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Schnitzer-BMW E21 Turbo (1978)

Meisterlich

Mitte der 70er Jahre fuhren die BMW bei den Tourenwagen mehr noch so mit als vorne weg, die guten Zeiten des 02 und der 3,5 CSL waren endgültig vorbei. Doch bei der M GmbH sass ja Jochen Neerpasch am Ruder, der klare Vorstellungen hatte: der neue, kleinere, leichtere 3er, E21, sollte es richten. Das Reglement für die Gruppe 5 liess den Herstellern für 1977 relativ viel Freiheit, doch die ganz grossen Geldtöpfe hatte die M GmbH auch nicht zur Verfügung, auf Gesamtsiege konnte man keine Ambitionen haben. Doch etwas Werbung konnte der 1975 eingeführte 3er schon brauchen – und Neerpasch hatte da noch einen Trumpf im Ärmel: das Junior-Team. Offiziell war das selbstverständlich ein Nachwuchsförderungsprogramm, doch die «Wilden Reiter» wurden schnell zu den Königen der Herzen bei den Zuschauern.

Das neue Fahrzeug, das innerhalb von nur 12 Wochen entwickelt worden sein soll (inkl. Windtunnel-Tests bei Pininfarina), wurde im Dezember 1976 vorgestellt – und wurde vom eigentlich bekannten M12-Motor aus der Formel 2 angetrieben. Mit zwei Liter Hubraum und der bekannten mechanischen Kugelfischer-Einspritzung kam dieses Aggregat zu Beginn auf 305 PS bei 9250/min. Diese Kraft wurde über ein 5-Gang-Getriebe von Getrag (Typ 245) und eine Kardanwelle an eine Hinterachse mit Sperrdifferenzial (100%) übertragen. Die vorderen Räder waren an Querlenkern, die hinteren an Schräglenkern aufgehängt, jeweils mit Querstabilisator, Schraubenfedern und Bilstein-Stosdämpfern. Um die Räder an den Boxen schnell wechseln zu können, hat das Auto fest installierte hydraulische Wagenheber. Der Gruppe-5-E21 warn in einer ersten Phase 4,77 Meter lang, genau 2 Meter breit und 1,26 Meter hoch; der Radstand betrugt 2,56 Meter, das Leergewicht je nach Quelle zwischen 740 oder 790 kg. Doch das sind nur trockene Zahlen, die Show, welche die Nachwuchsfahrer Marc Surer, Manfred Winkelhock und Eddie Cheever 1977 in der DRM abzogen, brannte sich mehr ins Gedächtnis, drei Laufsiege, disziplinarische Massnahmen von Neerpasch und den Rennbehörden, die Jungs waren dauernd im Gespräch. Legendär ist das Rennen auf dem Norisring, als sich Surer und Hans Heyer (auf Ford Escort) derart ins Gehege kamen, dass die Autos nach dem Zieleinlauf kaum mehr zu erkennen waren; Surer wurde danach für zwei Monate gesperrt.

Doch es reichte halt irgendwie nicht, auch die Kunden-Teams waren nicht so ganz zufrieden. Deshalb baute sich Schnitzer auf Basis der M10-Motors eine eigene Turbo-Version, nur 1,4 Liter Hubraum, aber aufgeblasen halt mit einer Leistung von satten 410 PS. Manfred Winkelhock und Harald Ertl zeigten gleich zu Beginn der Saison das Potenzial des Turbos, Ertl erhielt das hier gezeigte Fahrzeug, E21-R1-26, für die letzten vier Rennen der Saison – und holte sich locker die Meisterschaft. Der BMW, eines von zwei Exemplaren mit diesem Motor, wurde von Schnitzer auch 1979 und 1980 noch in der DRM eingesetzt, konnte sich weitere Siege holen. Ende der Saison wurde er nach Macau zu den dortigen Rennen verschifft, erhielt einen 2-Liter-Motor, wurde 1984 wieder zum Turbo zurückgebaut, hatte in Asien noch eine Karriere bis fast Ende der 80er Jahre. In den vergangenen Jahren wurde dieser E21 in Belgien komplett restauriert, in den Zustand versetzt, wie ihn Ertl 1978 zur Meisterschaft fuhr. Bonhams versteigert E21-R1-26 Anfang Februar in Paris, erwartet werden 750’000 bis 950’000 Euro.

Wir haben mehr interessante Rennwagen im Archiv, auch eine IMSA-Version des BMW. Und überhaupt: Kauft Rennwagen!

1 kommentar

  1. Christian Christian

    Oh ja, ein Interview mit Marc Surer wäre auch mal was! Der hat bestimmt ein paar tolle Geschichten „auf Lager“…

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