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«The world of SUVs is done»

Killt das E-Auto das SUV?

Es war eine schwierige Woche, was die automobilen Neuheiten betrifft. BMW hat seinem SUV X5 und dem unsäglichen SUV-Coupé X6 neue Leuchten spendiert, Mercedes hat dem SUV GLE und dem mindestens so unsäglichen GLE Coupé ebenfalls neue Leuchten spendiert, Toyota bringt zumindest in den USA ein neues SUV namens Grand Highlander, das den vorderen Teil seiner Bezeichnung definitiv verdient hat. Jetzt einmal abgesehen davon, dass die Mopf (Modellpflege) auch nicht mehr das ist, was sie nie war: Nur SUV, allerorten. Sogar die eigentlich spannendste Neuheit der letzten Tage, der Zeekr X (siehe oben), ist auch sowas wie ein SUV.

Doch es naht Rettung. Dies in Form von Vincent Cobée, seit 2020 CEO von Citroën. Der in einem Interview mit der englischen Fach-Publikation «Auto Express» sehr deutlich wird – und das baldige Ende der SUV voraussagt: «The world of SUVs is done». Er gibt zwar zu, dass die aktuellen Verkaufszahlen seine These nicht gerade stützen, doch der gute Mann denkt ein paar Schritte weiter: «Wenn bei einem Elektro-Auto die Aerodynamik nicht stimmt, wird das sofort mit weniger Reichweite bestraft. Der Unterschied zwischen guter und schlechter Aero kann 50 Kilometer betragen – und der Unterschied zwischen einer Limousine und einem SUV sogar bis zu 80 Kilometer».

Die meisten E-Auto-Hersteller bauen derzeit einfach grössere Batterien ein, falls es mit dem Stromverbrauch nicht so klappt. Doch das wird in Zukunft kaum mehr möglich sein, in Frankreich, zum Beispiel, werden Fahrzeuge in Zukunft wohl nach Gewicht besteuert – und dann ist die grosse Batterie ein Klumppfuss. «In den 70er Jahren wog ein durchschnittliches Automobil 700 Kilo, heute sind wir schon bei 1,3 Tonnen. Und wenn es so weitergeht, dann bald bei zwei Tonnen. Wir werden dann drei Mal so viele Ressourcen brauchen, nur, damit wir uns einen grünen Anstrich geben können», ärgert sich Cobée.

Cobée spricht gern in Bildern, so vergleicht er die aktuellen E-SUV mit ihren gewaltigen Batterien mit einem Rucksack, den man auf eine mehrtägige Wanderung mitnimmt: «Doch gehen Sie mit diesem Rucksack auch ins Büro? Nein. Also warum sollte man dann ins Büro fahren mit einem Auto, um dann eine Tonne Batterie dort zu parkieren?» Doch der Citroën-Chef sieht auch andere Entwicklungen: «Wenn man vor fünf Jahren in einer grossen Stadt seine Kinder in einem SUV zur Schule brachte, fühlte man sich noch als Mann. Wenn man das jetzt macht, dann fühlt man sich als Terrorist». Zu Recht. Das sagt jetzt nicht Cobée, das ist die Meinung von radical.

Was der Citroën-Chef da aber erklärt, ist eine interessante These: Das E-Auto killt das SUV. Derzeit ist es noch nicht so, ganz im Gegenteil. Aber am Ende geht es immer um Effizienz – und mehr Gewicht und schlechtere Aerodynamik sind bekanntlich nicht der Weg dorthin. Im Gegensatz zum Verbrenner scheint der Verbrauch bei den Stromern kein Verkaufsargument zu sein, E-Auto-Fahrer kümmern sich kaum je darum, auch die Hersteller scheinen dies noch nicht wirklich auf ihrer Rechnung zu haben. Das wird sich ändern, wenn die Energiepreise weiter steigen – und wenn die regulierenden Behörden, die bei den Verbrennern über die CO2-Emissionsgrenzwerte mehrfach massiv eingegriffen hatten, dies auch merken. Es wäre vielleicht sinnvoll, für einmal selber und freiwillig den richtigen Weg einzuschlagen anstatt dann nachher wieder darüber zu jammern, dass in Brüssel ja eh niemand versteht, um was es wirklich geht.

Es ist schon ein paar Jahre her, da hatten wir mal einen Citroën Cactus im Dauertest. Es war dies das erste Fahrzeug, mit dem wir im Schnitt weniger als 5 Liter brauchten. Gut, ein Diesel, nur 100 PS stark, aber halt auch nur knapp eine Tonne schwer. Seither kamen wir mit keinem Fahrzeug mehr auch nur annähernd an diesen Wert heran. Ein Automobil wie den Cactus gibt es auch bei Citroën nicht mehr; Monsieur Cobée könnte das persönlich und schnell ändern, wenn er es ernst meinen sollte mit seinen Worten. Doch wir sind schon mal zufrieden, dass ein hochrangiger Vertreter der Auto-Industrie ein paar der zentralen Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre nur schon einmal angesprochen hat.

Wie sehen Sie das? Man darf gerne mit uns diskutieren.

7 Kommentare

  1. Manu Manu

    Halleluja! Endlich, wortwörtlich.

  2. Volle Zustimmung, Kudos für den Terroristen-Vergleich 😉

    Um nicht ganz aus den Städten rausgeworfen zu werden müssen dringend kleine pfiffige Stadtautos her. Konzepte gibt es en masse. Microlino hat eines Im Angebot, wir warten noch auf den Test bei Radical, nach Küsnacht ist es doch nicht weit von Euch. Japan hat die Kei-Cars, wenn auch noch nicht elektisch. Auf jeden Fall müssen die Hersteller in die Puschen kommen, sonst übernehmen das die Chinesen.

  3. Kirunavaara Kirunavaara

    Sein Wort in Gottes (oder der Göttin) Ohr. Es bleibt abzuwarten, ob seine Marke Taten folgen läßt. Das Zeug dazu hätten sie – siehe Cactus. Der ist meiner Meinung nach weniger am Leichtbaukonzept gescheitert, sondern eher an ein mehreren ungünstigen Detaillösungen, mit denen man ein paar Cent zu viel sparen wollte.

    Auch der Oli geht wieder in die richtige Richtung. Etwas ernüchtert war ich allerdings nach dem Betrachten eines Fotos, auf dem der ein paar Meter nebenan stehende Kleinwagen sich als CX Prestige (!) entpuppt hat:
    https://www.andre-citroen-club.de/uploads/monthly_2023_02/328276760_582866216710074_4381101427049721662_n.jpg.e843ac0025fc6f3e945b15b8506f9c08.jpg

    • Chris Chris

      Der Kleinwagen misst 4,90m 😉 Aber schööö

  4. Christian Christian

    Ja, der Mann hat`s erkannt. Nur, er wird wohl von den „Marketingstrategen“ und BWL-Erbsenzählern im Vorstand dermassen ausgebremst, dass nichts davon übrigbleibt! Denn die großen und schweren Panzerkreuzer kann man sehr viel teurer verkaufen (wenn auch Ihre Herstellung nur wenig mehr als die eine Komakten kostet) und die Gewinne sind dadurch viel leichter zu machen. Die Rendite muss bei 25%+xx liegen, sonst fängt man so ein Geschäft gar nicht an. Tatsächlich ein Auto wie in den 70ern mit einem heutigen Diesel würde wohl mit um die 3 L/100km fahren, aber da „verdient man ja nix. Also weiter mit den Dinosaurieren – in China und USA werden die sich schon noch eine zeitlang verkaufen lassen und den Markt in Europa hat die Autoindustrie eh schon aufgegeben…. Trotzdem, der Artikel ist ein Lichtblich und ich weiß, ich bin nicht alleine mit meiner Meinung.

  5. igor igor

    310 Kilo!

    Ich habe mich dem Thema E-auto so genähert.

    1.) es gibt nur einen 20 kw E-motor ( hitec made in Gb wiegt 15 Kilo)
    2.) Graphit-Akku ( 45kilo) ( 80 km R)
    3.) Neu aufgebauter Catterham.
    4.) ein 3kw PV-Anlage macht das. ( null Euro Stromkosten… bis 230 um die 500Kw)
    5.) mich interessiert nur die Nebenstraße 5ter Ordnung.
    6.) von 0 auf 70 km/ geht der wie ein 900 Kilo mx-5 mit 80 ps 1,4 4zyl..

    Und nun baue ich mir aus Carbon und Hitecd eine Karre mit 2 mal 35 kw ( allrad–)
    die fertig um die 380 Kg hat. ( das sind 100 Ps auf 380 Kilo sehr kurz übersetzt..)

    Wann kapiert die Industrie, das sie nichts baut was Ich haben will?
    Ich will nicht ferngelenkt und nicht das rollende Scheisshaus vom Trottel musk oder
    einen Vooolchswoochen der 4 Meter Hoch ist und so weiter..
    Oder eine Skoda-enykack-karrikatur, die als sportliches Coupeee vermarkte wird..

    was ist los mit denen?

    und nein ich muss nicht Pool in Kapstadt putzen fahren oder Bretter nach Helsinki.
    REIN DES SPASSES WILLEN..

  6. Ralf Cabel Ralf Cabel

    Ein SUV ist kein Fahrzeug, sondern eine Diagnose. 😉 Und so weit reichen die Visionen von Herrn Cobée ja nun auch wieder nicht , wenn er immer noch in ressourcenverbrauchenden Antriebstechniken denkt , anstatt – radikal – komplett auf innovative Lösungen zu setzen .

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