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Fiat 130 Coupé

Kraft seiner Optik

Der Fiat 130, ob als Limousine oder Coupé, war aus der Art geschlagen. Zwar verstand sich die Marke immer darauf, seinen sonst eher bodenständigen Modellen ein paar Extravaganzen zur Seite zu stellen, doch alles in allem war es eine Marke klarer Verhältnisse. Der 8V (sprich: Otto Vu) war mehr eine Ehrensache als ein ernstgemeintes Modell. Der 1100er versuchte gar nicht, luxuriöser zu wirken, als er war, konnte aber sportliche Erfolge nachweisen und bekam eine Pininfarina-Hülle übergeworfen, die ihn über alles erhob. Ähnliches galt für den 2300er – kraft seiner Optik etwas Besseres, aber beim Klimmzug zur Oberklasse blieb er auf halbem Weg stecken. Das war früher nicht verwerflich. Ansehen holten sich die Autohersteller damals tatsächlich noch im volksnahen Motorsport: Rallye-Kadette, RS-Escorts, R5-Alpines, Golf GTIs und selbstverständlich Abarth.

Der 130er aber war für die Reichen und Schönen und nicht für laute Naturburschen gedacht. Eine Oberklasse-Verwandtschaft in der Familie tat dem Renommee eben noch immer gut. Servolenkung, Klimaanlage und Automatik gab es serienmässig. Leder im Prinzip auch – denn der grell­orange Stoff, der ohne diese Option drin gewesen wäre, stand ausser in Blindenschulen überall unter Strafe. Der Innenraum wurde von echtem Holz durchzogen, das Lenkrad war höhen- und längsverstellbar. Aurelio Lampredi, ja, genau der, hatte für den 130er einen eigenen Motor entwickelt, sechs Zylinder, 2,9 Liter Hubraum, 140 PS; das Limo-Design stammt übrigens von Mario Felice Boano. Für das Fiat 130 Coupé, das 1971 erstmals auf den Markt kam und von Paolo Martin sowie Leonardo Fioravanti entworfen worden war, gab es dann 3,2 Liter, 165 PS. Erst später sollte das Aggregat auch den Weg in die Limousine finden.

Um es kurz zu machen: das Auto floppte – 4493 Stück wurden vom Coupé zwischen 1971 und 1977 gebaut (die Limousine kam auch nur auf etwa 15’000 Stück). Es war kein tiefer Griff ins Klo, aber eben doch ein wirtschaftliches Hoppala. Preis und Image passten nicht zusammen. Das 130 Coupé kostete so viel wie ein BMW 3,0 CSI oder ein Ferrari Dino 246 Coupé. Wer damals Fiat hörte, der dachte nur an Rost, Kleinwagen oder Motorsport, aber nicht an die Oberklasse.

Wir bedanken uns bei Andreas Riedmann für die schönen Bilder. Mehr Fiat gibt es im Archiv.

2 Kommentare

  1. Daniel Daniel

    also ich find den grell-orangen Stoff so wunderbar 70ies (und gab es den nicht auch in lila/grau?)
    Gruss aus der Blindenschule 😉

  2. Christian Pachernigg Christian Pachernigg

    Liebe Radicalmag-Redaktion,
    danke für Eure schönen und wunderbaren Arikel und Bilder – aber bitte beendet das Märchen vom Flop der Fiat 130 und Dino…. Fiat mußte in jenen Jahren nicht mehr sein Programm „nach oben“ erweitern, denn mit der Übernahme von Ferrari und Lancia konnte man die gewünschte Klientel bedienen. Außerdem war man sich in Zeiten der Ölkrise wohl sehr bewusst, dass es schwer werden wird, solche Autos zu verkaufen und so sagte man sich wohl „Schuster bleib bei deinem Leisten“ und baute das, was man kann z. B. Kleinwagen und Autos für den „kleinen Man“. Dass später das Thema Lancia so verbockt wurde, konnte man damals noch nicht wissen – aber Missmanagemant gabs auch schon früher! Seis drum, Kleinwagen würden heute gut in die Landschaft passen un nicht die „Panzerkreuzer“, die heute alle bauen. Und, gegenüber den heutigen Protzlimos und SUV`s ist der 130er eine geradezu grazile Erscheinung, geradezu eine Wohltat fürs Auge – und jetzt wird die geringe Stückzahl wieder zum Vorteil!
    viele Grüße
    Christian

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