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AC Cobra MkI – #CSX2093

Die private «Dragonsnake»

Vielleicht müssen wir da zuerst einmal etwas Klarheit schaffen zu den wichtigsten amerikanischen Renn-Serien, einst und jetzt. Man kennt sicher die IMSA (International Motor Sports Association, seit 1969), die für die wichtigste internationalen Rennserie in den USA zuständig ist (etwa die 24 Stunden von Daytona). Sie gehört der (privat organisierten) NASCAR (National Association for Stock Car Auto Racing, seit 1948), die so etwas wie die höchste Renn-Organisation in den USA darstellt. In unseren Geschichten aus den 50er und 60er Jahren kommt aber öfter SCCA (Sports Car Club of America, seit 1944) vor, ebenfalls in privaten Händen, die sich mehr um die nationalen Serien kümmert(e); der SCCA existiert weiterhin, hat aber kaum mehr Bedeutung. Und dann ist da noch die NHRA (National Hot Rod Association, seit 1951), welche das «Drag Racing» regelt.

Diese Beschleunigungsrennen, meist über einen Viertelmeile (402,34 Meter), wurden nach dem 2. Weltkrieg gerade unter Jugendlichen Mode; Anfang der 50er Jahre wurden sie von den öffentlichen Strassen geholt, von der NHRA in klare Reglemente gepresst. Doch das war ein Erfolg, das Publikum liebte das einfache Format – und bald schon zogen auch die Hersteller mit. Selbstverständlich inoffiziell, doch ein schneller Sprinter war bestens für das Image.

Das galt natürlich auch für die ganz neue Cobra von Carroll Shelby. Für ihn als ehemaligen Le-Mans-Sieger standen selbstverständlich Rundstreckenrennen im Vordergrund, doch unter seinen Mitarbeitern hatte es auch ein paar Jungs, für die «Drag Racing» mehr als nur ein Zeitvertrieb war. Jere Kirkpatrick, ein Fahrwerkspezialist, hatte viel Erfahrung auf dem Strip, Ralph Falconer Jr. war der Mann für die bösen Motoren (mit den technischen Angaben kämpfen wir noch ein bisschen, die sind teilweise etwas gar phantasievoll – 400 PS erscheinen als sinnvolles Mittelmass). Sie erhielten von Shelby das Fahrzeug mit der Chassisnummer CSX2019 als Versuchskaninchen; dieses Fahrzeug hatte zu Beginn seiner Karriere als PR-Vehikel gedient und war unter anderem zu einem Auftritt im Elvis-Presley-Film «Viva Las Vegas» gekommen. CSX2019 dominierte seine Klasse, schaffte die Viertelmeile in 11,73 Sekunden mit einer Höchstgeschwindigkeit von 119,2 Meilen. Zum Vergleich: ein aktueller Porsche 911 Turbo S mit Allradantrieb schafft das heute in 10,7 Sekunden…

Dieses Fahrzeug wurde auch berühmt als erster «Dragonsnake»; es kamen noch einige weitere vom Werk vorbereitete Drag-Cobras dazu, wie viele es waren, darüber wird gestritten. Sicher ist aber, dass die Cobra auch von einigen wenigen privaten Besitzern für diese Beschleunigungsrennen umgebaut wurde. Dazu gehört auch CSX2093, den wir hier vorstellen wollen. Vom ersten Besitzer des roten Fahrzeugs mit seinem schwarzen Interieur weiss man nichts mehr, doch 1964 kam der Mk I mit dem 289er-Motor zu Jim Costilow, der damit einige Rundstrecken- und Bergrennen bestritt. Er sah aber schnell ein, dass ihm das Talent fehlte, deshalb sucht er einen Piloten – und fand Bruce Larson, der bei einem Chevrolet-Händler als Mechaniker arbeitete. Larson war ein erfahrener Drag-Racer, baute die Cobra ganz nach seinen Vorstellungen und unter Verwendung der von Shelby angebotenen Teile um.

Ende 1964 war der nun in 31 Schichten eines besonderen Fuchsia-Metallic CSX 2093 endlich bereit – und machte in den Händen von Larson alles platt, was gegen ihn antrat. Auch die vom Werk vorbereiteten «Dragonsnake» hatten keine Chance gegen Larson, der 1965 jede Kategorie gewann, in der er antrat, auch die jeweiligen Finale zu Ende der Saison, «Nationals» genannt. Die Costilow-Cobra hätte auch die «World Finals» (an der selbstverständlich nur Amerikaner antraten) für sich entschieden, doch Larson war an diesem Anlass so viel schneller als bei allen vorherigen Rennen, dass er disqualifiziert wurde (die NHRA-Regeln sind extrem streng). Carroll Shelby war so sauer über die Erfolge der privaten «Dragonsnake», dass er seinem Team verbot, weitere Cobra für das «Drag Racing» vorzubereiten. 1966 verkaufte Costilow seine Cobra, die sich aber bis 1968 in ihren Klassen als quasi unschlagbar erwies.

Nach ihrer Renn-Karriere wurde CSX 2093 zurückgebaut, war einige Jahre wieder in Rot als Strassen-Fahrzeuge unterwegs, bis sie 1991 wieder in ihrer ruhmreichen Fuchsia-Bemalung auferstehen durfte. Und zwischen 1994 und 2010 dem Mann gehörte, der das Fahrzeug so gut kannte wie niemand sonst: Bruce Larson. 2016 konnte RM Sotheby’s diese aussergewöhnliche «Dragonsnake» für 990’000 Dollar versteigern.

Mehr von den MkI-Cobra haben wir: hier. Und andere interessante Fahrzeuge in unserem Archiv.

1 kommentar

  1. Sehr schöne Story. Interessante Info. Besonders auch die vorhergehende Legende vom CXS 2000.

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