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Mit den schon gewaltigen 340 MM und 375 MM hatte Ferrari die erste Sportwagen-Weltmeisterschaft 1953 gewonnen. Doch man hatte auch einige empfindliche Niederlagen einstecken müssen, die 24 Stunden von Le Mans gewann Jaguar (dank der neuen Scheibenbremsen), bei der Carrera Panamericana hatte Lancia mit den D24/D23 einen glatten Dreifachsieg erreicht. Für 1954 tat Enzo Ferrari das, was er am liebsten tat: Aufrüsten. Aus dem Ferrari 375 MM wurde der Ferrari 375 Plus.
Ein gutes Mittel dafür ist: mehr Hubraum. Der 4,5-Liter-V12 aus dem 375 MM wurde weiter vergrössert, Bohrung x Hub lag nun bei 84 x 74,5 Millimeter, das ergab dann 4954 cm3. Erstaunlicherweise führte das nicht zu einer Leistungssteigerung, es gab nur noch 330 anstatt 340 PS, doch der Zwölfzylinder hatte nun deutlich mehr Drehmoment – und war zuverlässiger. Eine wichtige Neuerung war dazu die De-Dion-Hinterachse – auch bei Ferrari hatten die Starrachsen nun ausgedient.
Und der Ferrari 375 Plus leistete, was von ihm verlangt wurde. Farina/Maglioli gewann gleich das erste Rennen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1954, die 1000 Kilometer von Buenos Aires. José Froilan Gonzalez und Maurice Trintignant holten den ersehnten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans, den ersten für die Scuderia Ferrari, und Maglioli flog buchstäblich zum Triumph bei der Carrera Panamericana: Er erreichte in diesem 3070 Kilometer langen Rennen auf öffentlichen, nicht abgesperrten Strassen einen Schnitt von 173,7 km/h. Am Ende des Jahres holte Ferrari auch den zweiten Sportwagen-Weltmeistertitel.
Acht Exemplare des Ferrari 375 Plus wurden gebaut, sechs davon als Spyder bei Pininfarina. Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, trägt die Chassis-Nummer #0384AM – und hat eine wilde Geschichte. Es ist dies der erste Spyder von Pininfarina, er schied sowohl bei der Mille Miglia wie auch in Le Mans nach technischen Problemen aus. Ende 1954 wurde der Ferrari an James Kimberly verkauft, der ihn mit wenig Erfolg in der amerikanischen SCCA-Serie einsetzte. Wohl 1956 brannte das Fahrzeug komplett aus, nur der Motor konnte gerettet werden. 1958 kaufte Karl Kleve die Überreste und stellte das Wrack auf eine Wiese. Von der es 1986 gestohlen wurde – und irgendwie in die Hände des bekannten belgischen Sammlers Jacques Swaters gelangte, der das Fahrzeug komplett neu aufbauen und mit der nicht vergebenen Chassis-Nummer #0394AM versehen liess.
In der Folge kam es zu diversen Rechtsstreitigkeiten zwischen Kleve, Swaters und deren Erben, die man eigentlich als erledigt glaubte, als Bonhams diesen Ferrari 375 Plus im Jahr 2014 für 10’753’500 Pfund versteigern konnte. Doch der Käufer, Leslie Wexner, wollte den Wagen schon wenige Tage später wieder zurückgeben, weil Bonhams ihm falsche Angaben gemacht hatte. Das «Problem» konnte dann aber anscheinend gelöst werden, die schillernde Figur Wexner, Besitzer etwa von «Victoria’s Secret», gilt auch heute noch als Besitzer von #0384AM.
Einfach der Ordnung halber:
Chassis-Nummer: 0384AM
Wurde von Maglioli bei der Mille Miglia 1954 gefahren, dann von Maglioli/Paolo Marzotto auch bei den 24 Stunden von Le Mans; beide Male DNF. Danach wurde das Fahrzeug an James Kimberly verkauft, ging ganz gut bei SCCA-Rennen, es gab 1955 und 1956 bei den 12 Stunden von Sebring aber wieder DNF. Restliche Geschichte: siehe oben.
Chassis-Nummer: 0386AM
Farina fuhr damit die Mille Miglia 1954, hatte einen schweren Unfall – seither gilt das Fahrzeug als «destroyed». Unterdessen gibt es eine «Replica».
Chassis-Nummer: 0392AM
Das Fahrzeug von Marzotto/Tortima bei der Mille Miglia (DNF) und Rosier/Marzon bei den 24 Stunden von Le Mans (DNF). Wurde dann an Erwin Goldschmidt verkauft, der #0392AM Umberto Maglioli für die Carrera Panamericana zur Verfügung stellte. Der sich dafür mit dem souveränen Sieg bedankte. Dürfte sich heute in der Schweiz befinden.
Chassis-Nummer: 0396AM
Wurde von Marzotto/Marini bei der Mille Miglia gefahren (DNF), gewann dafür mit Froilan Gonzalez/Trintignant die 24 Stunden von Le Mans. Und verunfallte dann mit McAfee/Robinson bei der Carrera Panamericana; Robinso kam dabei ums Leben. 1955 neue Karosse von Scaglietti.
Chassis-Nummer: 0398AM
Wurde an den Argentinier Diaz Saenz Enrique Valiente verkauft. Soll sich im Besitz von Ralph Lauren befinden.
Chassi-Nummer: 0400AM
Gemäss Ferrari: distrutta.
Chassis-Nummer: 0478AM
Verkauft an Tony Parravano. Nach einem Unfall 1955 gekürzt und mit einem neuen Aufbau von Sutton versehen.
Chassis-Nummer: 0488AM (ein Cabriolet von Pininfarina)
Ausgeliefert an den König von Belgien. Seit 1969 in Familienbesitz.
Diese «related»-Story gehört zur Geschichte zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1954. Mehr schöne Geschichten gibt es im Archiv.
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