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Ferrari 365 GTB/4 Competizione – Prototyp

Erfolgreicher Versuchsträger

Eigentlich schreiben wir ja keine Ferrari-Geschichten mehr (warum eigentlich nicht – siehe: hier). Aber hin und wieder einen Klassiker, das geht noch – früher war ja alles besser (nicht nur bei Ferrari…). Und wenn wir dann an Material wie dieses vom eigentlichen Prototypen des Ferrari 365 GTB/4 Competizione kommen, dann, ja, dann. Eine grössere Geschichte über diese Renn-Daytona hatten wir ja schon verfasst, sie ist nachzulesen: hier. Und dort hatten wir den Prototyp mit der Chassisnummer #12467 auch schon kurz erwähnt.

Nochmals, kurz: als erster Daytona im Renngewand gilt Chassisnummer #12547, gebaut im Jahre 1969 für die 24 Stunden von Le Mans. Der Wagen – mit Alu-Karosserie und Klimaanlage – war allerdings wenig erfolgreich, er schaffte es gar nicht erst an den Start. Luigi Chinetti und sein Rennteam  N.A.R.T. glaubten aber trotzdem an die Renntauglichkeit des 365 GTB/4 (wohl auch deshalb, weil er sich in den USA bestens verkaufte), also wurde ein zweites Exemplar bestellt, eben: 12467 (gemäss Chassisnummer also älter als das erste Fahrzeug). Chinetti bezahlte am 10. Juni 1971 genau 11’630 Dollar direkt an Ferrari. Ob er auch etwas für die Arbeiten am Rennwagen, die von der Carrozzeria Sports Car in Maranello ausgeführt wurden, bezahlen musste, ist nicht bekannt. Hingegen weiss man, welche Arbeiten von CSC an dem Fahrzeug mit Stahl-Karosserie, das dem Gruppe-4-Reglement genügen musste, ausgeführt wurden: Umbau für und Einbau aller Sicherheitsmerkmale (also Not-Stop, Überrollbügel etc.), Plexiglas-Fenster (ausser Windschutzscheibe), Seiten-Auspuff, grössere Front-Lampen. Zusätzlich wurden die Kotflügel verbreitert und kleine Spoiler angebracht – es ist allerdings nicht anzunehmen, dass Carrozzeria Sports Car den Wagen ausführlicherer testete. Rennfertig, also mit 120 Litern Benzin, wog 12467 immer noch heftige 1514 Kilo. Die serienmässige Zwölfzylinder-Maschine mit 4,4 Liter Hubraum soll etwa 400 PS stark gewesen sein – mindestens…

Doch der Ferrari, der mit Startnummer 58 ins Rennen ging und von Bob Grossman sowie dem Sohn von Luigi Chinetti, Coco, pilotiert wurde, lief in Le Mans wie am Schnürchen. Nach drei Stunden lag das Team auf dem 25. Rang, nach 12 Stunden auf 15. Platz – und ab der 19. Stunde rannte 12467 dann auf dem 5. Platz, den er bis Rennende halten konnte (so nebenbei gewann 12467 auch noch die Index-of-Performance-Wertung – weil er nur etwa 40 Liter auf 100 Kilometern verbrauchte). Seine beste Zeit erreichte der Ferrari im Rennen, 4’14’’30 – und war damit sieben Sekunden schneller als im Training; insgesamt kam der Italiener stolze 4218,752 Kilometer weit.

Das war es dann aber mit Erfolg. Zwar wurde 12467 in den folgenden Jahren weiterhin eingesetzt, doch einen Spitzenrang schaffte er nicht mehr; meist schied er sogar aus. Im Juli 2018 sollte dieses einmalige Fahrzeug von Artcurial in Le Mans versteigert werden, der Schätzpreis lag bei 6,5 bis 7,5 Millionen Euro, doch ein Zuschlag erfolgte nicht.

Nun kommt dieses Fahrzeug, unterdessen komplett restauriert, wieder unter den Hammer, bei RM Sotheby’s am 9. Juni 2023 in Le Mans. Schätzpreis: 4,8 bis 5,2 Millionen Euro.

Mehr Ferrari haben wir in unserem Archiv.

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