Die Renn-Fabrik
Die Geschichte der Ford GT40 haben wir nun wirklich schon sehr ausführlich erzählt, hier: Zusammenhänge. Doch es gibt selbstverständlich immer auch noch Abzweigungen aus jeder Geschichte, Seitenlinien – und eine davon heisst beim GT40 Holman-Moody. Dafür gehen wir zuerst zurück in die 50er Jahre, treffen dort John Holman, einen begabten Mechaniker mit grossem Organisationstalent, der 1956 von der Ford Motor Company angestellt wurde, um die Renn-Abteilung in Charlotte zu leiten. Und wir lernen Ralph Moody kennen, einen begabten Rennfahrer, dessen Karriere 1957 ein abruptes Ende nahm, als sich Ford (zusammen mit den anderen grossen amerikanischen Herstellern) entschied, als Werk keinen Rennsport mehr zu unterstützen. Diese Entscheidung machte Holman arbeitslos, die beiden Herren taten sich zusammen, kauften die Renn-Fabrik von Ford in Charlotte und machten sich selbständig. Holman-Moody war einer Renn-Shops, der komplette Fahrzeug an ambitionierte Privat-Fahrer verkaufte – und hatte schnell einen guten Ruf, denn die Holman-Moody-Ford gewannen viele Stock- und Nascar-Rennen.
Doch was haben sie nun mit dem Ford GT40 zu tun? Der erste Anlauf von Ford, die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, ging 1964 sehr gründlich daneben. Also heuerte der Mann bei Ford, Fred Beebe, Carroll Shelby. Doch auch 1965 erlebte Ford in Le Mans ein komplettes Desaster, alle sechs GT40 fielen aus. Beebe war richtig sauer, auch auf Shelby – und holte nun Holman-Moody ins Boot. Das war auch nötig, denn in Le Mans 1965 wurde klar, dass die Zukunft des GT40 in den mächtigen 7-Liter-Maschinen lag, dass die Fahrzeuge diesem Motor angepasst werden mussten. Und da gab es viel zu tun, die Mk II wurden entwickelt mit neuer Aerodynamik, neuer Front, besseren Bremsen. Diese Arbeiten geschahen zwar bei Shelby American, doch die verantwortlichen Mechaniker stellte Holman-Moody.
Ford erlaubte Holman-Moody zudem, die neuen Ford GT40 Mk II in einem eigenen Renn-Team einzusetzen. Und so kommen wir nun zu diesem Exemplar hier, P/1032, angeliefert zu Shelby American am 5. November 1965. Der Wagen erhielt die nötigen Umbauten, wurde weiss mit schwarzer Schnauze lackiert und mit Startnummer 3 für die 12 Stunden von Sebring gemeldet. Dort schafften Hansgen/Donohue hinter Miles/Ruby (auf dem GT40 X-1-Roadster) den zweiten Platz. Das Fahrzeug wurde dann nach Frankreich verschifft für die 24 Stunden von Le Mans. Dort verunglückte Walter Hansgen im Training tödlich, Mark Donohue erhielt mit dem Australier Paul Hawkins einen neuen Beifahrer für P/1032. Doch das Rennen lief gar nicht gut für dieses von Holman-Moody gemeldete Fahrzeug, schon nach der ersten Runde folgte ein langer Boxenstopp. Dann verlor der GT40 auch noch seine Motorabdeckung, hatte Getriebeprobleme und musste nach vier Stunden aufgeben, gerade einmal 12 Runden hatten Donohue/Watkins geschafft. Ford war es egal, drei GT40 fuhren aufs Podium, Henry Ford hatte seinen Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
1966/67 wurde P/1032 dann zum Ausstellungsfahrzeug verdammt. In Le Mans war er mit einer wilden Lackierung angetreten, braun mit grünen DayGlo-Klebern (die in der Nacht leuchteten, so konnten die Fahrzeuge unterschieden werden), danach wurde er wieder weiss/schwarz. Der Ford stand im Oktober 1966 in Paris auf dem Salon, im März 1967 dann in Genf, später wahrscheinlich auch noch in Monza. Am 29. März 1968 wurde P/1032 an das Indianapolis Motor Speedway Museum übergeben, allerdings ohne Antrieb. Erst bei einer Restauration, die von 2006 bis 2011 dauerte, erhielt der GT40 wieder einen 427-ci-Motor, wurde wieder fahrtauglich gemacht. RM Sotheby’s versteigert diesen GT40 Mk II, eines von nur acht Exemplaren, Ende Februar in Miami, der Schätzpreis liegt bei 8 bis 11 Millionen Dollar.
Mehr feine Sportwagen haben wir in unserem Archiv, eine Sammlung von Ford GT40 gibt es hier.
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