Doch, doch, es ist möglich. Easy. Mit einem Lächeln.
Es tut schon auch ein bisschen weh. Es bestand ja durchaus Hoffnung, dass Covid die Menschheit hätte dazu bringen können, ihre Reisepläne ein wenig zu überdenken. Manch einer begann die Schönheiten des Wanderns in heimischen Gefilden zu schätzen, damals, oder paddelte still über stille ostdeutsche Seen. Auch, weil es halt nicht anders ging, der Billigflug an türkische Küsten oder auf die Malediven schlicht nicht mehr möglich war. Doch die Pandemie ist längst nur noch ein Gespenst aus einer sehr weit entfernten Vergangenheit, es wird unterdessen wieder mehr geflogen denn je, geschäftlich wie privat, das Shopping-Weekend in New York ist bereits wieder opportun, Mauritius oder Costa Rica sind als Ferien-Destinationen beliebter als je zuvor. Der CO2-Footprint, aber hallo, wie gestrig ist das denn, es ist alles Yolo, man lebt schliesslich nur einmal. Und wahrscheinlich kauft man deshalb auch das dicke V8-SUV, sollen doch die andern, alle andern schauen, wie sie den so zickigen Planeten Erde retten wollen.
Man hört dann auch gern, sogar von intellektuell nicht Unterbemittelten, des Lesens tatsächlich Fähigen: Ich würde ja schon einen Stromer kaufen, aber. Aber es ist so schwierig mit der Lade-Infrastruktur, man kann ja nirgends laden. Und wenn doch, dann dauert das Stunden, wenn nicht sogar Tage. Allenfalls sogar Wochen. Man steht dann im Regen (was sogar stimmt), man hat keine Ahnung, wie man bezahlen kann (auch das kann tatsächlich ein Problem sein), es ist komplett unsicher, wann und wie es weitergeht, ob überhaupt (was nun allerdings völliger Quatsch ist). Wir fuhren mit der schwächeren Variante des Volvo EX30 aus dem heimischen Emmental mit einmal Laden in die Nähe von Frankfurt zu Freunden, wo wir übernachteten (ohne zu laden, obwohl es möglich gewesen wäre). Am zweiten Tag ging es entspannt weiter um Berlin aussen rum nach Storkow; auf den deutschen Autobahnen haben wir zwei Mal geladen, einmal beim Mittagessen, alles völlig problemlos. Einmal wollte uns das Volvo-Navi zwar an eine eigenartige Ladestation schicken, nur 22 kW, dafür noch weit ab von der Autobahn, doch das haben wir selber korrigiert, entspannt, denn man weiss ja, auf was es ankommt. Hohe Ladegeschwindigkeit, zum Beispiel, je schneller, desto besser.
Dort nun, in Storkow, wurde es aber ein bisschen schwieriger. Zwar wurde vom Navi und auch dem Smartphone eine einigermassen vernünftige Ladestation versprochen, doch die funktionierte nicht. Es funktionierte in Storkow allerdings noch anderes nicht, um sechs Uhr nachmittags wurden an jenem Dienstag die Gehsteige hochgeklappt im Städtchen, noch genau ein Restaurant hatte geöffnet, um das Halbfinalspiel zwischen Spanien und Frankreich sehen zu können, mussten wir noch weit fahren. Und am nächsten Morgen gab es dann einen weiteren nicht unbeträchtlichen Umweg, bis wir zu einer schnellen Ladesäule gelangten. Wir wählten sie aber dann gleich so, dass wir noch frische Lebensmittel einkaufen konnten für unsere Paddel-Tour; man kann solche Dinge bestens miteinander kombinieren. So man denn mitdenken will.
Das Paddeln als sehr entspannte Form von Ferien hatten wir schon vor Covid entdeckt, doch während der Pandemie betrieben wir es etwas ernsthafter, auch sportlicher. Meist ist es ja nun beim Ausfahrten mit dem Kajak so, dass man in A losfährt, nach B gelangt – und irgendwie wieder nach A zurück muss, samt Boot. Die märkische Umfahrt hat nun den grossen Vorteil, das man an irgendeinem Punkt ablegen kann – und nach 180 Kilometern wieder dorthin zurückgelangt. Man kann an verschiedenen Stellen die Ausrüstung mieten, für wenig Geld, sie nach der Umfahrt auch dort wieder abgeben. Ja, man muss einen (erstaunlich kleinen) Teil der Strecke gegen die Strömung rudern, doch das ist nicht wirklich anstrengend, es sind einige Kilometer auf einem ruhigen Kanal, ansonsten über zwei offene Seen. Der Rest der Strecke verläuft vor allem auf der Spree – und ist ein landschaftliches Wunder. Der Fluss ist schmal, die Ufer fast überall dicht bewaldet, man sieht einen ganzen Zoo an Vögeln und manchmal auch Otter. Allerdings: Die touristische Infrastruktur ist jämmerlich, es gibt einige wenige Wasserwanderrastplätze, auf denen man sein Zelt aufschlagen kann, Restaurants am Ufer gibt es so gut wie keine, auch die Einkaufsmöglichkeiten sind ziemlich beschränkt. Die Tour muss also gut vorbereitet sein, in einer Woche ist sie problemlos machbar auch für ungeübte Paddler; wir schafften es in fünf Tagen, dies aber auch nur deshalb, weil Unwetter angekündigt waren. Wer Ruhe sucht und grossartige Flusslandschaften, dem sei diese Tour unbedingt empfohlen – Party ist da allerdings nicht so.
So blieben uns noch zwei zusätzliche Tage in Berlin. Danach ging es noch weiter in die Lüneburger Heide, Verwandtenbesuch. Und von da dann wieder genau 800 Kilometer in einem Aufwasch nach Hause. Mit einem flotten Wagen und sportlicher Fahrweise geht das – manchmal – auch in sieben Stunden, mit dem Volvo EX30, den wir drei Mal laden mussten für die ganze Strecke, brauchten wir neun Stunden. Das ist kein schlechter Wert – und irgendwie kamen wir entspannter an daheim als auch schon. Denn man fährt nicht so schnell, der Stromverbrauch steigt sonst überproportional an. Und man macht spätestens alle drei Stunden eine Lade-Pause, das dient auch der Sicherheit. Probleme an diesen Ladestationen: Null, alles funktionierte bestens. Es hat an der A7 und der A5 etwa alle 50 Kilometer eine «Fast Charging»-Möglichkeit, es hatte dort immer genügend freie Säulen, das Bezahlen (über den Volvo-Service «Plug & Charge») war bestens geregelt. Und ja, die Kosten liegen auch bei den derzeit sehr hohen Strompreisen immer noch deutlich tiefer als bei jedem noch so sparsamen Verbrenner. Es gibt keine Ausreden mehr, sorry.
Es ist dies eine Story aus der Volvo-Beilage in unserer Print-Ausgabe radical #2. Deren Inhaltsverzeichnis finden Sie hier.
Dieses Jahr mit unserem Renault Zoe 52kWh CCS gut 600km nach Aosta gefahren. Nach einer Woche wieder zurück, insgesamt 1700km gefahren. Ist mit ihren 46kW maximaler Ladeleistung ja nicht gerade ein Lademonster.
Dank OBD Verbindung und ABRP als supere, gratis Ladeplanungsapp, lief alles sehr geschmeidig ab.
Hin und retour jeweils 2 Ladestopps. Mit dem Tesla SUC Netzwerk günstig und absolut reibungslos. Mit einem Verbrenner hätten wir 1 bis 1,5h in jede Richtung gespart. Aber wir waren im Urlaub, und nicht auf der Flucht.
Elektromobilität funktioniert für Max Mustermann schon längst ohne nennenswerte Zugeständnisse.
Und was hat es mit dem EX30 auf sich?!
Da kommt dann noch so einiges )
Urlaub, Entspannung, Verwandtenbesuch, Paddeltour. Entschleunigung.
Das funktioniert sicher ganz famos im Elektroauto.
So ähnlich wie im Oldtimer, der Weg ist Teil des Zieles, man fährt nicht schnell, nimmt gerne die schöne Strecke über die Landstraße, die kleine Rast im Landgasthof (finden sich leider kaum noch, und wenn, dann mit Vietnamesischer Bewirtschaftung…) mit Biergarten unter schattigen Bäumen kann durchaus auch ein Stündchen länger dauern, Eile mit Weile.
Das klingt traumhaft, ist es sicher auch und funktioniert mit dem Elektroauto bestens, übrigens auch mit meinem 45 Jahre alten Käfer Cabrio.
Aber es gibt ja auch andere Tage, noch einige wichtige Dinge im Büro in Berlin erledigen, deshalb zu spät losgekommen, stadtauswärts zähfliessender Verkehr, eine Spur gesperrt, eine verwaiste Baustelle kostet weitere 20 Minuten, um 16 Uhr muß ich zur Baubesprechung in Lübeck sein, 300 km, das wird knapp, im Radio beginnen gerade die 13.00 Uhr-Nachrichten, hinter der Baustelle geht es zum Glück flotter und die Autobahn nach Norden ist einigermaßen frei, die Tachonadel bewegt sich zwischen 100 und 120 km/h, hinter dem Dreieck Havelland wird das Tempolimit aufgehoben, heute bin ich eilig und verzichte auf die normale, selbstauferlegte Reisegeschwindigkeit um 160 km/h, auf der freien Strecke wandert die Tachonadel durchaus auch mal auf deutlich über 200 km/h, insbesondere auf der leeren Küstenautobahn in Mecklenburg Vorpommern, in Lübeck hat der Feierabendverkehr eingesetzt, aber dennoch bin ich um 15.55 Uhr auf der Baustelle, Besprechung läuft gut, nur die Bauherrin will noch über die ausgewählten Grüntöne für das Kaminzimmer mit mir sprechen, es zieht und zieht sich, um 18.45 Uhr komme ich endlich los, raus aus der Stadt Richtung Hamburg, dort soll um 19.35 Uhr meine Frau mit dem Zug ankommen, Gottseidank kann man bei der Deutschen Bahn davon ausgehen, daß der Zug im Minimum 20 Minuten Verspätung hat, dennoch fahre ich so zügig, wie es der Verkehr erlaubt, pünktlich zur Tagesschau fahre ich am Bahnhof vor und der ICE dort ein.
Jetzt heißt es Gas geben, der letzte Autoreisezug von Niebüll nach Westerland auf Sylt geht um 22.30 Uhr, auf der A7 ist es ziemlich frei, wir brauchen etwas über eineinhalb Stunden für die knapp 200 km und können an der Autoverladung noch die Bunte Illustrierte, die Motor Klassik und zwei Eis kaufen, bevor wir auf den Zug fahren.
630 Kilometer, reine Fahrzeit etwas über fünf Stunden, vorwiegend der Verkehrslage angepasst und wo es möglich war, sehr zügig gefahren, der Bordcomputer zeigt einen Durchschnittsverbrauch von 7,6 Litern an, die Restreichweite beträgt in Niebüll noch 320 km, das bedeutet, daß wir das nächste Mal auf dem Rückweg, in Hamburg tanken werden.
Geht das mit irgendeinem Elektroauto???
Ach ja, unterwegs war ich mit einem Audi A6 3.0 TDi, Baujahr 2006, von meinem Schwiegervater übernommen, Kilometerstand 166.000 km.
Das nenne ich Nachhaltigkeit.
bestens beschrieben, danke.
Was bin ich froh, solche Tage hinter mir zu haben ……
Waren Sie denn nun mit dem EX30 oder dem EX90 unterwegs?
Überschrift und Fotos sagen EX30, der Text sagt zweimal EX90.
So lange es so wenige E-Autos gibt, sind auf Strecke die Lademöglichkeiten derzeit bestens ausreichend.
Dort, wo es drauf ankommt, in der Stadt, da suchen Sie mal ….
Wer auf Etage wohnt, hat ein echtes Problem über Nacht zu laden, der Häuslebesitzer nagelt sich einfach so ein 11 KW-Ding ans Carport und fertig.
ui, sorry, war der EX30 – ist korrigiert, danke.
Es gibt Reisende und Touristen!
Der Overturism nimmt nun richtig Fahrt auf.
( 800 mio Chinesen und Inder wollen von ihren neuen 400
Flugplätzen, Venedig, Hallstatt und die Welt erobern, mit
Selfies zu betonieren und so weiter.
Wenn Du nirgends anhältst, um die örtlichen oft seitlichen Köstlichkeiten
des Landes zu erleben,was leider wiederum ebenfalls von den Influenza
Piraten ausgeweidet wird, also ist auch diese vermeintliche Stille und unberührte
Seiten Schönheit verbraucht, frag man sich was tun?
Und da ändert ein Antrieb gar nichts.
Unser Verhalten und das Tun macht was es ist.
Es helfen auch keine religiösen Normen oder Verbote oder solche schien
heilige Dinge wie derzeit in der Ernährung, wenn das Gemüse, dann erst
in Massen in Brasilien ( Regenwald abgefackelt) mit Flugzeugen zu den woken
Hippen Fresstempeln der schönen Neunen Innenstätten der Welt gekarrt werden.
( ein fleischfressender Trump ist dann der Graus eines Harkonnen? Dune?)
Was tun wir?
Der Zug nicht. das Flugzeug derzeit nicht. Mit dem Rad ( Billionen Tonnen Material..
) Was immer wir tun, wir machen Müll.
Der Wagen ist für Volvo langsam weg vom Bauchweh hin zu kompakter und schöner.
Kaufen würde ich mir den dennoch nicht.
Danke 🙂
„Es gibt Reisende und Touristen“, diese Unterscheidung ist mir zu einfach, Tourist zu sein, vermeide ich.
Aber es gibt Genußreisen und Geschäftsreisen, innerhalb Deutschlands habe ich das Fliegen schon sehr lange eingestellt, seit der Berliner Flughafen kurz vor Warschau liegt, sowieso.
Früher, vor Corona, da bin ich innerdeutsch sehr viel mit dem Zug gefahren, leider ist die Qualität und Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn inzwischen auf einem Tiefpunkt angelangt.
Bleibt das Auto, wenn ich weite Strecken, vielleicht sogar mit Termindruck, zurücklegen muß, nehme ich den Audi, fahre zügig bis schnell, sofern es geht, und habe kein schlechtes Gewissen dabei, mit einem 18 Jahre alten, sehr gepflegten TDI, der regelmäßig im Service ist und einen wirklich angemessenen Verbrauch hat, scheint mir mein Carbon Footprint harmlos zu sein, mit jedem weiteren Jahr der Nutzung und jeden weiteren 10.000 km wird das Auto nachhaltiger.
Genußreisen sehen anders aus, von Berlin bis Bozen fahre ich dann gerne in zwei oder drei Etappen, auf der Autobahn mit geschlossenem Verdeck durchaus zügig, auf Landstraßen offen und genießend, den Dehio ebenso wie den Guide Michelin in der Seitentasche, sobald wir uns den Alpen nähern, kommt Denzels Alpenstraßenführer ins Spiel und ein Umweg für eine besondere Paßstraße macht dem Wagen wie auch seinem Fahrer großen Spaß.
Ich denke, daß es immer eine Frage des Zwecks der Reise, des Zeitrahmens und der persönlichen Befindlichkeit der Reisenden ist, wie man diese absolviert und mit welchem Verkehrsmittel und wieviel von welchem Müll man dabei produziert oder eben auch nicht.