Böse Katze
Er wusste ja schon sehr gut, was er tat, der William «Bill» P. Thomas. Zwar war er kein studierter Ingenieur, doch er begann in den 50er Jahren damit, Chevrolet schneller zu machen. Damals nannte man das noch nicht Tuning, das war noch ehrliche, saubere Arbeit, und Thomas gehörte bald zu den Besten, erhielt den Übernamen «Mr. Corvette». Er war so gut, dass General Motors ihn beauftragte, die Corvair schneller zu machen, die legendären 62er Bel Air und Biscayne für das Werk mit den 409-ci-Motoren auszustatten und auch weiter an der Corvette zu arbeiten; ein von Bill Thomas Race Cars präparierter Chevy gewann den «Pikes Peak Hill Climb».
Als die ersten Cobra von Carroll Shelby auf den Rennstrecken auftauchten und die Corvette sehr bald nichts anderes als demütigten, hatte er sofort einen Plan: Kleiner musste der Wagen sein, leichter – und noch stärker. Es entstand der Cheetah, eines der extremsten Fahrzeuge aller Zeiten.
Es war ja eigentlich alles gut. Thomas erhielt Unterstützung von General Motors, den schärfsten 327-ci-Rennmotor (mit bis zu 500 PS), Getriebe von Muncie, die Hinterachse aus der Corvette. Don Edmunds entwarf nach den Vorgaben von Thomas ein Chassis und eine Form, es war eigentlich ein Mittelmotor-Fahrzeug, bei der Fahrer hinter der Maschine sass; wohl noch gar nie war der hinter Überhang bei einem Automobil kürzer. Man arbeitete zuerst mit Alu, dann mit Fiberglas, doch irgendwie war das Glück nicht auf der Seite von Thomas, der erste Cheetah verunfallte zwei Tage vor der Präsentation, der zweite Cheetah hatte in der ersten Runde seines ersten Rennens einen Crash, der dritte wurde vom Besitzer sofort in einen Roadster umgebaut und kam auch nicht vom Fleck. Wir zeigen hier das 4. von nur gerade elf gebauten Exemplaren.
Es war sicher auch Pech dabei. Doch dann kam noch das Unglück dazu. Als man die Temperatur-Probleme dann endlich im Griff hatte (man hatte bei den ersten Fahrzeugen schlicht und einfach vergessen, den Motor zu entlüften) und auch das am Anfang zu schwache Chassis endlich stabil genug war sowie das Fahrverhalten – endlich – so einigermassen ausrechenbar, dass der knapp 800 Kilo schwere Wagen auch fahrbar war, da änderte die FIA das Reglement. Es waren nicht mehr 100 Fahrzeuge für die Homologation notwendig, sondern: 1000. Und das war Chevrolet zu viel, man hatte ja selber schon genug Probleme. Was man aber weiss: auf die Viertelmeile waren die Cheetah schneller als die 427er Cobra.
Für eine Sammlung reicht es nicht, aber wir schauen uns gern nach Cheetah um. Unten zu sehen ist BTC003, also einer der ersten Cheetah, ausgeliefert im Februar 1964 an Alan Green Chevrolet in Seattle. Er soll in den Händen von Allan und Jerry Grant vier Siege in zehn Rennen geschafft haben. Das Fahrzeug hatte einen schweren Unfall in Daytona und wurde von Bill Thomas komplett neu aufgebaut, so erhielt es auch die rote Lackierung (ursprünglich wohl gelb). Der Wagen steht schon länger bei Fantasy Junction zum Verkauf (Stand November 2022).
Wir haben noch ein paar Bilder mehr:
Dies ist das siebte Exemplar, strassentauglich, so mehr oder weniger:
Und hier ein ganz böses Kätzchen:
Und noch ein paar mehr:
Den Höhepunkt haben wir uns für den Schluss aufgehoben – die Cheetah aus unserer Print-Ausgabe radical #2, die Photos kommen von Andreas Riedmann:
Wir haben viele spannende Klassiker in unserem Archiv. Aber wer den Cheetah mag, für den lohnt die Reihe «Die Aussergewöhnlichen» sicher auch einen Blick.
[…] MagCheetahEr sollte besser sein als die Corvette und auch noch die Cobra beissen: der Cheetah von Bill Thomas. […]
Die schwarze Cheetah durfte ich vor ein paar Jahren beim Ventilspiel am Red Bull Ring in Natura betrachten. Wenn man neben dem Auto bei der offenen Tür steht, fragt man sich zwangsläufig, welche Verrenkungen man machen muss, um durch die kleine Öffnung in das Cockpit zu kommen. 🙂
Ähnliche wie wenn der Zwerg der das Mietauto vorher fuhr den Sitz ganz nach vorn gestellt hat und die Autohersteller den Hebel auf der falschen Seite anbringen 😉