zwei Prototypen gewesen, die BMW im September 1971 nach England zu Broadspeed geschickt habe, damit sie dort nach Gruppe-2-Spezifikationen umgebaut wurden – und pro Runde zwei Prozent schneller als die damaligen Capri. Mit Hilfe von Cooper wurden die E9 erleichtert und versteift, erhielten ein Bilstein-Fahrwerk, waren aber bei winterlichen Testfahrten mit John Fitzpatrick und Dieter Quester in Paul Ricard nicht schnell genug für die Ansprüche von BMW. Der Vertrag wurde wieder aufgelöst, was Broadspeed aber anscheinend nicht hinderte, die Entwicklung voranzutreiben, etwa auch Niki Lauda zu Testfahrten zu engagieren. Im April fuhr John Fitzpatrick auf dem Broadspeed-BMW mit Chassis-Nummer 2211343 (bezeichnet als 2800 CS…) bei einem Lauf um die europäische Tourenwagen-Meisterschaft auf den dritten Rang, hinter zwei Ford Capri. Er hatte da drei Liter Hubraum, wohl etwa 340 PS (deutlich mehr als die Capri…) – und klassierte sich vor den E9-BMW, die bei Schnitzer und Alpina vorbereitet worden waren. Danach soll das Fahrzeug nach München ins Werk gekommen sein – und habe dort als erster Rennwagen überhaupt die berühmte M-Lackierung erhalten. Im Juni 1973, da lief das offizielle M-Programm mit den E9 schon, wurde dieses Fahrzeug dann an Vasek Polak in die USA verkauft, gewann dort anscheinend auch ein Rennen in Riverside; erst in Amerika erhielt es auch den so typischen Heckflügel.

Nun, wir wissen es nicht besser. Was unter anderem daran liegt, dass es – anscheinend – keine Aufzeichnungen der M GmbH gibt, welche Werks-Fahrzeuge wann wo eingesetzt wurden. Aber so ist das halt mit den Rennwagen, ganz allgemein: durchgängige Geschichten sind eher selten. Es gibt Bilder, wie der Broadspeed-BMW 1972 aussah, halt ganz anders als heute, doch das heisst nicht, dass die Geschichte nicht stimmt.

Mehr interessante Automobile haben wir in unserem Archiv.

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