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Der Kleinste

So richtig passten Charles Deutsch und René Bonnet nicht zusammen. Deutsch, geboren 1911, stammte aus guter Familie, war mehr so der Theoretiker, der sich gern mit Aerodynamik befasste – und nach dem 2. Weltkrieg auch Beamter wurde. Bonnet dagegen, geboren 1904, war der Praktiker, der nie eine Schule abgeschlossen, sich aber hemdsärmlig hochgearbeitet hatte. 1932 war es Bonnet, der dem jungen Deutsch die Karosserie-Werkstatt seines Vaters abkaufte, gemeinsam bauten sie ein paar wenige kleine Rennwagen, gründeten dann 1938 zusammen die Marke Deutsch-Bonnet, besser bekannt als DB. Ihr erstes Fahrzeug, der DB1, war ein umgebauter Citroën Traction Avant. So richtig loslegen konnten sie aber erst nach dem 2. Weltkrieg.

Wieder versuchten sie es mit leichten Rennwagen – und mit Tuning, zuerst mit Citroën-Motoren. Das gab aber immer nur Ärger, also wandten sie sich an Panhard. Das wiederum führte zu Ärger zwischen dem pragmatischen Deutsch, der die Zuverlässigkeit und auch den Frontantrieb der Panhard schätze; Bonnet wollte dagegen unbedingt Mittelmotor-Fahrzeuge bauen, schon Ende der 40er Jahre, beugte sich aber dem Diktat von Deutsch, denn dessen sehr aerodynamische Entwürfe brachten schnell den erhofften Erfolg.

Für die Saison 1953 entwickelte DB den HBR, wieder ein winziger Spyder, der von einem etwa 60 PS starken 0,7-Liter-2-Zylinder von Panhard angetrieben wurde. Sie meldeten den Wagen für die 12 Stunden von Sebring, dem allerersten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft, wo Bonnet ihn zusammen mit dem Amerikaner Wade Morehouse auf den 11. Gesamtrang steuerte. Vor allem aber gewann der DB seine Klasse, was gerade in den USA hohe Beachtung fand. Auch bei der Mille Miglia gewann ein DB HBR (Touzot/Persillon) seine Klasse, bei den 24 Stunden von Le Mans schafften es Bonnet/Moynet auf den 17. Gesamtrang und den zweiten Platz hinter einem Panhard im damals noch so wichtigen «Index of Performance», auch bei der Tourist Trophy gelang wieder ein Klassensieg (Trouis/Hitschings). Punkte gab das zwar alles nicht, aber viel Applaus.

Und es sollte noch besser werden. Auch 1954 gab es wieder Klassensiege, zuerst bei den 12 Stunden von Sebring, dann bei der Mille Miglia, selbstverständlich bei den 24 Stunden von Le Mans (wo Bonnet/Bayol auch den «Index of Performance» gewannen). Weil bei der Tourist Trophy einzig dieser «Index of Performance» für das Gesamtklassement zählte, schaffte es DB mit Armagnac/Laureau auf dem Rundkurs im nordirischen Dundrod zum einzigen Sieg in einem Weltmeisterschaftslauf. Es war dies nach dem Sieg von Osca bei den 12 Stunden von Sebring die zweite grosse Sensation in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1954.

Leider nahmen es Deutsch und Bonnet nicht so genau mit ihrer Buchhaltung, es ist ziemlich unklar, wie viele DB gebaut wurden. Es gab neben den Rennwagen auch einige Strassen-Fahrzeuge, oft waren die Grenzen nicht so ganz klar. Man geht davon aus, dass es wohl mehr als 1000, aber keine 2000 Exemplare waren; der HBR waren in seinen verschiedenen Versionen sicher das erfolgreichste Renn-Modell, es gab ihn bis 1962 auch mit sehr unterschiedlichen Motorisierungen. Deutsch und Bonnet hatten sich allerdings schon 1961 getrennt, Deutsch wurde später unter anderem zum legendären Renn-Direktor in Le Mans, Bonnet entwickelt den Mittelmotor-Djet und verkaufte später an Matra. (Das unten soll auch ein DB HBR sein, allerdings mit Jahrgang 1951 – was uns jetzt etwas wundert. Aber wir zeigen ihn trotzdem, vielleicht weiss ja jemand mehr. Ausserdem ist der Wagen ganz einfach hübsch.)

Diese «related»-Story gehört zum Umfeld der Geschichten rund um die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1953. Weitere spannende Geschichten finden sich im Archiv.

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