Zurück zum Content

Maserati GranTurismo (2023)

Das Gesamtbild

Man muss da ja schon das Grosseganze betrachten. Noch nicht lange ist es her, da hat Maserati mit dem MC20 einen wirklich feinen Sportwagen auf den Markt gebracht (Fahrbericht: hier), diesen unterdessen als Cielo auch nach oben offen. Grossartig da auch der Motor, Nettuno genannt, ein grossartiges Stück italienischer Ingenieurskunst (im Detail: hier); auch der neue Grecale darf davon profitieren. Und jetzt haut das kleine Team aus Modena schon wieder so ein Ding raus, den Folgore genannten E-Antrieb – und wieder sind die Italiener ganz vorne mit dabei, technologisch.

Klar, Maserati steht im Stellantis-Konzern ganz oben, darf die Speerspitze darstellen. So ganz ohne Unterstützung aus Paris werden die italienischen Ingenieure da nicht gewesen sein, es geht da ja auch um ein paar Euro Entwicklungsgelder. Wir durften aber kürzlich das neue Lab von Maserati besuchen, am Stadtrand von Modena, ein unscheinbarer, aber doch mächtiger Industriebau – mit den modernsten technischen Möglichkeiten auf höchstem Niveau. Es war uns schon bei diesem Besuch offensichtlich, dass da Grosses geschieht, dass das Schattendasein von Maserati ein Geist aus der Vergangenheit ist.

Also, eine komplett neue Plattform, die sowohl für Verbrenner wie auch für reine Stromer verwendet werden kann. Das hat auch BMW, doch BMW hat keine 800-Volt-Architektur – was heute und in Zukunft unbedingt dazu gehört. Damit lässt sich nicht nur schneller laden, das ganze System läuft stabiler. Der erste Stromer von Maserati kommt dazu mit einer mächtigen 92,5-kW-Batterie, was für ausreichend Reichweite sorgen wird. Und eben, sehr schnell geladen werden kann. Nur Porsche/Audi sowie Hyundai/Kia sind bisher technisch fähig, dies zu stemmen – und nun auch Maserati. Erstaunlich. Und sehr erfreulich. Und ja, man darf davon ausgehen, dass zukünftige Stellantis-Produkte auch von der italienischen Technik profitieren dürfen.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Maserati diese neue Technik in ein altes Auto eingebaut hat. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, es gibt kein einziges gemeinsames Karosserie-Teil mit dem von 2007 bis 2019 gebauten Vorgänger. Grossartig allein schon der «Cofango», der Motorhaube und vordere Kotflügel zu einem einzigen Teil verbindet. Von vorne ist zudem die Familienzugehörigkeit zum MC20 gewahrt. Und überhaupt: schon der «alte» GranTurismo war einfach ein schönes Automobil, eines für die Design-Ewigkeit, da liegen die Italiener sicher nicht falsch, wenn sie klassische GranTurismo-Form weitgehend beibehalten (Bild unten: Trofeo).

Denn sie machen ja auch den Spagat. Denn einerseits kommt der Nettuno-V6 zum Einsatz, 3 Liter Hubraum, Doppelturbo, Vorkammerzündung, der im neuen GranTurismo auf 485 PS (Modena) oder 550 PS (Trofeo) kommt. Die böse Variante sprintet damit in 3,5 Sekunden auf 100 km/h und ist maximal 325 km/h schnell. Aussergewöhnlich: Für einen tieferen Verbrauch ist die Sportwagen-Maschine mit einer Zylinderabschaltung ausgestattet. Und im Gegensatz zum MC20 hat sie keine Trockensumpfschmierung. Dafür haben beide Versionen Allradantrieb.

Und dann ist da noch der Folgore, der reine Stromer, selbstverständlich ebenfalls mit Allradantrieb. Er verfügt folglich über drei Elektro-Motoren, einen vorne, zwei hinten; der Akku ist in T-Form in der Mitte des Fahrzeugs eingebaut. Die Systemleistung beträgt 750 PS, das maximale Drehmoment sehr, sehr grobe 1350 Nm. Damit rennt das Coupé in 2,7 Sekunden auf 100 km/h – und für ein E-Auto sensationelle 325 km/h schnell. Ebenfalls ziemlich positiv: das Leergewicht von 2260 Kilo, dies bei einer Gewichtsverteilung von 50:50. Das kann Porsche nicht besser. Das gilt übrigens auch für den Benziner, der Trofeo wiegt unter 1,8 Tonnen.

Die GranTurismo Modena und Trofeo kommen im zweiten Quartal 2023 auf den Markt, der Stromer folgt dann wohl nach den langen italienischen Sommerferien. Bis dann wird man auch das Cabrio schon mal gezeigt haben – es dürfte dies dann das erste rein elektrische Roadster werden (sofern sich Tesla nicht doch noch ein bisschen beeilt). Preise gibt es selbstverständlich noch keine, auch das Interieur haben die Italiener bisher noch nicht gezeigt. Aber solches, also Innenleben, können sie Modena ja besser als alle andern.

Mehr Maserati haben wir in unserem Archiv.

1 kommentar

  1. Rolf Rolf

    Ja, er ist ein bisschen hübscher geworden, vor allem hinten.
    Auf der Straße ist das allerdings eine fette Qualle, breit und ziemlich hoch für einen Sportwagen (oder halt GT). Ein Ghibli aus den 70ern war 1,16 m hoch, ein viersitziger Indy 1,22 m. Dieser hier ist 1,35 m hoch, so hoch wie früher sportliche Limousinen waren.
    Kann man nur hoffen, dass die Benziner ordentlich klingen. Der Vorgänger V8 klang mit offenen Auspuffklappen peinlich bis ordinär.
    Aber mit der Fettleibigkeit, der Höhe und dem peinlichen Klang ist er nicht allein, sogar 911er mischen da mit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert