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Das wahre Chaos

Produkt, Produkt, Produkt

Man könnte sich nun fragen, was EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am weltpolitisch nicht ganz unwichtigen «Liberation Day» der orangen Abrissbirne ausgerechnet in der usbekischen Stadt Samarkand verloren hatte. Immerhin liess sie von dort verlauten, dass sie die neuen Zölle der USA «zutiefst» bedaure. Das sind ja mal klare Worte, da werden sich die Amerikaner jetzt aber in die Hose machen – sofern sie das überhaupt mitbekommen haben (Usbekistan steht nicht auf der Liste jener Länder mit Sonderabgaben, im Gegensatz etwa zu Lesotho und Saint-Pierre et Miquelon, die den Höchstsatz von 50 Prozent zu bezahlen haben werden). Am Tag vor ihrer Abreise, sauber im Schatten des Zollhammers der USA, konnte sie aber noch verkünden, dass die europäische Auto-Industrie die CO2-Vorgaben für 2025 nicht schon 2025, sondern de facto erst 2027 erreichen muss. Zwar müssen Brüssel und die Länder dem neuen Vorschlag noch zustimmen, aber das ist Formsache; ob dann auch gleich noch das Verbrenner-Aus für 2035 gekippt wird, wird sich in den nächsten Wochen weisen.

Ob das nun wirklich eine gute Botschaft für die europäischen Hersteller ist, wollen wir hier bezweifeln. Sicher, auf das kurzfristige Finanzergebnis wird sich das wohl für einige Hersteller positiv auswirken, sie brauchen vorerst keine happigen Bussgelder zu befürchten, kriegen noch einmal etwas Luft. Doch wir sehen das als Bumerang (dazu haben wir schon einmal etwas geschrieben, hier) – und es macht die Verunsicherung der potentiellen Kunden sicher nicht kleiner. radical plaudert ja gern ein bisschen mit den Händlern, grossen Auto-Häusern und kleinen Garagen, dem untersten Glied der automobilen Nahrungskette – und da herrscht absolute Ratlosigkeit. Der Gebrauchtwagen-Markt läuft bestens, die Werkstätten sind voll, die Kundinnen investieren lieber nochmals in ihr schon vorhandenes Fahrzeug – in den Show-Room mit den glänzenden Neuheiten bringt man Private aber derzeit kaum. Trotz teilweise perverser Leasingangebote.

Kurzer Einwurf: In der Schweiz war der Markt auch im März 2025 richtig schwach, ging im Vergleich zum schon sehr schwachen Vorjahr noch einmal um 7,6 Prozent zurück. Im ersten Quartal beläuft sich das Minus nun auf 7,9 Prozent. Die reinen Stromer sind noch leicht im Plus, 3 Prozent, Marktanteil 20,4 Prozent – obwohl Marktführer Tesla in den ersten drei Monaten ein Minus um sagenhafte 62,1 Prozent verzeichnete. Nummer 1 in der Schweiz ist übrigens nicht mehr Volkswagen, sondern BMW. Auffällig ist, dass zwei Marken mit einer sauberen Zukunftsstrategie am meisten zulegen konnten, Hyundai und Renault. Es ist eine uralte Weisheit: Produkt, Produkt, Produkt.

Bleiben wir noch kurz in der Schweiz: Da hat der Bundesrat beschlossen, die CO2-Verordnung – die in weiten Teilen den unterdessen nicht mehr geltenden EU-Vorgaben entsprach – nicht mehr zu verändern. Selbstverständlich steht die Importeursvereinigung «auto-schweiz» jetzt Kopf, muss sie ja, doch mittelfristig besteht nun wenigstens Planungssicherheit. Nur so am Rande: Die europäische Auto-Industrie (und folglich auch der jeweilige Schweizer Importeur) weiss seit acht Jahren (in Worten: 8), welche Regeln ab 2025 gelten. Weil aber der amerikanische Autokrat das Gefühl hat, dass sowieso keine Regeln mehr gelten, haben viele Politiker und auch Wirtschaftsvertreterinnen das Gefühl, das gelte auch für sie. Tut es aber nicht.

Nun gut, das ist jetzt wohl eh alles Erdnüsschen. Was da gestern aus den USA kam, wird das ganze Spiel noch einmal grundlegend verändern – und die Aussichten sind nun wahrlich sch…wierig, nicht nur für die Auto-Industrie. Wir wollen uns hier nicht anmassen, die geowirtschaftlichen Verwerfungen beurteilen zu wollen, aber was da im Rosengarten des Weissen Hauses verkündet wurde, wird die Führungskräfte in Politik und Wirtschaft in den nächsten Monaten in den Vollgalopp versetzen. Und die Kunden noch weiter verunsichern. Samarkand, übrigens, soll eine sehr schöne Stadt sein. Mit einem wunderbaren Bazaar.

Ja, das Bild oben wurde mit KI erstellt, es sei uns verziehen. Ganz viele echte Automobile haben wir in unserem Archiv.

10 Kommentare

  1. Ziemlich sicher sehe ich die EU-Grenzwerte kritischer als Sie, Herr Ruch, ich glaube auch nur bedingt an die Zukunft der E-Mobilität – jedenfalls unter den herrschenden Bedingungen – gehöre aber ganz sicher auch nicht zu den Verbrennergläubigen und finde die völlig disparate Situation, ebenso wie Sie, sehr schwierig und unbefriedigend.

    Aber:
    Das sind für mich momentan alles nur Nebenkriegsschauplätze.

    Das Drama findet zuvorderst in den USA statt, dort höhlt ein geisteskranker Möchtegerndiktator die demokratischen Strukturen nach dem Vorbild der Nationalsozialisten aus, mithilfe seiner Tech-Oligarchen, für mich als Deutschen, der nie stolz darauf war, ein Deutscher zu sein, der aber stolz darauf war, daß wir Deutschen nach dem furchtbaren Feuersturm, den der Gefreite aus Braunau über die Welt gelegt hat, von den Amerikanern und den Briten die Demokratie so gut beigebracht bekommen haben, ist das besonders furchtbar.

    Aber das Drama findet natürlich auch in Europa statt, Geert Wilders, Marine Le Pen, Roger Köppel, Alice Weidel, Nigel Farage, der Antisemitismus, der in Deutschland wieder aus allen Ritzen quillt, all das läßt mich jedenfalls nicht mehr ruhig schlafen.
    Da sind Abgasgrenzwerte und EU-Normen nur noch am Rande wichtig, unsere Welt ist in einem Zustand wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr!

    Entschuldigen Sie bitte, daß ich vom Thema Auto so weit abweiche, aber das sind Themen, die uns alle bewegen (sollten) und da radical ja nicht völlig unpolitisch ist, paßt es hoffentlich ja auch hier her.

    Und:
    Wie weitsichtig und richtig war es, daß Sie rechtzeitig Stellung bezogen haben in der Causa Musk und Tesla.

    Aber:
    Dennoch freue ich mich über jeden neuen Beitrag hier, selbst Amerikanische Pickups werden in Ihren Beiträgen richtig interessant…

  2. Auch wenn die Auto Industrie seit acht Jahren weiss, was die Traumtänzer in Brüssel entschieden haben, macht das diese Entscheidung nicht besser. Wenn Radical findet dass in Zukunft technisch ungebildete, ideologisch gesteuerte Politiker vorgeben was man bauen darf und was man kaufen darf, dann sind wir in DDR Zeiten. Kann Radical gut finden, ich never ever!

    • AlfaChev AlfaChev

      Ich sehe es ansatzweise genau wie Sie, Herr Häner. Eine irre gewordene UvdL hat gemeinsam mit einem niederländischen ( ! ) EU-Kommissar ( Timmermanns) diesen Nero-Befehl zum Verbrenneraustieg durchgedrückt. Ein links-grünes Ziel sollte mit ruinösen Strafzahlungen wider jede Realität erzwungen werden….Das hat doch mit freier Marktwirtschaft so gar nichts mehr zu tun – wenn das E-Auto in all seinen Eigenschaften besser als ein Verbrenner wäre/ist, warum hat sich sich bislang am Markt ( bis auf wenige Länder) nicht flächendeckend durchgesetzt? Warum tut es sich dann immer noch so schwer ? Warum wird immer wieder mit massiven Subventionen ( Steuergeld ) versucht, den Verkauf zu pushen….und das schreibe ich, obwohl ich sehr gerne u.a. den Ioniq5 nutze !

  3. Thomas Thomas

    Ich traue mich schon, eine kleine Prognose zu wagen: Der PKW Absatz wird global stark sinken, weil die Menschen bei Ungewissheit zum Sparen neigen. Vor allem die der ersten Welt.
    Das gute dran: Irgendwann muss man neu kaufen und das wird dann einen ordentlichen Aufschwung bringen. In meiner Branche rechnet man zb schon 2026 damit, weil dann jede Menge Leasing Verträge auslaufen werden. Gekauft wird dann aber eher günstig. Man sieht ja heute schon, was sich in Europa gut verkauft. Dacia, Skoda, Seat …

    Ich denke, dass man in der Frage Verbrenner vs. Elektro schlichtweg den Markt entscheiden lassen sollte. Da der batterie-elektrische Antrieb fast immer technisch/betriebswirtschaftlich weit überlegen ist, wird er sich so oder so durchsetzen; auch ohne Marktintervention.

    Unser Problem ist China. Ich bin gegen Zölle auf chinesische PKW. China ist zwar „schwierig“, aber es würde uns schon sehr helfen, könnten wir günstige chinesische PKW kaufen. Den VW ID.3 gab’s in China mal um 15.000 Euro. Ein fairer Preis.

  4. yumiyoshi yumiyoshi

    Donald Trump hat alles, was er jetzt umsetzt, teilweise schon Jahre zuvor angekündigt hat. Seine Agenda 2025 stammt aus dem Jahr 2022. Das wahre Drama für mich ist, dass in Europa sowohl Politiker als auch Unternehmensführer trotzdem geglaubt haben, das alles werde schon nicht so schlimm kommen. Selbst nach der Wahl, als Trump jede Woche dutzende Dekrete erließ, die klar zeigten, dass er es ernst nimmt.

    Westeuropa ist, so wie es scheint, mittlerweile völlig unfähig, globale Entwicklungen und die sie antreibenden Personen auch nur ansatzweise richtig einzuschätzen und dem entsprechend Vorsorge zu treffen.

    Das galt vor vielen Jahren bei der Expansion nach China, wo man nur die leuchtenden Eurozeichen in den Augen der Verantwortlichen sah und niemand sehen wollte, dass uns der massive Know-How-Transfer in eine Diktatur, die sich genau null um Regeln schert, irgendwann um die Ohren fliegen wird. Das galt später gegenüber Putin (dem die Ex-Ostblockstaaten zu Recht nie getraut haben), den man zeitweise auf fast schon untertänige Weise hofierte, und jetzt gegenüber der Trump-Administration, die lediglich umsetzt, was sie ganz offen angekündigt hat.

    Ein Europa mit Führungskräften, die nicht in der Lage sind, zentrale Entwicklungen rechtzeitig vorherzusehen und dem entsprechend vorauszuplanen, wird gegen Autokraten wie Trump und Putin untergehen. Und wer immer noch glaubt, dass man Persönlichkeiten wie Trump, Putin oder Erdogan mit „Diplomatie“ auch nur irgendwie beeindrucken kann, steht sowieso auf verlorenem Posten.

  5. Christian Christian

    Die Verunsicherung begann mit dem GEG in Deutschland und dem „Verbrennerverbot“. Ein Freund von mir, Energieberater, sagte wortwörtlich zu dieser Zeit zu mir, er weiß auch nicht, was er seinen Kunden in Sachen Heizung und Bau eines Hauses sagen oder raten soll. Ein Hin und Her der Förderungen, abstruse Vorstellungen und vollige Unkenntnis der „Entscheidungsträger“ über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Bevölkerung und vollkommenes Negieren wirtschaftlicher und physikalischer Zusammenhänge seitens der Politiker sind und waren die Gründe für die derzeitige Zurückhaltung und Verunsicherung. Aus dem Flugzeug in 10 000m Höhe zu springen und in der Flugzeit sich einen Falschirm zusammennähen wird wohl mit einem grandiosen, ungebremsten Aufprall enden.
    Einfach gesagt, die Autos (egal ob E oder V) sind zu teuer, auch zu teuer im Unterhalt und qualitativ zu schlecht für den aufgerufenen Preis.
    Und in solchen Zeiten halten sich die Menschen, die noch einigermaßen logisch denken können, sich bei Ausgaben zurück.
    „Ein Europa mit Führungskräften, die nicht in der Lage sind, zentrale Entwicklungen rechtzeitig vorherzusehen und dem entsprechend vorauszuplanen, wird gegen Autokraten wie Trump und Putin untergehen.“ Nicht nur gegenüber diesen beiden „Kalibern“ – vor allem gegenüber China.
    Es spricht Bände über den Zustand diese Europas, wie Frau vdL (Bild oben) „installiert“ wurde. Ebenso toll ist die Madame Lagarde, die ja wegen Korruption schon rechtskräftig verurteilt ist, und über den „Euro wachen“ soll.
    Es reicht eben nicht, sich moralisch über alle Anderen zu erheben und zu meinen, man sei der schönste, klügste und beste Mensch auf Erden und habe ja die Weisheit mit dem ganz großen Löffel gefressen.
    Auch der Staatsrat hat damals befunden, dass Trabbi und Wartburg für den Genossen ausreichend seien und hat jede Weiterentwicklung und Neuentwicklungen verboten – Ende bekannt! Dummheit schränkt ein und verbietet, Weisheit lässt Wettbewerb und Ideen zu.

  6. Andreas Zigg Andreas Zigg

    CIVIL WAR!

    Das ist ein Film, wh 2026 Realität.

    Der beste KGB, FSB Agent, donald trump, den der Pjutin seit 1999 entwickelt,
    führt mit seinen hirntoten Aktionen den Wahnsinn an.
    China im Hintergrund lächelt.
    Und in Europa, das jetzt die Chance hätte, ein Europa zu werden, wird von
    kleinkarierten Regional Deppen und Dummerl gebremst.
    Dazu der Bürokratiturm zu Babel,verz. Brüssel, der an der gegründeten
    Werten der EU vorbei wirtschaftet, und kleine Nationalstaaten, die glauben, sie
    würden. Die werden gar nichts.. null.

    Resume, von Pjutin geplant und Schritt für Schritt umgesetzt.
    Ich frage mich immer, warum ein ARSCHLOCH WIE MUSK IN EINER REGIERUNG
    IN DEN USA SITZEN DARF, WENN DAS IN DER VERFASSUNG NEGIERT WIRD?
    Und ist es im GULAG SCHÖNER?
    NA DAN ZEIHT DOCH AB NCH RUSSLAND ODER NACH CHINA.
    DA WIRD FÜR DICH GEDACHT UND GESAGT WANN DU SCHEISSEN GEHN DARFST.
    Das geht nur, weil 40% der Menschen hirntot sind.

    EIN GEORG WASHINGTON DREHT SICH IM GRAB UM.
    Wann beginnt unsere neue Neuzeit?
    EINE NEUE ZEIT, ZURÜCK ZU DEM WO WIR SCHON WAREN..ES WAR
    SCHON BESSER.
    UND WIE ERKLÄREN WIR DAS UNSEREN, INTELLIGENTEN, KINDERN?

    Uneinige Menschen sind ein leichtes Ziel.
    GENAU DA STEHT EUROPA.
    Ich sage, nein, das ist unser Leben, unsere Welt, und wh unsere Zeit..

    Was hätten die ATHENER UND SPARTANER gemacht?
    DAS SICHER NICHT.. LG

  7. B.P. B.P.

    „… die Werkstätten sind voll, die Kundinnen investieren lieber nochmals in ihr schon vorhandenes Fahrzeug …“

    Ja, so ist es!
    Soeben meinen seeligen Alltagsopel mit 300.000 Km und Null Restwert aus der Werkstatt bekommen – 3000 Euro investiert.
    Auf den Termin musste ich allerdings 3 Wochen warten – unter Einfluss Vitamin B, versteht sich…

  8. Rolf Rolf

    Alles ist planlos und, wenn wundert´s, chaotisch.
    Ich denke, der einzige, der einen Plan hat, ist der Ober-Chinese. Der muss auch nicht schon nach der Wahl an den nächsten Wahlkampf denken. Und solche Kleinigkeiten, wie die derzeit eher schlechte Wirtschaftslage oder der marode Bausektor interessieren ihn wohl eher wenig. Hauptsache der dumme Westen macht sich selber kaputt, man kann ja warten, auch 30 oder 50 Jahre.

  9. Klaus Leuschel Klaus Leuschel

    Bei so manchem der Kommentare hier wird Ursache und Wirkung verwechselt. Da ich alt genug bin, um als Zeitezeuge auszusagen, gebe ich zu bedenken:
    01 Die angebliche Bürokratie in Brüssel beschäftigt weniger MA (in Vollzeitstellen) als der Regierungsapparat des helvetischen Staatenbundes in Bern.
    02 Jene, die als Interessenvertreter in Brüssel akkreditiert sind, dürften an MA-Stellen der vermeintlichen Bürokratie ebenbürtig sein.
    03 Die Maße eines VW Golf sprechen bezeugen Adopsitas. So wie die PS (kW) wohl als Zeugnis anzusehen sind, daß die Häuptlinge im Lager des Verbrenners die Zeichen der Zeit nicht haben erkennen w o l l e n.
    Ich meine mich zu erinnern, daß der von mir sehr geschätzte „radical“-Autor schon mal dezent darauf hingewiesen hat, wie in eben diesem Lager die V-Linien mit subtilem Design ins (Verkaufs-)Rennen geschickt wurde, währen die E-Linien mit einem doch eher weniger subtilem Design antreten mussten.
    Summasummarum: Wer keine Allianzen schmiedet, sollte sich nicht wundern, wenn dieser plump-dümmlichen Art der Besitzstandswahrung irgendwann dann doch eher wirkungsmächtigere Gegner erwachsen.
    Freundliche Grüße reihum: Klaus Leuschel

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