Edles Pferd
Zwar tragen heute wohl die meisten Ferrari 275 GTB ein verchromtes Pferd auf dem Kofferraumdeckel. Doch eingeführt wurde das edle Ross erst mit dem im Oktober 1966 auf dem Pariser Salon vorgestellten 275 GTB/4. Den man vom Vorgänger, dem 275 GTB «Long Nose», von aussen auch noch am «Power Dome» unterscheiden kann, der Ausbuchtung auf der Motorhaube. Die wiederum war dem neuen Motor geschuldet, Tipo 226, weiterhin der ewige Colombo-Zwölfzylinder, 3,3 Liter Hubraum, aber jetzt mit vier obenliegenden Nockenwellen (zwei pro Zylinderbank), sechs Weber-Doppelvergasern (meist 40 DCN9, aber auch DCN17 oder DCN19), Trockensumpfschmierung (beachtliche 16 Liter) und zwei vor dem Kühler positionierten Lüftern; der Ventilwinkel betrug noch 54 Grad anstatt 57 Grad wie vorher, damit der Zylinderkopf etwas kompakter gebaut werden konnte. Als Leistung gab Ferrari 300 PS bei 8000/min an, das maximale Drehmoment von 294 Nm erreichte die Maschine erst bei 6000/min.



Insgesamt wurden wahrscheinlich 330 Exemplare des Ferrari 275 GTB/4 gebaut, 13 (oder 16, allenfalls 19?) davon mit Alu-Karosserie, was das Gewicht von 1,3 auf 1,1 Tonnen brachte. Als Höchstgeschwindigkeit nannte das Werk 270 km/h, den Sprint von 0 auf 100 km/h wollte der 275 GTB/4 in 7,7 Sekunden schaffen. Und selbstverständlich braucht das hier, wie schon von den 275 GTB «Short Nose» und «Long Nose», die entsprechende Sammlung (eine Ahnenreihe gibt es auch noch, hier).
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Chassis-Nummer: 09337

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2006, verkauft für 990’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 09363

Auktion: RM Sotheby’s, Amelia Island 200, Schätzpreis 700’000 bis 900’000 Dollar, nicht verkauft.
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Chassis-Nummer: 09413 (Alu)




















Ein ganz besonderes Exemplar, von RM Sotheby’s im Juni 2024 in einer geheimen Auktion angeboten (und für einen nicht genannte Preis verkauft), mit diesen Informationen: «Unlike the 275 GTB, the 275 GTB/4 did not have any dedicated variants, but rather could be had with additional options to make it more sporting in nature. One such option was alloy bodywork, only fitted to sixteen 275 GTB/4s, including chassis number 09413. Antoine Prunet’s book, The Ferrari Legend: The Road Cars, refers to 09413 directly, stating “It appeared that the 275 GTB/C did not have a true counterpart in the GTB/4 series…it also seemed that some examples obtained, at the works itself, special treatment. This was, for example, the case of 09413/GT-4A which, in addition to its special designation, received among other modifications, special pistons, an aluminum body, an external fuel filler, and Borrani wire wheels.” This was as close as one could get to a 275 GTB/4 ‘Competizione,’ if such a car were to exist. Finished in Rosso Chiaro over a Pelle Nera interior, there was no mistaking this 275 GTB/4 for anything other than Ferrari’s latest and greatest. In May 1967, 09413 was sold new to Robert “Bob” Peak of Connecticut. Peak was well known as an incredibly talented commercial illustrator, known for his work in designing film posters. His earliest success was designing the poster for West Side Story and would continue creating posters for both Hollywood and Broadway through the late 1970s, with some of his most famous work being for Apocalypse Now, The Spy Who Loved Me, and Superman. While he might not have been a famous face in Hollywood, there is no doubt that his work had a profound affect in both film and theatre; millions of people around the world knew him through his work in both mediums. Early on in his ownership, Peak lent his new 275 GTB/4 Alloy to Car & Driver to be road tested and featured in their October 1967 issue, hitting newsstands the month before. The road test makes for a fascinating read, and clearly, Car & Driver were in awe of the car’s capabilities both on road and on track, stating; “the GTB-4 is moreover, the only ‘pure’ sports car that Ferrari makes…a sports car that you can drive to the race track, unload your bird and your gear, and go out and win the race. The GTB-4 is, in fact, the only true dual-purpose gran turismo racing car in the world.” Within the article, Peak is mentioned by name, and the outside fuel filler cap is mentioned as present on the car (listed as an optional extra at a cost of $280.00). Before the end of the year, the 275 GTB had been returned to Chinetti and was shipped to Charles Rezzaghi Motors in San Francisco, the official Ferrari dealer in San Francisco, where it was subsequently sold to Alec Wilson of California. After passing through two more owners in the US, the car was eventually exported to Europe in the early 1980s. Undergoing a partial restoration in the late 1990s in its native Italy, the car returned to the US in 2006 and was purchased shortly thereafter by Dr. Vance Shappley of Germantown, Tennessee. Upon arrival stateside, further refurbishment work was carried out at Motion Products in Neenah, Wisconsin. In 2009, the car was granted Ferrari Classiche certification, confirming that it retains its original chassis, engine, gearbox, and bodywork».
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Chassis-Nummer: 09657

Auktion: RM Sotheby’s, Amelia Island 2005, Schätzpreis 500’000 bis 550’000 Dollar, nicht verkauft.
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Chassis-Nummer: 09783

Auktion: RM Sotheby’s, London 2008, Schätzpreis 775’000 bis 950’000 Pfund, nicht verkauft.
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Chassis-Nummer: 09709

Auktion: RM Sotheby’s, Arizona 2003, verkauft für 297’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 09803

Auktion: RM Sotheby’s, Maranello 2007, verkauft für 605’000 Euro. Dann: RM Sotheby’s, London 2008, verkauft für 577’500 Pfund (gleiches Bild, sanft bearbeitet…).

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Chassis-Nummer: 09865

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2004, verkauft für 539’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 09903

Auktion: RM Sotheby’s, Arizona 2006, verkauft für 742’500 Dollar.
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Chassis-Nummer: 09941

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2008, verkauft für 1’375’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 10017

Auktion: RM Sotheby’s, Maranello 2008, verkauft für 1’320’000 Euro.
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Chassis-Nummer: 10045

Auktion: RM Sotheby’s, Arizona 2009, verkauft für 918’500 Dollar.
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Chassis-Nummer: 10103 (Alu)

Auktion: RM Sotheby’s, Amelia Island 2004, verkauft für 682’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 10159

Auktion: RM Sotheby’s, Arizona 2006, verkauft für 616’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 10253

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2008, verkauft für 1’925’000 Dollar.
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Chassis-Nummer: 10281

Auktion: RM Sotheby’s, London 2007, verkauft für 561’000 Pfund (aus der Prevosti-Sammlung).
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Chassis-Nummer: 10545

Auktion: RM Sotheby’s, London 2008, Schätzpreis 750’000 bis 800’000 Pfund, nicht verkauft.
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Eine zeitliche Chronik der frühen Ferrari-Modelle finden Sie: hier. Und dann ist da ja auch noch das Archiv.
Das Problem bei den vier Nockenwellen ist, daß die 7% Mehrleistung zum Ausgangsmotor erst im oberen bzw. obersten Drehzahlbereich abgegeben werden. Dagegen liefert der Zweinocker sein maximales Drehmoment bereits bei sehr niedrigen Drehzahlen ab, was ihm heute im Alltag, jenseits vom Rennbetrieb, zu einer wesentlich angenehmeren und agileren Leistungsentwicklung verhilft. Die 300 statt 280 PS kann man da getrost vernachlässigen. Natürlich kann sich der Viernockenwellenfahrer über seinen Prestigevorteil freuen, der den Agilitätsnachteil aus seiner Sicht bestimmt wett macht
Nun weiss ich nicht, ob sie beide zur Probe gefahren haben und aus Erfahrung sprechen?
Grundsätzlich handelt es sich bei beiden um Vielzylindermotoren mit kleinen Einzelhubräumen, die der Drehzahl verpflichtet sind.
Die Höchstleistung des /4 kommt um 400 Umdrehungen später, das identische Drehmoment um 1000 Umdrehungen später.
Also kann man beim Zweinocker kaum von einem Drehmomentmonster bei niedrigen Drehzahlen sprechen.
Hinzu kommt, man müsste wissen, wie die Drehmomentkurve verläuft und ob die Übersetzung identisch ist?
Big Blocks sind beide nicht gerade.
Nun gilt der /4, laut etlichen Berichten, als der letzte Ferrari, der nicht unter Einfluss von internationalen Vorschriften (Karosserie, Abgas) entwickelt wurde, also für einige als der letzte „echte“.
Die Preise liegen im Millionenbereich, so wird der Wagen leider leider leider kaum noch in den wirklichen Straßeneinsatz kommen und als superteurer Oldtimer auch kaum noch bis 8000 gedreht werden, wenn er denn mal trotzdem gefahren werden sollte.
Schade, er liegt noch in einem Leistungsbereich, den ein versierter „Normalo“ wirklich nutzen kann und das gesamte Drehzahlband genießen kann, was bei einem F8 nicht mehr gelingen dürfte.
Seit fast zwanzig Jahren fahre ich meinen Shortnose und hatte einige Male Gelegenheit, einen GTB 4 auszuprobieren. Die 20 Mehr-PS machen sich ausschliesslich im oberen Drehzahlbereich bemerkbar, während der ältere Motor ab 1500 u/min kraftvoll durchzieht. Bei 3´ bis 4´ U/min schalte ich ohnehin spätestens um.
Schön, dass sie ihn bewegen, wunderschönes Auto.
Darf ich an der Stelle gleich nachfragen, ob man die torque tube spürt? In alten Tests liest man manchmal von Vibrationen im Antriebsstrang bei den frühen Modellen. Vielen Dank!
Der Shortnose läuft völlig vibrationsfrei. Die torque tube Kritiken kann ich nicht nachvollziehen. Mechanische Probleme gab es damit auch nicht