Kampfansage
Da konnte ich einen werten Freund davon überzeugen, dass so ein rein elektrischer Citroën e-C3 genau das Richtige für ihn ist. Er fährt morgens 30 Kilometer ins Geschäft, abends wieder nach Hause, manchmal die Jungs ins Training und sich selber noch zu einem Nachtessen in der Stadt; er kann daheim laden, die Familie hat noch ein zweites Automobil. Er hat dann auch gleich bestellt, es hiess, im August wird spätestens geliefert, das war auch dringend nötig, denn der bisherige Zweitwagen stand schon mit drei Rädern im Abgrund. Nun, man weiss es, hat es schon gehört, gelesen, die e-C3 kamen nicht im Sommer wie versprochen, sondern jetzt allenfalls an Weihnachten. Es ist noch nicht ganz klar, in welchem Jahr. Zwar konnte mit dem Citroën-Händler eine Zwischenlösung gefunden werden, aber.
Szenenwechsel, letzte Testfahrten mit den Klassen-Siegern bei der Wahl zum deutschen «Auto des Jahres», #GCOTY. Der Citroën C3 hat in seiner Gruppe, den Fahrzeugen unter 35’000 Euro, locker abgeräumt, sicher auch deswegen, weil es ihn auch rein elektrisch gibt, dies für weniger als 25k. Bloss: Da steht ein Cadillac Lyriq, da stehen diverse Porsche 911, ein paar Audi Q6 étron, mehrere Varianten der 5er-Reihe von BMW (dem späteren Sieger, siehe hier). Und dann steht da auch noch ein Citroën C3. Wohlgemerkt, C3, nicht e-C3. Für die wohl wichtigste Auszeichnung der deutschen Auto-Industrie konnten die Franzosen leider keinen Stromer zur Verfügung stellen. Leider gab es auch keine Zwischenlösung mit irgendeinem Händler. Sondern nur lange Gesichter bei den Juroren (ja, da gibt es auch Jurorinnen).
Man kann «radical» nun noch so manches vorwerfen, aber ganz sicher nicht, dass wir etwas gegen Citroën haben. Nun ja, erstes Auto: Citroën 2CV. Zweites Auto: Citroën 2CV. Drittes Auto: Citroën DS, davon kommt man irgendwie nicht mehr los, das prägt. Wir kämpfen aber auch, trotzdem, hatten die Augen geschlossen vor noch so vielem, freuten uns wie Honigkuchenpferde, als es wieder aufwärts ging (Cactus!), sind nun wieder still (obwohl wir, to be honest, das Design der aktuellen Modelle ziemlich grauslig finden). Theoretisch könnten wir sogar gut damit leben, dass Citroën – analog zu Dacia in der Renault Group – zur Billigmarke im Stellantis-Konzern wird, denn tiefe Preise verlangen nach innovativen Lösungen, doch dann müssten die Franzosen auch liefern können. Können sie aber anscheinend nicht.
Und so setzen wir uns dann in diesen einen Citroën C3. Hmm, was will man dazu sagen, im Vergleich zu einem 2CV ist das Premium, Luxus – und für heutige Verhältnisse mehr als ok. Vernünftig grosser Touchscreen über der Mittelkonsole, ein schmales Band mit den wichtigsten Angaben vor den Augen des Fahrers (quasi Head-Down), reichlich Plastik und recycelte Materialien – damit kann man leben, das ist eigentlich besser als in einem Dacia, moderner. Und angenehm übersichtlich. Ob die Menschheit auf viereckige Lenkräder gewartet hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Und für das Koppeln des Smartphone hatten wir keine Zeit, funktioniert aber bei Stellantis-Produkten mit der üblichen Wartezeit meist ganz gut. Die Sitze sind tief, weich, das heisst dann Advanced Comfort und ist Programm. Die Platzverhältnisse sind auch hinten ganz anständig, man darf nicht vergessen, dass der C3 nur gerade 4,02 Meter misst, einen Radstand von 2,54 Metern hat und trotzdem ein Kofferraumvolumen von 310 Litern bieten kann.
Weil der e-C3 ja noch auf sich warten lässt, fahren wir den ganz klassischen Verbrenner, einen 1,2-Liter-Dreizylinder mit 101 PS und 205 Nm maximalem Drehmoment, geschaltet wird von Hand, sechs Gänge. Mit einem Leergewicht von knapp über 1200 Kilo gehört der Citroën zu den aktuell leichtesten Grossserienprodukten, der 3-Zylinder hat folglich auch keine Mühe mit dem Vortrieb, das geht sicher besser als in einem Dacia Sandero. Klar wiederholen wir uns hier, aber es macht halt irgendwie noch Spass, so einen nicht übermotorisierten Kleinwagen an seine Grenzen zu bringen, das ist auf jeden Fall fröhlicher, als von einem übermotorisierten Sportwagen ständig elektronisch eingebremst zu werden. Doch beim C3 kommt man halt doch recht früh an diese Grenzen, weil der Aufbau so hoch ist (1,57 Meter) und auch noch schmal (1,76 Meter), er kommt doch recht früh ins Wanken – und schiebt zudem gern streng über die Vorderräder. Als Stromer dürfte er das besser können, da liegt der Schwerpunkt deutlich tiefer. Da werden es dann aber auch 1,4 Tonnen sein, die von 113 PS bewegt werden wollen.
Den Stromer wird es dann – irgendwann – ab 25’990 Franken geben (in Deutschland: 23’300 Euro). Der Benziner ist in der Schweiz ab 15’990 Franken zu haben, in Deutschland schon für 14’990 Euro. Damit ist Citroën auf Sandero-Niveau angekommen, der Dacia war im Oktober 2024 immerhin das meistverkaufte Auto in Europa. Es dürfte interessant werden, ob die Franzosen in ähnliche Sphären abheben können, der e-C3 könnte da durchaus hilfreich sein, denn die gesetzlichen Vorgaben werden ab nächsten Jahr ja noch strenger, Citroën steht da jetzt gut da. Hoffentlich können sie auch liefern.
Mehr Fahrberichte haben wir in unserem Archiv.
Ich mag kleine und günstige Autos. Wenn sie gut sind. Ein 100k Euro Auto gut zu bauen ist einfach.
Ja, er sieht ganz gut aus, ohne allerdings so einen „dringend-haben-wollen-Effekt“ auszulösen. Ein bisschen wie ein größerer Panda der 2. Generation.
Die Breite empfinde ich als erheblich. Ein Mercedes W124 war 2 cm schmaler, ein doch ausgewachsener Dacia Jogger ist nur 2 cm breiter. Wenn sich das im Innenraum widerspiegelt, dann ist es noch ok.
Preise:
Ja, 14.990 sind in Ordnung, allerdings ist er da nicht mit einem Display ausgestattet, nur mit einer festen Smartphone-Halterung, wie der Jogger auch (die anderen Dacia kenne ich nicht, hatte mich kürzlich für den Jogger interessiert).
Das ist wenig. Zu wenig heute. Also muss man schon zur höheren Ausstattung greifen, was wohl so gewollt ist.
Das Stellantis-Infotainment hinterlässt bei mir einen schalen Nachgeschmack. Gerade haben wir einen Fiat 500 Hybrid nach einem Jahr zurück gegeben, der hat nicht mal so richtig Bluetooth geschafft. Meine Frau konnte mich im Auto nicht verstehen, wenn wir telefoniert haben. In ihrem Mini ist es, als würden wir am Küchentisch sitzen und reden.
Bleibt zu hoffen, dass der Preis gehalten wird. Ein Jogger wurde innerhalb kurzer Zeit von 13.990 auf 17.900 (immer noch güngtig für einen Vollwert.Kombi) erhöht.
Und hoffentlich stinkt er nicht so wie ein Dacia. Und zeigt das Hartplastik nicht ganz so provokativ.
Was mich immer sehr wundert ist, dass auch hier die Elektroversion 8.500 Euro teurer ist als der Benziner.
Da hat uns jahrelang die Deutsche Autoindustrie erklärt, dass E-Autos so viel einfacher zu produzieren sind als Verbrenner, dass bei politischen Änderungen zigtausende von Arbeitsplätzen gefährdet wären und dann sind die Elektriker plötzlich viel teurer????
Klar haben die Hersteller sich die staatlichen Prämien abgegriffen, aber die gibts fairerweise nicht mehr.
Vielleicht war es schlau von Stellantis, eine alte Marke mit gutem Image als Dacia-Konkurrent zu etablieren. Dacia gilt als Billigauto, Citroen eher nicht.
Trotzdem blutet das Herz, wenn man an die goldenen Zeiten von Citroen denkt.
Auch Teil der goldenen Zeiten bei Citroën: der 2CV, der in die heutige Zeit übersetzt diesem C3 sehr nahe kommen würde. Dazu Ami6, AX, Visa,… Citroën war früher ein Vollprogrammanbieter mit Modellen vom Bauernlieferwagen bis zur jovialen Opernlimousine; der erste Teil wird beim Schwärmen scheinbar oft vergessen.
Ich finde den neuen C3 gelungen, die höhergestellte Karosserie entspricht dem Zeitgeist, die technische Plattform bietet Verbrenner und Elektro, das Infotainment-Display gibt’s gegen Aufpreis auch für die Basisvariante. Komfortabel, peppig, praktisch, preiswert. Ich wünsche ihnen viel Erfolg.
(Mittlerweile rollen die beladenen LKW übrigens eifrig von der Slowakei gen Westen.)
Das ist alles richtig.
Wie an anderer Stelle bereits mal geschrieben, der Opa meines Grundschul-Kumpels war Citroen Händler und saß direkt gegenüber der Schule.
Kein CI-Glaskasten, sondern zwei Zapfsäulen und zwei Scheunen, eine als Werkstatt, eine als Ausstellungsraum. Das war Mitte/Ende der 1960er Jahre.
Er hatte alle Modelle da, ich denke also nicht nur an DS und XM.
Alle Citroen waren irgendwie schräg (die Ente sogar in der Kurve), der Wellblech-Kleintransporter mit dreiteiliger Hecktür, die Ami, DS Break etc.. und unverwechselbar.
Später wurden sie dann auch gleichförmiger. Visa, Xantia usw..
Der oben gezeigte C3 ist erfreulich, aber er ist halt auch austauschbar. Könnte genauso gut ein Peugeot, ein Renault, ein Opel oder sonst was sein.
Der letzte C3 hat ganz gut ausgesehen!
Und
warum hat man ihn gegen dieses irgend was getauscht?
Egal, der C3 2020-23 wird halt mein recht nettes gebrauchtes um unter 7900,-
Grüße Karo:)
ps Seite durch Zufall gefunden. Öfters mal hier her sehen..LG
Höher gestellte Karosserie!
R E N T N E R K A R R E