Der schwäbische Gruss
Acht Zylinder von Mercedes

Dass radical von Mercedes-Benz brandschwarz angelogen wird, das sind wir uns ja gewohnt (das bleibt lesenswert). Dass Mercedes-Benz aber eh alle Journalistinnen und Fans der Marke und wohl auch die Kundschaft für komplette Idioten hält, zeigt sich gerade dieser Tage. Damit wollen nicht darauf anspielen, dass die rein elektrischen Baureihen – das Schlechteste und sonst nichts – jetzt wieder gekappt werden, das war ja absehbar. Und wir nehmen auch keinen Bezug auf die grossartige Luxus-Strategie der Teppich-Etage, die nun mit mindestens 8 Prozent Einsparungen in der Produktion durchgesetzt werden muss, was nur bedeuten kann, dass die eh schon billigen Materialien noch grauenhafter werden müssen, dafür auch noch liebloser verarbeitet. Es geht uns aber um den Achtzylinder in gewissen AMG-Modellen. Da hat man uns allen vorgebetet, dass vier Zylinder absolut reichen, die Kunden würden nichts anders wollen, darauf wortreich beharrt, selbst dann noch, als die Verkaufszahlen so richtig unterirdisch wurden. Es ist noch nicht so lange her, da fragte radical, auch im Namen einer einst sehr renommierten Fach-Zeitschrift, in Stuttgart an, ob da nicht schon ein Umdenken stattgefunden habe, was kategorisch verneint wurde. Als wir dann auch noch die Konstruktionsnummer des neuen V8 lieferten, erhielten wir dann keine Antwort mehr. Klar, damals, vor anderthalb Jahren, da war noch nix, jetzt halt aber schon, denn Stuttgart entwickelt locker in einer Woche einen komplett neuen Motor, der dann wohl schon Ende diesen Jahres die sportlicheren Modelle der E-Klasse befeuern kann; ob diese Maschine auch in der C-Klasse kommt, das ist noch nicht klar, vielleicht wird diese ja auch noch komplett geschreddert.
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Lynk & Co. 08




In China ist der 08 von Lynk & Co. schon seit vergangenem Jahr auf dem Markt. Und jetzt schafft es der Chinese auch nach Europa – und dürfte für etwas Aufregung sorgen. Denn der Plug-in-Hybrid ist mit einer 39,6-kWh-Batterie ausgestattet – und will so 200 Kilometer rein elektrisch schaffen (dies sogar nach WLTP). Das wäre dann ein neuer Bestwert für ein PHEV in Europa (in China ist man längst weiter…). Man muss nun noch die Verbindungen sehen: Der 08 steht wie der Volvo XC60 auf der nicht mehr ganz taufrischen CMA-Plattform. Man kann also davon ausgehen, dass auch der gerade aufgefrischte Schwede mit diesem neuen Package kommt, also: 1,5-Liter-Dreizylinder, in der Top-Version mit drei E-Motoren und AWD, 544 PS. Der neue Lynk & Co. 08 soll ab Juni ab knapp 53’000 Euro erhältlich sein.
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Kia EV2 und PV5
Schon vergangene Woche konnten wir ein komplett neues Automobil von Kia vorstellen, den EV4 (von dem wir unterdessen wissen, dass er «nur» über eine 400-V-Architektur verfügen wird). Doch während sich die Konkurrenz im Selbstmitleid suhlt, hauen die Koreaner munter weitere neue Modelle raus, noch in diesem Jahr wird ein Konkurrent zum ID.Buzz auf den Markt kommen, der PV5. Dafür wird zum ersten Mal eine neue Plattform verwendet, PBV (Plattform beyond Vehicle), die eine extreme Flexibilität ermöglicht. Es wird den PV5 als Personenwagen (mit bis zu drei Sitzreihen), Cargo und nur Chassis geben, mit zwei Akku-Grössen (max. 71,2 kWh), 163 PS, etwa 400 Kilometer Reichweite.





Doch fast noch spannender ist der EV2, ein kleines SUV. Zwar ist das bisher nur ein Concept-Car, doch bei Kia hat es sich eingebürgert, maximal ein Jahr vor der Serienversion schon einmal eine Versuchsanordnung zu zeigen, die dann sehr nah an der Realität ist. Man darf also davon ausgehen, dass der zukünftige EV2 ziemlich genau so aussehen wird wie auf den Bildern – und Anfang 2026 für weniger als 30’000 Euro auf den Markt kommen wird. Und folglich auch noch Platz lässt für einen EV1.





Mehr Neuheiten haben wir im Archiv.
Tja, die letzten guten Mercedes wurden wohl um die Jahrtausendwende gebaut. Und ob Herr Källenius das das Richtige für Mercedes ist, das kann wohl jeder für sich beantworten.
Wie auch immer. Ich finde es sehr gut, dass sie wieder einen V8 bringen
Nun waren A- und B-Klasse schon immer gruselig und fahren sich auch so.
C-, E- und S-Klasse sind schon gute Autos und die C-Klasse ist in Wahrheit gar nicht mal so teuer. Für unter 50k gibt es da einen richtig guten Kombi mit sehr ordentlicher Ausstattung.
Die Elektrischen leiden wohl vor allem darunter, dass in Deutschland keiner so etwas kaufen will und in anderen Ländern durchaus Alternativen für weniger Geld genommen werden, ohne Prestige-Einbuße.
Lexus, Genesis, Infiniti und weitere sind in den USA sehr verbreitet, da hat die Stuttgarter Autozeitung nichts niederschreiben können.
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, Mercedes mochte ich immer sehr gern, oft schon Klassiker ab Fließband.
Die Sandwich- A-Klassen der zweiten Generation sind, zusammen mit dem Audi A2, die robustesten Kleinwagen, welche die deutsche Automobilindustrie jemals hervorgebracht hat…
Der V8 kommt zurück, das ist die Hauptsache. Der Vierzylinder-63 wird als kolossale Fehlentscheidung in die Geschichte eingehen (hoffentlich…). So dermaßen am Kundengeschmack vorbeientwickelt zu haben, sollten sich die Stuttgarter auch bei ein paar anderen Entscheidungen der letzten Zeit immer wieder in Erinnerung rufen.
Mercedes war nie mein Auto.
In den fünfziger Jahren einerseits das Stiefelknallen der Nazizeit beim „Adenauer“ und beim 300 SL und die verkitschte Heimatfilmschulze des 190 SL, Ende der sechziger Jahre das kurze Aufflackern mit dem großartigen, wirklich internationalen Design von Paul Bracq, danach das bräsige Cigarrenraucherdesign der Cognacschwenker-Ära, dann eine kurze Zeit des chrom- und übergewichtslosen Designs des durchaus beachtenswerten Bruno Sacco, seit der Panzerwagen-S-Klasse nur noch zeitgeistiger Durchschnitt mit teilweise unterirdischer Qualität.
Einen Mercedes zu fahren wäre mir peinlich, die Road & Track schrieb im Vergleichstest zwischen dem 560 SEL und dem Jaguar XJ12:
„The choice between Wagner and Händel.“
Ich hasse Wagner und es gibt kaum ein schöneres Musikstück als Händels „The Arrival of the Queen of Sheba“.
Unfaßbar peinlich dann die AMG-Brüllautos der letzten Jahre, gerade heute sah ich einen mit hinterleuchtetem Nummernschildhalter mit der Aufschrift „From the River to the Sea“.
Mercedesfahrer sind schon lange automobiles Prekariat, sorry für meine drastischen Äußerungen, sicher mögen viele hier das anders sehen, aber wenn ich Mercedes fahren möchte, lasse ich mir ein Taxi rufen.
Einspruch, Euer Ehren!
Rolls-Royce, ich schrieb es an anderer Stelle, war/ist ein Mythos.
In gewisser Weise ist das Mercedes auch, was aber für einen Großserienhersteller ein ungleich höheres Kompliment darstellt. Und das kommt nicht von ungefähr.
Bitte lassen wir die Brüll-OMG und die SUV´s beiseite, die sind tatsächlich eine Erscheinung des letzten Jahrzehntes, welches sehr viel gruseliges hervorgebracht hat.
Und bitte, lassen wir auch die Vorkriegsmodelle (und deren Fahrer) beiseite, ich habe ausgiebig bewiesen, mich damit nicht auszukennen.
Ein Mercedes war ganz einsam lange Zeit die Spitze des Automobilbaus.
Darüber gab es eben Rolls-Royce und einige kleine Sportwagenhersteller, aber die waren nur preislich darüber, ganz sicher nicht technisch.
BMW spielte keine große Rolle und Audi war ein größerer VW (und ist es immer noch).
Mercedes baute die fortschrittlichste Technik und diese so getestet, dass diese zuverlässig war, hatte die mit Abstand die beste Verarbeitungsqualität zu bieten, die beste Langzeithaltbarkeit und daraus resultierend hervorragende Wiederverkaufspreise.
Mercedes begründete mit der T-Klasse des W123 eine lang anhaltende und dann über alle Hersteller geltende Ära des Luxuskombis, jenseits der Malerkübel.
Gebremst erst durch die unsäglichen SUV´s.
Sehr viele Details, die bei oberflächlicher Betrachtung gar nicht auffallen, machen den Besitz und das Fahren eines Mercedes ganz wunderbar.
Mercedes wollte immer ein sicheres und für den Fahrer entspannt zu fahrendes Auto bauen, keinen als Limousine verkleideten Sportwagen.
In vielen Vergleichstests kann man nachlesen, dass jedoch die mögliche erreichbare Kurvengeschwindigkeit oft höher lag/liegt als bei konkurrierenden Fahrzeugen, obwohl diese sportlicher ausgelegt sind. Bei Mercedes ist das eine Sicherheitsreserve, falls der Fahrer mal das Lenkrad verreisst.
Nun kann man sagen, der Fahrspaß ist in einem BMW höher, aber das war auch nicht das Ziel von Mercedes.
Ich konnte über die Jahre sehr viele Modelle, angefangen beim W108, fahren und wir haben drei Mercedes besessen.
2008 brauchten wir für meine Frau einen Kombi, der erste Hund war da, der zweite folgte bald.
Ich fuhr zu dieser Zeit einen BMW 530d. Wir sahen uns den Golf Variant an und stellten fest, dass ein halbjähriger C-Klasse Kombi günstiger zu kaufen ist.
Wir kauften „blind“ einen C 200 Kompressor Automatik, Baureihe 204 als Avantgarde. Der mit dem Coupégrill, damals eine Revolution bei Mercedes.
Ich holte den Wagen in Berlin am Salzufer ab und war erst einmal, typisch BMW-Treiber, etwas enttäuscht. Man musste sich den Wagen erst einmal „erfahren“. Wir hatten nie länger ein Auto im Bestand als diesen.
Die Auto Bild machte damals einen Dauertest mit einer C180 Kompressor Limousine.
Nach 100.000 km war keinerlei Verschleiss erkennbar, also wurde weiter gefahren. Erst 200.000 km, dann 300.000, dann 400.000. Leicht im Internet zu finden. Außer erhöhtem Ölverbrauch und vielen Birnchen (die übrigens kinderleicht zu wechseln waren, ohne den halben Wagen zu zerlegen) war nichts.
Ich bedaure den Verkauf heute noch, es fahren noch reichlich von dem Modell herum.
2016 holten wir dann den Nachfolger als C180T. Der war nicht mehr ganz so „panzerhaft“, dafür sehr modern und eines der besten Autos, die ich je gefahren habe.
Wir hatten ihn zweimal, als Exclusive, also mit dem traditionellen Kühler und dem Stern obenauf. Innen ebenfalls als Exclusive (man konnte zwischen drei Ausstattungslinien wählen), mit Kunstlederbezug mit Nähten auf der Armatur und den Türoberkanten, mit Holzverkleidungen und Sitzen, die mit Stoff (bieder wie immer beim Benz), Alcantara und wiederum vernähtem Kunstleder bezogen waren.
Der zeitgenössische 3er sah dagegen ärmlich innen aus und fuhr sich wie ein Kleinwagen dagegen, der A4 sowieso. Nicht zum Spaß wurde dieses Modell „die kleine S-Klasse“ genannt. Mittlerweile war auch die Lenkung, immer etwas indirekt bei Mercedes, ernsthaft fahraktiv geworden, aber eben ohne diese Hyperaktivität des 3ers.
Von E- und S-Klasse wollen wir gar nicht reden (ja, Herr Ruch findet das Design furchtbar), das waren und sind phantastische Wagen.
Natürlich heute viel vergleichbarer als früher, als sie die einsame Spitze darstellten.
Ihren Taxi-Spruch brachte der Vater eines Freundes immer gern, fuhr aber selbst einen Mercedes.
Es gab auch einen Jaguar Spruch „traumhafter Wagen, aber man braucht zwei davon, weil einer immer in der Werkstatt steht“. Jaja ….. die Sprüche.
Natürlich sehe ich die Irrungen und Wirrungen, die Mercedes in den letzten Jahren vollführt und ich hoffe inständig, dass sie es „wieder hinkriegen“.
Weil (da isser wieder, der Spruch): A Benz is a Benz.
Die Kirche gehört ins Dorf und sei auch dort belassen. Es steht ausser Zweifel, dass Mercedes-Benz – einst! – einige ausgezeichnete Fahrzeuge entwickelt und gebaut hat. Damit meine ich nicht die völlig überschätzten 300 SL, noch viel weniger einen 190 SL, der im Fahrbetrieb unfassbar dröge ist. Aber es gab schon gute Wagen, natürlich die S-Klasse, W116, auch W126; mir gefällt, rein optisch, übrigens auch W222, auch wenn ich das hier fast nicht zu schreiben wage. Ziemlich cool finde ich – heute – einen S123, allenfalls noch S124, saubere, sachliche, solide Kombinationskraftwagen. Nicht, dass ich soetwas dauerhaft fahren oder gar besitzen möchte, aber ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn man das will. Derzeit sehe ich allerdings keinen Ausweg aus der Krise in Stuttgart, der Fisch, naja, Sie wissen schon.
Lieber Herr Ruch,
meinetwegen dürfen sie das sehr gern schreiben mit dem S222.
An anderer Stelle schrieb ich auch schon, dass dies eine tolle S-Klasse war, die deutlich mehr Prestige ausstrahlte als der Nachfolger und zudem mit einem herrlichen V12 lieferbar war.
Den S221, auf dem der 222 basierte, durfte ich als S500 L häufig bewegen, der war schon sehr sehr gut, vor allem die Sitze mit dieser zusätzlichen weichen Auflage auf dem an sich straffen Polster waren einzigartig.
Natürlich sind die Produkte von Mercedes keine schlechten Autos, einige vielleicht sogar sehr gute.
Aber sie lösen bei mir keinerlei Emotionen aus, bis auf wenige Ausnahmen:
Die Pagode, die W111 Coupés und Cabriolets, auch der spektakuläre Mercedes 600.
Dann gab es lange gar keine Autos mit dem Stern, die bei mir Begeisterung auslösen konnten, bis Bruno Sacco sein extrem sauberes, zunächst nahezu chromloses Design in allen Baureihen etabliert hatte, W126, W124, der fein gezeichnete „Baby-Benz“ 190 E und natürlich der R129.
Aber haben hätte ich von diesen Autos eigentlich keines haben wollen, bis auf zwei Ausnahmen, den SL R129, unbedingt vor den diversen Facelifts und nicht in Schwarz oder Silbergrau und der W124 Kombi, bis heute einer der schönsten Kombis überhaupt.
Und ich gebe Herrn Ruch Recht, auch der W123 Kombi war ein begehrenswerter Wagen, einer der ersten „Luxus-Kombis“ auf dem Kontinent und in der Tat wirklich nur als Kombi begehrenswert, vor allem mit den lackierten Radkappen und der verchromten Dachreling!
Und nach den erwähnten Modellen kamen undifferenziertes Design, furchtbare Polsterstoffe, eine teilweise unterirdische Qualität.
Und, und vor allem, das furchtbare Image, diese seltsame Mischung aus Biederkeit und Ambition, diese etwas streberhafte Suche nach Perfektion und der ungelenke Chic, ein bißchen wie ein grauer Anzug vom Konfektionär mit zweifarbigen Lloyd-Schuhen und frecher Trevira-Krawatte, alleine die Bezeichnungen der Ausstattungslinien – „Classic“, eher frugal und etwas traurig, „Elegance“, für den „Welt am Sonntag“ lesenden Lodenmantelträger, „Avantgarde“, der Schick der Meerbuscher Zahnarztgattin – klingen eher nach den Boutiquen im Norderstedter Herold-Center als nach dem Anspruch: „Das Beste oder Nichts“!
Heute soll es bei Mercedes ja sogar Straßsteinchen in den Scheinwerfern geben…
Ja, ich bin böse und ungerecht und es stimmt, das Stilmittel der Übertreibung ist ein mir sehr liebes.
Und ich besitze in der Tat ein Mecedes Merchandising-Produkt, einen sehr schönen Regenschirm mit dem Schalthebelknauf des 300SL als Griff, er liegt im einzigen Mercedes, den ich bis dato besitze, meinem Smart.
Namen für Autos sind schwierig. Vor allem international.
Ich erinnere nur an den MR2, der in Frankreich nahe an „merde“ ausgesprochen wurde.
Dann auch noch die Ausstattungsbezeichnungen. Ob aber nun die unaussprechlichen „Sovereign“ bei Jaguar, „Equilibre“ bei Renault oder das niederländisch anmutende „Vanden Plas“ bei Daimler besser sind ….. ?
Ausgerechnet VW hat in meinen Ohren einen Glücksgriff mit dem ID Buzz getan, einerseits summt er und andererseits klingt es nach Bus.
Lieber Rolf, ja, das mit der Namensfindung kann bös‘ schief gehen, der von uns beiden so geschätzte Rolls Royce Silver Shadow sollte ja zunächst „Silver Mist“ heißen, mit Blick auf den Deutschsprachigen Markt entschied man sich dann doch für den Schatten…
Aber „Classic“, „Avantgarde“ und „Elegance“ klingt schon ziemlich nach Otto-Katalog, das müssen Sie zugeben.
„ID-Buzz“ finde ich aber auch sehr gut, genauso wie „Up“, „Phaeton“ fand ich auch immer gut, der BMW „Touring“ klang viel geschmeidiger als das Mercedes „T-Modell“, geliebt habe ich den Opel „Ascona Voyage“, übrigens nicht nur den Namen, der kleine, dreitürige Kombi mit Holzdekor an den Flanken und verchromter Dachreling hatte schon etwas herrlich liebevolles und erinnerte irgendwie an den ersten Espresso nach dem San Bernardino-Tunnel, da war es dann nicht mehr weit auf den Monte Vérità…
Aber natürlich haben es die Namensgeber in den romanischen Sprachen leichter, einen Porsche „Viertürer“ möchte man nicht unbedingt haben, einen Maserati „Quattroporte“ hingegen gerne, „Déesse“ und „Idee“ waren auch namenstechnisch Geniestreiche, „Espace“ und „Avantime“ finde ich auch bis heute großartig, Alfa Romeo „Mito“ dagegen war nicht so toll.
Und mit der Aussprache von „Sovereign“ und „Vanden Plas“ hat nur Probleme, wer so schlecht Englisch spricht wie Alice Weidel, aber ich gebe zu, wenn man es sich einfach machen wollte, dann wählte man das Spitzenmodell, „Double Six“ läßt sich einfach aussprechen und klingt bis heute ziemlich gut, finde ich…
Wir sind ja hier bei den Neuheiten.
Der Kia PV5 erscheint mir spannend. Ein ID Buzz Konkurrent, wobei der gar keine Konkurrenz braucht, um sich nicht zu verkaufen. Schade, hübsch sieht er aus.
Nun lese ich schon wieder Kritik, dass der PV5 „nur“ 120 KW/163 PS hat.
Für einen Bus sehr ausreichend, finde ich. Ein V220 Diesel ist damit bestens motorisiert.
Und die meisten T5/T6 fahren mit 84 und 102 PS.
mann ohhh mann – lasst doch eure private eigene meinung mal beiseite… kann doch jeder sein ding erwerben und „er“fahren….. benz baut immer noch feine autos…. schaut euch doch mal um was so angeboen wird in der klasse…. audi? geschminkter skoda/vw und total ueberteuert…. aktuelle neuer A5 – echt jetzt??? innen reine qualitätsbaustelle – bmw…. technisch top… alleine diese komischen trapezarmaturen ein reines nogo….. keinen bmw würdig….. oft denke ich mir bei den designauswüchsen wie konnte das bei er chefetage durchgewunken werden…… also nice day
und warum genau sollten wir unsere «private» Meinung weglassen?
Bitte nur öffentliche Meinungen hier publizieren und vom Magistrat mit Stempel amtlich beglaubigen lassen!
Sir, yes, Sir )
Als jemand, der die ersten fünf Jahre seines Lebens in der DDR verbracht hat (und dort, vor dem Nebenhaus meiner Tante, oft einen parkierten Flügeltürer – der gehörte bis in die Siebziger Jahre einem „Schieber“ aus dem Mielke-Tupp – sah): Dank der später erworbenen Designkompetenz kann ich es mir nicht verkneifen, zum Design der Pagode anzumerken, daß Paul Bracq Facel Vega gekannt haben muß (apodiktisch). Das Design sticht derart heraus, daß die Inspiration durch den kleinen Facel („Facellia“) nur so erklärlich ist, denn sonst hätten alle seine Entwürfe ja derart außergewöhnlich herausragen müssen.
Das mit Dank an meine Vorkommentatoren, die mit BB-Stil (Biedermann-Barock) so wenig anfangen können wie ich, oder eventuell noch weniger. Grandioses Design „made in Germany“ (?) – war und ist die Ausnahme, das nur diese Regel bestätigt.
In der Tat, daß Paul Bracq die großartigen Facels gekannt haben muß, sehe ich genauso, die Scheinwerfer des Facel II finden sich beim W111 ebenso wieder wie zahlreiche andere Details bei Pagode, /8 und 600er.
Und dennoch, es handelt sich um stilistische Anleihen, nicht um plumpe Kopien, er hat aus meiner Sicht in seiner Zeit die mit Abstand elegantesten Mercedesse überhaupt geschaffen.
Und:
Man ist als als Gestalter natürlich beeinflußt von dem, was man bei anderen Gestaltern gesehen hat, so wie man vom Zeitgeist beeinflußt ist, neben dem, was man aus sich heraus entwickelt.
Das heißt aber nicht, daß man kopiert oder selbst nicht kreativ ist und es geht allen Menschen, die einen Gestaltungsprozess entwickeln, ganz ähnlich.
Anatole Dufresne, einer der frühen Partner des großartigen Architekturbüros Atelier 5 in Bern, welches die weltberühmte Siedlung Halen entworfen hat, sagte einmal zu mir:
„Natürlich hatten wir beim Entwerfen immer das Oevre complète von Corbusier auf dem Zeichentisch liegen!“
Und dann muß ich Ihnen noch ganz grundsätzlich widersprechen!
Natürlich gibt es „grandioses Design „made in Germany“!
Denken Sie an Wagenfeld und Breuer, denken Sie an die Gestalter des Bauhauses und seiner Nachfolgeeinrichtung, der Hochschule für Gestaltung in Ulm, denken Sie an „mono“, das Besteck von Peter Raacke und denken Sie ganz besonders an meinen Lehrer Dieter Rams, dessen Arbeiten für Braun bis heute nachwirken und das Design der Produkte der Fa. Apple nachhaltig beeinflussen.
Und bei den Autos, da sollten Sie an den RO 80, den 911 und den völlig unterschätzten Phaeton denken.
Also, ich versuch´s nochmal.
Bieder und Barock, ja kann man so empfinden. Für mich war Mercedes auch eher ein „alte-Leute-Auto“, vielleicht mag ich ihn deshalb jetzt, so als alter Leut.
Man darf aber auch nicht vergessen, viele lieben genau diesen Stil, den BB. Bei der Kleidung, bei ihrem Haus, bei ihrer Einrichtung, auch beim Auto.
Es wurden garantiert mehr Wohnzimmerwände in Eiche verkauft als LC2 Sofas und mehr Ohren- als Wassily-Sessel.
Ja, die Pagode ist sehr hübsch, ich mag sie auch sehr.
Der R107 war damals ein Schock, ich weiss es sicher, ich habe jeden Samstag einen geputzt in der Einfahrt, gab 5 Mark, ein Haufen Geld damals für einen Jungen.
Heute wirkt er rank und schlank, was er auch ist.
Er wurde 18 Jahre gebaut (ein bissel aus Not, weil die Kapazitäten für die Limousinen gebraucht wurden) und er war der absolute Traumwagen aller, diesseits von Ferrari und Co.. Wer den hatte, der hatte es geschafft.
Der Stil, den er und der W116 geprägt haben, hat dann gut 40 Jahre überlebt, innen und aussen.
Der hoch gelobte R129, ja das elektrische Dach war toll und auch der Überrollbügel, ich mochte ihn nie. Verstehe halt nichts von Design.
Dann kam ja der SLK mit dem elektrischen Festdach und schlug ein wie eine Bombe. Eineinhalb Jahre Lieferzeit und verkaufte Verträge gegen Mehrpreis.
Der R230 musste folgen und war wieder extrem begehrt und galt auch als ich-hab´s-geschafft-Auto. Der Kompressor-AMG klang auch noch einigermaßen vernünftig.
Mal den W140 ein wenig beiseite gelassen, er verkaufte sich trotzdem nicht schlecht, waren auch die Limousinen immer die Autos, die die Menschen anstrebten.
Irgend etwas haben die schon richtig gemacht in Stuttgart, mit ihrem Ingenieurs-Gepfrimel an jeder Kleinigkeit und das viele Jahrzehnte.
Lieber Rolf, ja, wahrscheinlich haben Sie – jedenfalls teilweise – Recht, für sehr viele Menschen ist der „Bieder & Barock“-Stil in Ordnung.
Und sicher sind mehr Schrankwände im Gelsenkirchener Barock verkauft worden als Corbusier-Sessel.
Aber man sollte sich immer nach oben orientieren…
Die Pagode war aus meiner Sicht nicht nur „hübsch“, sie war in der Tat ein großartiges Designobjekt, zierlich, muskulös, hochelegant, nobel, ohne protzig zu sein, fahraktiv vor allem als 230 SL, ein Auto, was mit dem Jaguar E-Type, dem Porsche 911 und den diversen, damals noch wundervollen, Italienern mühelos mithalten konnte.
Das konnte der R107 wirklich nicht mehr.
Das Auto war fett geworden, so wie die meisten seiner Eignerinnen, der Wagen rief „wir sind wieder wer!“ und bollerte mit seinem Achtzylinder durch Hahn- und Grünwald, stand vor zu großen Walmdachvillen mit schmiedeeisernen Fenstergittern, barocken Schrankwänden und gekünstelten Torbogeneinfahrten, während die Pagode vor Sepp Rufs Kanzlerbungalow, Egon Eiermanns Glasfassaden und dem Olympic Tower in New York parkte.
Nein, der R107 war ein saturiertes Statussymbol für den eher ungebildeten Teil der Wirtschaftswunder-Gewinnler, für das gleiche Geld gab es einen Jaguar E-Type V12 Roadster, einen 911 Targa, einen Maserati Merak, ein BMW Coupé mit dem gottvollen Reihensechszylinder, für weniger ein Peugeot 504 V6 Cabriolet oder Coupé, ein Citroën SM war auch nicht teurer als ein 450SL.
Die Modellpflegen taten ihm nicht gut, besonders peinlich war der Gummispoiler auf dem Kofferraumdeckel, wie wenn die etwas dralle Mittvierzigerin aus Düsseldorf sich in die Fiorucci-Jeans ihrer pubertierenden Tochter zwängt.
Der R129 war dann aus ganz anderem Holz geschnitzt, schon ein sehr Deutsches Automobil, extrem gut verarbeitet, voller hochklassiger Technik, sehr sauber gezeichnet, kein leichtfüßiges, lebensfrohes Auto, aber schon ein Wagen der Spitzenklasse.
Ich bin ihn viel gefahren, als 500SL der „Vor-Mopf“-Serie, in Triple-Black
und absolut serienmäßig, immer wenn meine Freundin I. Besuch hatte, haben wir die Autos getauscht, sie fuhr meinen Jaguar und ich ihren SL, nie werde ich vergessen, wie ich vor einer Restaurantterrasse mit dem Wagen einparkte und dort Platz nahm, die zwei Herren am Nachbartisch sprachen mich an:
„Den dürfet Sie nie verkaufe, dös isch dös beste Audo wem der Daiiimler je gebaut hät, kaufet Sie bloß net de Nachfolger!“
Ich fragte nach, warum nicht, die Antwort war ernüchternd:
„Mir muschte die Scheißkarre entwickeln, mir muschte schpare wie blöde, dös Audo wollet Sie net habe, ehrlich!“
I.‘s Ehemann hatte den neuen SL schon geordert, um einen seiner zahllosen Seitensprünge wieder gut zu machen, es war wirklich ein schrecklicher Wagen,
I. setzte ihn nach einem knappen Jahr vor eine Straßenbahn, Gott sei Dank war er irreparabel.
Danach erwarb sie den ersten einer langen Reihe von Carreras, den letzten hat sie kurz vor ihrem 80. Geburtstag veräußert.
Nein, die SL‘s waren immer zu sehr das Symbol des Westdeutschen Wohlstandsbürgertums, zu brav, zu bieder, zu wenig sophisticated, zu sehr „Erle Zierliche Frau“-Hemdkleid aus Ellerau und zu wenig Yves St. Laurents Damen-Smoking oder Vivienne Westwoods Radical-chic.
Und, believe it or not, diesen Kommentar habe ich gerade in einem 40 Jahre alten LC2-Sessel geschrieben…
Lieber Hugo,
schon wieder „zwingen“ Sie mich zu einem weiteren Kommentar.
Nun habe ich ja auf den Status des SL und von Mercedes, es geht ja hier um Mercedes, hingewiesen, nicht zwingend auf dessen Design-Qualitäten.
Wobei ich schon von Hardcore-Designern hörte, dass der kleine Hüftschwung der Pagode ja so was von unnötig sei. Und das Hardtop zu groß wirke.
Der R107 hat den gleichen Radstand, die gleiche Breite und ist nur vorn und hinten um die 10 cm länger. Nein, der ist nicht fett. Ja, der Gummispoiler war ein peinliches, halt zeitgenössisches Produkt.
Und bitte seien Sie mir jetzt nicht böse, aber das ist mir ein wenig zu viel, die SL Fahrer als den eher „ungebildeten Teil der Wirtschaftswunder-Gewinnler“ zu bezeichnen.
Bildung macht nicht automatisch geschmackssicher, da habe ich zu viel Gegenteiliges gesehen, geschmackvolle „Prolls“ und geschmacklose Bildungsbürger.
Zudem waren es gerade diese Leute, die Generation vor uns, die mit 8 Jahren Volksschule, einer meist handwerklichen Lehre, aber eben einige mit Mut, Risikobereitschaft und Ideen unser Land aufgebaut haben. Das Gymnasium für alle gab es erst so richtig ab unserer Generation, wobei auch da noch genügend junge Leute früh Geld verdienen mussten und deshalb nicht studierten.
Die genannten anderen Wagen und dazu noch der Alfa Montreal waren Nischenprodukte und defektanfällig, bis auf den BMW. Ein SM gefiel beileibe nicht jedem.
Ich berichtete ja bereits von meinem Onkel mit den SL, übrigens gelernter Zimmermann, auf dem zweiten Bildungsweg Architekt mit vielen Auszeichnungen.
Er fuhr Pagode, dann viele R107, unterbrochen von XJ12 und Maserati Khamsin, nebenbei fuhr er im Winter Range Rover, seine Frau 911. Immer wieder kam er auf den SL zurück, fuhr ihn dann sogar nach seiner Auswanderung in die USA als 560 SL, neben einem Silver Spirit und wiederum einem Range.
Es gibt viel, sehr viel, das neben Bauhaus existiert und darunter auch viel Schönes.
Gerade die Bauhaus-Möbel wurden und werden häufig „missbraucht“, um Stil zu zeigen, den man nicht hat, oft von (meiner Meinung nach einfallslosen und nicht kundenorientierten) Innenarchitekten empfohlen.
Der ex-Freund meiner Cousine ist auf so einen reingefallen und die ganze Armada der Bauhaus-Möbel stand in seinem durchgestylten Wohnzimmer, während er nebenan in seiner Zirbelstuben-Küche saß. Da hat er sich wohl gefühlt und letztlich ist das das Wichtigste.
Das ist wie in bestimmten Vertrieblerkreisen der immer gleiche Anzug mit der immer gleichen Submariner am Arm oder die komplett in Schwarz gekleideten „kreativen“ Marketingleute mit dem immer gleichen schwarzen Saab 900 Cabrio.
Aber es ist schwierig zu diskutieren mit Spezialisten. Da gab es mal einen Messtechniker (der sinnigerweise auf den Namen Messinger hörte), der hatte einen Blog für High-End-Audio (wozu B & O definitiv nicht zählt) und verkündete steif und fest, zwischen digitalen Quellen könne man keinen Unterschied hören, da dieser nicht messbar sei. Jeder, der Ohren hat, weiß das Gegenteil.
Und der Kanzler-Bungalow, gerade gestern habe ich ihn in einer Dokumentation über Hannelore Kohl wieder einmal im Fernsehen gesehen, ist nun mal nicht das, was sich die meisten unter wohnlich vorstellen, ob nun mit oder ohne Bildung.
Die heutigen kubischen Wohnhäuser, die sich oft im Katalog „Bauhaus“ nennen, wirken sowieso eher hilflos.
Ja, tut mir leid dieser Wortschwall. Ich komme halt aus Vertrieb und Beratung und hatte immer die zufriedensten Kunden, wenn sie das bekamen, was sie wirklich wollten und brauchten und nicht das, was mir gefallen hätte.
Lieber Rolf,
in der Tat ist das Stilmittel der Übertreibung mir ein sehr liebes…
Zunächst muß ich eines klarstellen:
Bildung bzieht man eher selten in der Schule, manchmal an einer Universität und Dünkel ist mir völlig fremd – mein Vater hat das erste Mal eine Universität von Innen gesehen, als er Gastprofessor wurde.
Bildung ist für mich die Beschäftigung mit einem Thema, einer Sache, wenn man das mit unterschiedlichsten Themenkreisen macht, dann ist man im Idealfall umfassend gebildet.
Dazu braucht es nicht zwingend einen Universitätsabschluß, aber Energie, Neugierde und etwas Ausdauer, besonders bei Themen, die schwerer zugänglich sind, zum Beispiel Design, Architektur, Kunst, Literatur oder Musik – ein Thema, bei dem ich mich vornehm zurück halte, da ich auf diesem Gebiet völlig ungebildet bin.
So auch bei Stereo-Anlagen, ich genieße meine Haydn-Symphonien immer noch auf meiner Braun Atelier-Anlage von 1991.
Aber meine Beobachtungen betreffs des R107 haben sich in Jahrzehnten verfestigt, in der Nachbarschaft meines Elternhauses gab es zahlreiche SL’s dieser Baureihe, die Autos paßten allesamt prima zu den Häusern und ihren Bewohnern, in den Siebzigern prangte auf der Heckscheibe gerne der Aufkleber „Tennis ist toll!“ und die Fahrerinnen trugen häufig Paillettenoberteile.
Natürlich gab und gibt es Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen ist der SL eher das Auto, was man sich kauft, wenn man gerne zeigt, daß man es geschafft hat und sich ansonsten nicht zu viele Gedanken und Mühen machen möchte, dazu passend eine Cartier Tank in bicolor und ein bißchen Glitzer.
In den Achtzigern hatte man dazu gerne hellen Girloon-Velours-Teppichboden, schneeweiße Rolf-Benz-Sofas und Plexiglastische mit vergoldeten Füßen und einen Sarotti-Mohr aus Holz als stummen Diener, an den Wänden Bilder von Paul Wunderlich und Ernst Fuchs, die Schule der neuen Prächtigkeit.
Und ich muß zugeben, meine Sozialisation verlief anders, ich bewunderte immer das alte Geld, hinter hohen Hecken wurden Möbel, Armbanduhren, Bildung und manchmal auch Autos weitervererbt, Nachhaltigkeit wurde gelebt und nicht nur propagiert und ab und zu leistete man sich etwas exotisches, einen Englischen Wagen zum Beispiel, oder eine Finnische Segelyacht.
Und die Menschen aus den Häusern hinter den hohen Hecken, die fuhren eben damals gerne einen Jaguar, einen Range Rover oder ein Peugeot 504 Cabriolet, sie trugen graue Flanellanzüge und kauften seit Generationen ihre Bücher in der gleichen Buchhandlung.
Das hat sich heute alles ziemlich geändert, aber seine Sozialisation wird man eben nicht los.
Meine Familie gehörte leider nicht zu denen mit dem richtig alten Geld, die Möbel und Bilder, die es zu erben gab, wurden auf dem Dachboden eingelagert, dafür fingen meine Eltern glücklicherweise schon in den fünfziger Jahren an, Bauhausmöbel zu sammeln und sich für moderne Kunst zu interessieren, zu nahe waren ihnen noch die furchtbaren Jahre der Nazizeit mit ihrem Muff, ihrer Spießigkeit und ihren Denkverboten, das Haus war weiß und schlicht und die Möbel wenige, die Bilder abstrakt und in der Garage stand eben kein Mercedes, ebensowenig wie ein Fernsehapparat im Wohnzimmer.
Und daher kommt sicher zu weiten Teilen meine Liebe zur Moderne, not- und euphorisch gedrungen studierte ich dann Architektur und Design, halte mich natürlich in der Beurteilung dieser Fachgebiete für unfehlbar und ich kann Ihnen versichern, meine Frau hat es bis heute nicht ganz einfach mit mir…
Aber ich gebe Ihnen natürlich teilweise absolut Recht, die Moderne wurde und wird gerne mißbraucht und nicht alles, was weiß und eckig ist, hat etwas mit dem Bauhaus zu tun.
Der große Verleger und Publizist Wolf Jobst Siedler prägte dafür den treffenden Begriff „Vulgärmoderne“.
Und in der tat reicht es eben nicht, einen Innenarchitekten zu beauftragen, ein „modernes“ Interieur zu gestalten, es bedarf schon einer ausgiebigen Beschäftigung mit den Möbeln, ihrer Herkunft und ihrer Bedeutung, um sie entsprechend auszuwählen und zu nutzen.
Womit wir wieder bei dem sind, was ich „Bildung“ nenne…
P.S.:
Bei der Submariner bin ich immer hin- und hergerissen, eigentlich eine interessante Uhr, aber es ist so ähnlich wie mit dem SL, sie ist so ein schrecklich ostentatives Symbol für „Ich hab’s geschafft“!
Die Omega Speedmaster hat mir irgendwie immer besser gefallen.
Sehr geehrter Herr Servatius, Sehr geehrter Rolf,
an dieser Stelle sage ich „Vielen Dank“ für einen gepflegten und vorbildlichen Gedankenaustausch, den man in anderen Foren nicht oder nicht mehr findet.
Dieser Austausch von Meinung(en) ist Bewundernswert. Auch wenn`s jetzt nichts mit Mercedes oder Neuigkeiten zu tun hat, aber das Lob war mir jetzt wichtig!
Lieber Hugo,
das beruhigt mich jetzt doch, das mit der absichtlichen Übertreibung.
Nun wurden in Deutschland sehr viele Mercedes verkauft und darunter waren natürlich auch jede Menge Käufer, die nicht ….. sophisticated …. waren.
Die relativ wenigen Jaguare wurden wohl deutlich bewusster gekauft.
Heute ist sowieso alles durcheinander und die früher für 50 Jahre im Familienbesitz befindlichen Rolls-Royce werden heute als bunte Showcars von einem völlig anderen Publikum gekauft. Gut, in den 1960ern kletterten auch vier junge Männer aus Liverpool aus einem weissen Phantom, vor denen die Mütter ihre Töchter gewarnt haben …..
Ich bewundere mehr die „Macher“ aus den 1950er und 60er Jahren, die den Mittelstand, und das sind oft Firmen mit weit über tausend Mitarbeitern, gegründet haben und auch lange zu diesen standen, auch in schlechteren Zeiten, bevor die AG´s kamen und Entlassungen zu steigenden Kursen führen.
Mit dem alten Geld verbinde ich in England einen verkrusteten Standes- oder auch Adelsdünkel, wo lieber die Cousine geheiratet wird, um ja nicht „unter Stand“ zu geraten. Und in Deutschland, da ist das alte Geld durch eine Zeit gegangen, die vorsichtig ausgedrückt, eine gewisse Anpassung ans Regime erfordert hat.
(Und PS: Die Speedmaster Moonwatch ist die, sorry, einfallslose Zweituhr der Submariner Träger. Da kann man halt nichts falsch machen.
Lieber Christian,
besten Dank für ihre Worte.
Lieber Christian, herzlichen Dank für Ihr Lob!
Wir haben hier aber auch eine extrem angenehme Plattform für unseren – teilweise etwas abschweifenden – Gedankenaustausch, dafür gebührt der Dank vor allem Herrn Ruch, der mit extrem inspirierenden Themen, feinen Bildern, unendlichen Fachwissen und hochklassigen Texten die Diskussionen auslöst und uns hier gewähren läßt, auch wenn die Themen manchmal etwas abschweifend und ziemlich feuilletonistisch werden.
Und ich empfinde die hier aktiven „Stammgäste“ von radical – genau wie Sie – als sehr angenehme und inspirierende „Gesprächspartner“, in der Tat findet man solch eine Kommunikation sehr selten im Internet.
Lieber Rolf,
das mit dem bewußten Kauf der Jaguare ist in der Tat richtig – mein Vater fuhr als Geschäftswagen notgedrungen einen BMW, einen Mercedes fuhr man in unserer Familie nicht, ebensowenig wie einen VW oder einen Porsche, die Gründe dürften hinlänglich bekannt sein…
Einen Jaguar sah die Firmenwagenregelung in dem Unternehmen, in dem er tätig war, nicht vor und so kaufte er sich, der zuvor selbstständig und in der Fahrzeugwahl frei war, einen Jaguar als Privatwagen zum BMW dazu, unter schärfstem Protest meiner Mutter, deren größte Sorge war, was denn die Nachbarn denken sollten – was insofern absurd war, als bei diesen Leuten ein Porsche 911 und ein Monteverdi Safari in der Garage standen, vis-á-vis wohnte der etwas bullige Inhaber einer Großschlachterei, er fuhr übrigens einen kirschrot-metallicfarbenen 450 SLC…
Ja, und mit dem alten Geld, da haben Sie im Nachkriegsdeutschland natürlich Recht, jedenfalls teilweise, aber ich kannte – insbesondere in meiner Heimatstadt Hamburg – durchaus Ausnahmen, bei denen die von Ihnen zitierte Anpassung an das Regime eher nicht gegeben war.
Und Ihrer Sicht auf das alte Geld in England muß ich Ihnen ausdrücklich widersprechen, da haben Sie ein falsches Bild, denken Sie an Leute wie Alan Clark (Jaguar, Porsche, Citroen und Bentley-Fahrer, wir sollten den Bezug zum Auto nicht völlig verlieren…), den Minister unter Margaret Thatcher, an Anthony Armstrong-Johnes (Mini und Aston-Martin-Fahrer), den Photographen, an Norman Foster (BMW und Porsche-Fahrer), den Architekten, Edward Heath (Rover-Fahrer), den Premier-Minister und Regattasegler und an zahllose andere kreative und intellektuelle Köpfe, die nun gar nicht ihrem Bild dieser Gesellschaftsschicht entsprechen!
Und eins noch!
Das mit Ihrer Einschätzung der Omega Speedmaster ist gemein, überheblich und dünkelhaft! Und falsch!
Ich kenne jemanden, der hat eine Speedmaster. Tatsächlich als Zweituhr, zu einer Reverso.
Und der sagt immer, daß die Rolex das Erkennungszeichen der Makler und Autoverkäufer ist!
So, noch Fragen?!
Lieber Hugo,
wenn das mit dem alten Geld so ist, dann will ich das auch.
Ich bin in keinerlei (a)sozialen Netzwerken zugegen, habe auch keinen geschönten Lebenslauf auf LinkedIn. Aber ich bin seit vielen Jahren Uhrenfan und hatte alles erdenkliche schon am Arm. Seit 12 Jahren bin ich im Uhrforum und Gründer des Hamburger Uhrentreffens (Leute kommen auch, nicht nur Uhren).
Also, jetzt bloß kein neues Fass aufmachen!!!!!!!!!
Sonst muss der Herr Ruch hier noch separate Bereiche aufmachen (im Uhrforum gibts einen Bereich, in dem über Autos diskutiert wird, einen für Motorräder, E-Autos, für Zigarrenraucher und für Whisk(e)y-Trinker.
Bleiben wir lieber bei den Autos. Unser Mezger im Dorf fuhr übrigens eine Badewanne, sein Sohn einen 914 VoPo.
… ach ja, heute Abend sehe ich mir in der Mediathek wieder einen Inspector Barnaby an. Da habe ich meine Klischees her.
Übrigens schöne Dörfer, schöne Autos.
In der vorigen Folge wurde leider ganz zu Anfang ein 1963er Alvis verbrannt, sehr traurig.
Neuheiten:
Erinnert ihr euch noch an den Wärmepumpen-Panzerwagen von Jaguar?
https://radical-mag.com/2024/12/02/aus-jaguar-wird-jaguar/
Wir haben hier auch über international kritische Bezeichnungen für Autos gesprochen.
Nun sehe ich auf der Jaguar-Website, oben genannter heisst jetzt „Type 00“.
Da hat das Marketing mal so richtig wörtlich „ins Klo gegriffen.“