Kantensprung (das war jetzt ein Wortspiel)
Während sich die Neuheiten im Bereich der Verbrenner auf schmalere Leuchten und dickere Hintern beschränken (siehe hier: die Mopfen), tanzt bei den E-Automobilen grad der Kokain-Bär. Die beste und wirklich wichtige News ist: VW hat begriffen, dass es so nicht weitergehen kann, ID.zwischen3und7, no way. Die Studie ID.2all trägt zwar einen unverständlichen Namen, doch wenn Volkswagen («wir tragen ein Versprechen in unserem Namen», Zitat Imelda Labbé, Marketing-Vorständin) das Ding 2025 tatsächlich so bringt und dann auch noch, wie versprochen, für einen Einstiegspreis von weniger als 25’000 Euro, dann WemauchimmerseiDank. Hat übrigens innen auch Tasten und Drehschalter (aber halt wohl leider immer noch VW-Software, bis dann wohl Version 7.12.).
Es ist unbedingt gut und es ist vor allem sehr wichtig, dass VW den zukünftigen ID.2 aussehen lässt wie einen modernen Polo. Halt so wie ein Automobil, mit dem man sich nicht nur identifizieren kann, sondern das man allenfalls auch haben will. Es geht uns jetzt hier nicht um Sehgewohnheiten und goldene Schnittchen, Schönheit liegt sowieso im Auge des Betrachters, doch E wird sich – wie alles andere übrigens auch – nur durchsetzen können, wenn die Optik einigermassen mehrheitsfähig ist (Beispiel: iPhone – oder Tesla…). Und das darf dann kein Stück Seife sein und auch kein Ioniq 6 mit Doppel-Spoiler (Achtung, schon wieder Scherz). Und halt irgendwie auch kein Kia EV9.
Rechts schreit es: Effizienz. Und von links grätschen die Kastenwagen rein. Zwar wissen wir noch nicht, wie gross der Kia EV9 tatsächlich ist, aber er sieht aus wie zwei Range Rover. Und ist allein optisch in etwa so schwer wie ein gestrandeter Blauwal. Man muss das nicht verstehen, Hyundai/Kia waren doch einst die preislich vernünftigen Alternativen – aber im E-Segment knallen die Koreaner nur noch oben raus. Ohne Grund, denn fette und noch feistere E-Dingens gibt es ja schon reichlich, mit sicher klangvolleren Namen für das bessere Image. Eine einigermassen taugliche Alternative zum Renault Zoe fehlt aber komplett. Und genau das würden wir von den Koreanern erwarten, nicht so Giganten oder Genesis-Geschlabberlabber.
Auch der neue Ford Explorer ist ein kantiges Teil, SUV, Crossover, keine Ahnung. Er sieht aber gut aus, der Explorer, sicher besser als alles, was bisher auf dem gleichen modularen E-Baukasten steht. Doch auch beim Ford fragen wir uns: Warum so gross, warum so schwer? Das hilft doch alles beim Verbrauch nicht – und E will doch eigentlich nachhaltig sein, oder? Haben wir da vielleicht etwas nicht mitbekommen? Lokal emissionsfrei ist quasi der Freibrief für ungehemmten Energieverbrauch? Das wollen wir dem Explorer jetzt nicht unterschieben, er wird sich da im breiten Mittelfeld tummeln, aber das Ziel sollte halt ein Verbrauch von 10 kWh auf 100 Kilometern sein, nicht das Doppelte.
Wir erinnern uns: Vincent Cobée, damals noch CEO von Citroën, hatte kürzlich das Ende der SUV vorausgesagt. Vielleicht kostete ihn das den Job, Chef von Citroën war er ein paar Tage später nicht mehr, aber Recht hatte er trotzdem: Adipöse E-SUV-Dingers können nicht die Zukunft sein, wenn es uns Ernst ist mit einer gewissen Nachhaltigkeit in der Mobilität. Es braucht mehr ID.2, unbedingt. Also, zumindest vom Design her. Mehr «neue Klasse». Mehr Vernunft.
Mehr Stromer gibt es unter: zero.
Euer Wort in Gottes Ohr. Wenn ich Schiff fahren will brauche ich doch nicht 4 Räder!
Na ja, geht „vielleicht“ in die richige Richtung, den Verkaufspreis glaube ich nicht so recht, denn VW hat ja eine gut Propagandaabteilung und das Marketing redet wohl auch noch ein Wörtchen mit. Mit „Sowas“ verdient „man“ zuwenig. Statt ID2.all sollten alle Hersteller SM.ALL denken und bauen – kleiner, leichter, günstiger, resourcenschonender usw.
VG Christian
Prächtig – Ihr trefft den Nagel (wie halt praktisch immer…) auf den Kopf. War kürzlich in Spainen per Miet-Plug-In-Hybrid (Ford Explorer) unterwegs, 2.6 Tonnen (ich liess mir ein Upgrade aufs Aug‘ drücken, selber schuld). Bei der Übernahme leere Batterie, kein Verzeichnis, wo Strom verfügbar wäre. Drei Ladestationen (in 9 Tagen) zufällig, aber immerhin hoffnungsvoll, angetroffen; alle our of order… somit 980 km benzinisch gefahren, und dank Rekuperation das eine oder andere Wattstündchen gewonnen. Ergab unter dem Strich 9.1 l/100 km. Das hätte der ursprünglich gebuchte Seat Haumichtot locker unterboten…