Die Fräse
Manchmal tue ich Dinge, von denen ich eigentlich ganz genau weiss, dass ich sie nicht tun sollte, insbesondere im öffentlichen Verkehr nicht. Wir geigten so mit Kollegen über ein paar Hügel, schöne, breite Strassen, vor mir ein Golf GTI 16V der zweiten Generation. Ich war, hmm, etwas offensiver unterwegs im 89er Suzuki Swift GTi, aber auf den Geraden hatte ich mit meinen 101 PS keine Chance gegen den Golf, auch aus der Kurve kam er einfach flotter raus als ich mit meinen gerade einmal 113 Nm, die dann erst bei 5400/min anliegen. Schliesslich ging es bergab, ich sah es schon von weitem, eine relativ enge Serpentine nach rechts, das würde meine Chance sein, auf der Bremse konnte ich ihn packen, denn ich musste ja nur 750 Kilo um die Ecke bringen. Schon relativ früh zog ich links raus, kam auf gleiche Höhe, lächelte dem VW-Piloten zu – der derart erschrak, dass er seinen Golf weit auf meine Seite zog, ich so ein bisschen in die Wiese musste, was das geplante Ausbremsmanöver nicht vereinfachte. Aber auch nicht verunmöglichte. Später dann zeigte mir der Golf-Fahrer den Vogel, ganz unrecht hatte er damit nicht. In diesem Zusammenhang: VW hatte damals gegen Suzuki geklagt, gegen die Verwendung des Kürzels GTi. Erfolglos, wie man weiss.
Andererseits: Mit so einem «Sugi» muss man immer mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs sein. Zwar war sein 1,3-Liter-Vierzylinderchen für damalige Verhältnisse, wir schreiben hier von Mitte der 80er Jahre, mit zwei obenliegenden Nockenwellen, 16 Ventilen und elektronischer Benzineinspritzung definitiv von der fortschrittlichen Seite. Aber das Ding ist doch eher zäh, man muss es hochdrehen und noch höher und noch höher, eigentlich immer bis 6000/min, damit da ein kleines Feuer entfacht werden kann. Das manuelle Fünf-Gang-Getriebe hilft beim Vorwärtsdrang nur bedingt, es ist mehr als nur hakelig, die langen Wege zudem wenig klar definiert. Der Fronttriebler reisst ausserdem heftig an der Lenkung, aber da ist es wieder einmal, dieses Gefühl von früher, da war das immer so, Lenkeinflüsse. Und genau das macht Spass, man spürt das Automobil irgendwie mehr, anders als heute, unmittelbarer.
Wenn man denn nun fleissig beschäftigt ist am Lenkrad und mit Überholmanövern, dann ist das sicher gut so, dann achtet man weniger auf die heftige Plastiklandschaft, die man sonst vor Augen hat. Als Innenraumgestaltung darf man das alles nicht unbedingt bezeichnen, das ist reine Funktionalität – der Swift der ersten Generation (AA, 1983 bis 1989) ist ein typisches Kind der 80er Jahre. Auch Seitenhalt war damals anscheinend noch nicht so sehr gefragt, die Sitze sind zwar weich und folglich tief, aber eben, es hilft, wenn man sich am Lenkrad festhalten kann. Andererseits ist der Japaner mit 1,54 Meter Breite so schmal, das man gar keine grosse Möglichkeiten hat, sich mit dem Fahrzeug zur Seite zu neigen.
Der Hintergrund des Suzuki Swift ist interessant. Der Projekt stammte eigentlich von General Motors, wurde als M-Car quasi zu Ende entwickelt. Doch dann hatte man in Detroit Angst, dass sich der nur 3,67 Meter lange Kleinwagen nicht rechnen könnte, verkaufte alles an Suzuki, wo der Swift 1983 zuerst als Cultus auf den Markt kam. GM übernahm den Japaner aber dann trotzdem, etwa als Chevrolet Sprint oder Pontiac Firefly oder Holden Barina; er soll die Kassen von Suzuki gut gefüllt haben. Auch in Europa war der Kleine ziemlich erfolgreich, sogar im Rennsport, in der Klasse bis 1300 cm hatte er nicht viele Gegner etwa auf den Rallye-Pisten. Der Motor, übrigens, wurde so konstruiert, dass er auch als Basis für die Suzuki 1300 Hayabusa verwendet werden konnte – eine Legende, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 303 km/h das erste Super-Motorrad überhaupt.
Viele Suzuki Swift GTi gibt es nicht mehr, leider. Und gute sowieso nicht, viele wurden verbaut. Oder an die Wand geworfen. Weitere Fahrberichte von Youngtimer haben wir in unserem Archiv. Wir fuhren diesen sehr gut erhaltenen Suzuki im Rahmen einer Veranstaltung von CarDesignEvent im Nationalen Automuseum, «The Loh Collection».
Lieber Peter
Das war es, das Auto (Mutters Auto natürlich) meiner ersten Kilometer auf der öffentlichen Strasse! Der Hürlimann D90 oder der Meili P11 zählen wir ja trotzdem in anderer Kategorie, die waren natürlich schon davor. Und der Mini 1275 GT haben wir praktisch nur auf der Wiese bewegt (man konnte bei guten, sprich feuchten, Verhältnissen cool mit Vorwärts-Vektor sauber auf der Bremse bereits den Retourgang einlegen). Aber der GTi von Suzuki, der war es dann! Fast Totalschaden auf der zweiten Fahrt inklusive, als die Dame im anderen Kleinwagen, zwar von rechts aber ohne Vortritt, hinter dem Maisfeld hervorschoss.
Uno Turbo und Ritmo hatten irgendwie mehr Reserven (oder meine Kollegen fuhren besser),
Schöne Erinnerungen an den weissen GTi, nicht nur ans Fahren.
Danke für den Bericht Peter!
Herzliche Grüsse
Philipp
Ja, diese GTI´s …… das war wirklich ein Boom damals.
Der einzige, der neben dem Golf (1 und 2, alles danach ist eher eine Ausstattungsvariante), der wirklich ein rundes und gutes Auto war, war der Peugeot 205, vor allem als 1.9 Liter.
Tipp, wenn Sie mal zum fahren kommen, probieren Sie einen Golf 1 0der 2 als „normalen“ GTI, mit 1.8 Liter Motor, nicht als 16V. Der war extrem durchzugsstark und wirkt viel dynamischer als der hoch drehende 16V oder der erste 1.6er.
Bei der Hayabusa liegen Sie ein wenig daneben. Die kam 1999 und war zwar die erste Serienmaschine, die die 300 km/h geknackt hat, aber da waren viele schon vorher knapp dran.
Auch die Bezeichnung „Super-Motorrad“, die Sie vermutlich von Superbike ableiten stimmt so nicht wirklich. Die Superbikes gab es ab Ende der 1970er und waren etwas anders gebaut.
Die Hayabusa ist ein Sporttourer, das ist wie ein Gran Tourismo zu sehen.
Es kam und kommt bei dieser Gattung nicht aufs niedrige Gewicht, sondern auf Hochgeschwindigkeits-Stabilität und Langstrecken-Komfort an.
….. ach ja, seitenhalttaugliche Sitze gab es schon im Capri II S und im Golf GTI, ich denke auch in den sportlichen Escorts und Kadetts. Da war Suzuki einfach schlecht aufgestellt.