One of a million (2)
Unterdessen ist man sich ziemlich sicher: 86 Exemplare. Bauen wollte Porsche eigentlich 20, maximal vielleicht 50 Stück, doch dann war der Bestellungseingang besser als erwartet, so dass man in Stuttgart wohl die Übersicht etwas verlor. Lange hiess es dann: 80 Stück. Aber unterdessen ist man sich eben sicher: 86. Von den letzten sechs Exemplaren weiss man zwar die Chassisnummern, doch irgendwie sind die Produktionsunterlagen verloren gegangen. Das passiert also nicht nur in Italien bei Alfa Romeo oder Ferrari, sondern auch im tiefsten Schwabenland. (Die folgenden Bilder zeigen WPOZZZ96ZPS479074, von dem wir in unserem Artikel «Zahlen, Zahlen, Zahlen» schon einmal ein Bild gezeigt hatten.)
Es begab sich im Januar 1992, dass der damalige Chef von Porsche Exclusive, Rolf Sprenger, ein Memo (Link folgt unten) an die Geschäftsleitung schickte, in dem er den Bau eines «911 Turbo S Leichtbau» vorschlug. Er dachte dabei an eine Strassenversion eines Turbo, wie es sie bei Porsche noch nie gegeben hatte, stärker, leichter, auch optisch wilder als alle anderen Elfer. Auf Basis eines 92er 3,3-Liter-Turbo wurde ein Prototyp gebaut, der im März 1992 auf dem Genfer Salon vorgestellt wurde. Die Idee war, dass Händler und Importeure gegen eine Vorauszahlung von 10’000 DM sich so ein voraussichtlich maximal 300’000 DM teures Gerät sichern konnten, dass dann alle Bestellungen noch vor Ende des Modelljahres gefertigt würden. Am 22. Mai 1992 beschrieb ein weiteres Memo (Link unten) von Sprenger nach Gespräche mit Marketing-Chef Dieter Laxy, Finanz-Chef Walter Gnauert und weiteren Personen, dass 80 Exemplare des 911 Turbo S Leichtbau gebaut werden würden. Hergestellt wurden die Fahrzeuge aber erst zwischen Juli und November 1992, so dass sie Porsche dem Modelljahrgang 1993 zurechnete. (Die folgenden Bilder sowie das Titelbild stammen von WP0ZZZ96ZPS479031, der am 7.9.2016 von RM Sotheby’s für 974’400 Pfund versteigert worden war.)
Es war schon ein grobes Teil, das Porsche da auf die Strasse schickte. Im Vergleich zum 3,3-Liter-Turbo hatte der «Leichtbau» stolze 61 PS mehr – und das bei einem Gewicht von 1290 Kilo. Die 180 Kilo wurden ähnlich wie beim 92er Carrera RS eingespart, keine Rücksitze, keine Klimaanlage, keine Lärmdämmung, kein Lenkservo. Ausserdem wurde beim «Leichtbau» auch noch dünneres Glas verwendet bei der Heck- und den Seitenscheiben, der Airbag musste raus, quasi sämtlicher Luxus wie die Zentralverriegelung und die elektrischen Fensterheber wurde verbannt. Auch optisch gab es ein paar Veränderungen, etwa die hinteren Lufteinlässe und die dreiteiligen «Speedline»-18-Zoll-Felgen. Der Preis wurde am Ende auf 295’000 DM festgesetzt. Eine Liste mit den einzelnen Spezifikationen (und Unterschieden zum Carrera RS) haben wir auf einem Link unten, leider vorerst nur in englischer Sprache. Dafür haben wir uns auch um die ausführlichen technischen Daten bemüht, ebenfalls: unten. Dort zu finden sind auch die Chassisnummern der einzelnen Fahrzeuge. Darunter ist auch dieses Exemplar, WP0ZZZ96ZPS479051.
Wir können zum Abschluss auch noch das anscheinend/vielleicht letzte gebaute Exemplar zeigen, also WP0ZZZ96ZPS479086, wie er einst von JZM Porsche angeboten wurde (darf, soll man da etwas skeptisch sein?).
Es steht wieder einmal so ein gutes Stück zum Verkauf, bei der Versteigerung auf Amelia Island am 10.03.2018 bietet RM Sotheby’s das Fahrzeug mit der Chassisnummer #WP0ZZZ96ZPS9014 an. Schätzpreis: 1’000’000 bis 1’200’000 Dollar. Die Photos sind von Patrick Ernzen.
Die versprochenen Dokumente:
Memo Sprenger Januar 1992: Memo-Sprenger-Jan-1992
Memo Sprenger Mai 1992: Memo-Sprenger-Mai-1992
Porsche Technische Spezifikationen (englisch): Porsche Technische Spezifikationen
Mehr Porsche haben wir unter der neuen Rubrik «Just Porsche». Wir freuen uns sehr über alle zusätzlichen Informationen, Bilder etc., gerne auch an: office@pruductions.ch.
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