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Ferrari 290 MM

Die Mischung

Mercedes hatte die Konkurrenz in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955 aber sowas von abgewatscht. Zwar hatten die Deutschen hatten am Ende der Saison nur zwei Punkte Vorsprung auf Ferrari, doch sie hatten drei von sechs Läufen gewonnen, Ferrari nur das Eröffnungsrennen in Buenos Aires (Valiente/Ibanez auf einem 375 Plus), Jaguar dafür die 12 Stunden von Sebring und die 24 Stunden von Le Mans. Doch Mercedes zog sich Ende Saison, weiterhin unter dem Eindruck der Katastrophe von Le Mans, (vorerst) aus dem Rennsport zurück. Für Enzo Ferrari war klar: 1956 musste der Titel unter allen Umständen zurück nach Maranello. Dafür sicherte er sich sogar die Dienste von Juan Manuel Fangio, den er nie gemocht hatte. Einziger möglicher Gegner war Maserati, auch wenn der 300S (3-Liter-Sechszylinder, 260 PS) eigentlich schon veraltet war. Ferrari trat mit den ganz frischen 860 Monza (3,4-Liter-Vierzylinder, 310 PS) und vor allem den 290 MM (3,5-Liter-V12, 320 PS) an. Das erste Rennen, die 1000 Kilometer von Buenos Aires, ging trotzdem an Maserati, Moss/Menditéguy.

Äusserlich waren der 860 Monza und der 290 MM kaum zu unterscheiden, der 290er brauchte mehr Luft vorne und hatte wilde Auspuffendrohre hinten. Auch das Fahrwerk war bei beiden Modellen gleich, Einzelradaufhängung vorne, DeDion-Hinterachse. Der Zwölfzylinder des 290 MM war ziemlich aussergewöhnlich, eine Konstruktion von Vittorio Jano, eine Mischung zwischen Colombo- und Lampredi-Maschine, die es in dieser Form nur einmal gab. Es gab vier 290 MM, #0606 (genau so), #0616M, #0626 und #0628. Bei seinem ersten Rennen – Giro di Sicilia – waren die 290 MM noch ausgefallen, doch die Mille Miglia gewann Castelotti (obwohl er in Rom zur Halbzeit führte, er brach damit mit einer Tradition) locker mit 12 Minuten Vorsprung. Hill/Trintignant gewannen auch noch die 1000 Kilometer von Kristianstad auf einem 290 MM, Ferrari war wieder Sportwagen-Weltmeister.

Wir haben hier zuerst: #0626. Mit dem Fangio bei der Mille Miglia 1956 auf den 4. Rang kam. Und Hill/Wharton bei den 1000 Kilometern von Kristansand auf dem 3. Rang fuhren. Kurz danach wurde das Fahtzeug zum 315 S umgebaut – und auch gleich umnummeriert zu 0674. Genau so gewann der Ferrari im Team von Temple Buell dann 1957 die 1000 Kilometer von Buenos Aires (Musso/Castellotti/Gregory/Perdisa). #0626/0674 wurde bis 1964 bei Rennen eingesetzt, war von 1970 bis 2004 in der Sammlung von Pierre Bardinon, wurde 2015 von Leslie Wexner für stolze 28,05 Millionen Dollar ersteigert.

Das Fahrzeug mit der Chassis-Nummer #0628 begann sein Leben als 860 Monza, wurde bei der Mille Miglia 1956 mit Peter Collins am Steuer Zweiter, 1957 dann im Kleid eines 315/335 S zum 290 MM umgebaut, was 1957 einen 3. Rang bei den 1000 Kilometern von Buenos Aires einbrachte. Es folgte ein sehr wildes Leben mit diversen Umbauen und unterschiedlichen Motoren, zwischen 1969 und 1998 stand der einstige 290 MM in der Sammlung der Familie Chinetti (die 2675 Dollar dafür bezahlt hatte). 2018 wurde das Fahrzeug aus dem Petersen Museum 22 Millionen Dollar versteigert.

Mehr Ferrari haben wir in unserem Archiv.

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