Hausfrau in Eile
Vom Maserati Sebring hatten wir es erst gerade, hier, er wurde ja zu Beginn als 3500 GTI S bezeichnet. Jetzt kommen wir zu einem weiteren Maserati-Modell, das seine Karriere als 3500 GT begann, dies mit dem Zusatz 2posti. Damit ist auch klar, wen Maserati als Konkurrenz sah: Jaguar E-Type. Giulio Alfieri erhielt den Auftrag, immer wieder er, das Fahrzeug zu entwickeln, er kürzte den Radstand des schon kürzeren 3500 GT Spyder noch einmal um 10 Zentimeter auf noch 2,4 Meter (und verwendete einmal mehr diese altmodische Starrachse hinten, auch Aufhängung und Federung stammten aus dem 3500 GT). Der Antrieb war bekannt, der übliche 3,5-Liter-Reihensechszylinder mit 235 PS. Grosses Aufsehen erregte aber das Design: Es stammte von Pietro Frua, der 2posti verfügte – wie der E-Type – über eine Heckklappe. Und war zu Beginn en reiner Zweiplätzer, dessen Aufbau komplett aus Alu gefertigt wurde. (Und wer eine gewisse Verwandtschaft mit den AC Frua 427/428 sehen will, der liegt sicher nicht falsch.)



Mistral hiess dieser Maserati erst ab 1966; die Benennung nach Winden war eine Anregung des französischen Maserati-Importeurs John Simone gewesen. Da hatte der Maserati hinten schon Notsitze erhalten, war also ein 2+2, wurde mehrheitlich aus Stahl gebaut, hatte unterdessen 3,7 Liter Hubraum und 245 PS – und ein offenes Brüderchen (weiter unten zu sehen). Ab 1966 gab es dann auch eine 4-Liter-Variante mit 255 PS. Gebaut wurde der Mistral bis 1970, es entstanden insgesamt 828 Coupé und 123 Spyder. Wir können hier (oben und unten) einen der Prototypen zeigen, AM101/950 – später erhielten die Mistral die interne Bezeichnung AM109. Erstaunlicherweise wurden sie in Grossbritannien mehr geliebt als sonstwo auf der Welt, ein amerikanischer Journalist schrieb: «Ein vorzüglicher Einkaufswagen für die Hausfrau in Eile».








Wie versprochen, da kommt mehr:
Chassis-Nummer: AM109/S 055 (1965)
































Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, verkauft für 395’000 Dollar, mit diesen Informationen: «Completed on 15 March 1965, this Mistral Spyder was initially finished in Argento Metalizzato (Salchi #106E1) over a Rosso Connolly (Rosso-pac.1603) leather interior. It was sold new to Jaguar Daimler Distributors, Inc. of New York for display at the 1965 New York Auto Show, per historical documentation provided by the Maserati Club. Its first known private owner was Joseph B. Quatman, a prominent Ohio lawyer and philanthropist, who purchased the car in 1966. Mr. Quatman traded it in for a Maserati Ghibli in 1968 via Trident Importers, Inc. of Pennsylvania. The car was restored in the late 1990s, after which it was acquired by its current owner—himself a restorer by profession—in 2006. It is now handsomely finished in black over a crème Connolly leather interior. Further, a rebuild of its numbers-matching engine, completed in March 2020, saw the car’s 3.5-liter inline-six upgraded to 3.7-liter specification. While the Mistral was originally equipped with Lucas fuel injection, it has since been fitted with triple carburetors—a common conversion that provides better and more reliable performance. The original fuel injection system is, however, included in the sale. In 2024, at a reported cost of approximately $25,000, the car was sent to Italy for inspection by Maserati’s Classiche program. Upon review, it was found to retain its original, matching-numbers chassis, engine, and gearbox, and factory-numbered body and trim panels. The car is accompanied by a Maserati Classiche dossier including its Blue Book and Certificate of Authenticity, maintenance and restoration invoices dating from the 1980s, and historical documentation.»
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Mehr Maserati haben wir in unserem Archiv.
leider schon wieder so eine falsche Konfiguration, innen wie außen. Aber zeitgeistgemäß….
Wie wahr, Herr Kroeger, grundsätzlich finde ich einen Farbwechsel problematisch, aber dieser ist besonders doof, nimmt er dem Wagen doch seine zeittypische Leichtigkeit und gibt ihm das Flair der Neunzigerjahre, Golf Club, Kelly Bag, schnelle Börsengewinne und die passende Trophy Woman. Schade.