Der Neubeginn
210 Jahre alt ist Peugeot bereits. Wie man genau auf das Geburtsjahr 1810 kommt, ist schwierig zu erklären, denn die Familie Peugeot war bereits Ende des 18. Jahrhunderts unternehmerisch tätig. Damals gehörte die Grafschaft Montbéliard noch unter württembergischer Herrschaft, hiess Mömpelgard; man sprach also Deutsch. Und deshalb wird Peugeot auch heute gerne noch zu den schwäbischen Automobilherstellern gezählt, von denen es ja einige bekannte Namen gibt. Wie auch immer: 1810 bauten die Brüder Jean-Fréderic und Jean-Pierre Peugeot in Herimoncourt eine Eisengiesserei auf – was fortan als Geburtsstunde des ältesten noch existierenden Auto-Herstellers galt. Den Löwen trägt Peugeot auch bereits seit 1858 im Logo, da gab es die berühmten Pfeffermühlen schon (seit 1842), die auch heute noch produziert werden. 1881 kamen dann die Fahrräder dazu – und 1889 ein erstes Automobil, damals noch mit Dampfantrieb. Aber es ging schnell voran, im Jahr 1900 konnten 500 Autos und 20’000 Velos verkauft werden; Peugeot war damit damals schon einer der grössten Mobilitätsanbieter der Welt.
Doch wir wollen hier nicht alle frühen Automobile der Marke durchgehen (eines haben wir schon vorgestellt, den Bébé), sondern direkt ins Jahr 1929 blicken, als Peugeot auf dem Automobilsalon von Paris erstmals den 201 zeigte. Es war dies nicht nur der Beginn einer neuen Nomenklatur mit der Null zwischen zwei anderen Ziffern (der Vorgänger des 201 hatte noch Typ 190 geheissen), es war dies auch der Beginn der Grossserien-Herstellung, den bis 1937 wurden 142’309 Exemplare dieses Modells gebaut. Was deshalb erstaunlich ist, weil sich die Weltwirtschaft ab 1929 in einer tiefen Krise befand, viele andere Hersteller Konkurs gingen, der kleine, zuverlässige Löwe aber durchs Dach; selbst seine Erfinder hatten nicht mit einem so grossen Erfolg gerechnet, die Fabrik in Sochaux musste ständig ausgebaut werden, um die Nachfrage befriedigen zu können.
Es gab mäniglich Varianten des 201. Zu Beginn wurde er von einen 1,1-Liter-Vierzylinder angetrieben, der es auf 23 PS brachte und das Fahrzeug immerhin 80 km/h schnell machte. Später kam ein 1,3-Liter dazu, die stärkste Version verfügte über einen 1,5-Liter-Motor mit 35 PS. Wobei: Bugatti konstruierte im Auftrag von Peugeot auch Rennversionen, bei Bugatti als Type 48 bezeichnet, bei Peugeot als 201-X, in die der halbierte Reihen-Achtzylinder aus dem Type 35 eingebaut wurde. Mit nicht einmal einem Liter Hubraum, aber dafür mit Roots-Gebläse kamen die Maschinchen teilweise auf über 100 PS. Der 201 bot beste Voraussetzungen für Rennerfolge, den ab 1931 war er das erste Serien-Automobil, das vorne mit einer Einzelradaufhängung ausgestattet wurde; das Projekt 201-X wurde aber nicht lange verfolgt, es war den «Schwaben» von Peugeot zu teuer.
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