Die Hämmer
Nein, vollständig werden wir wohl nie werden. Aber wir geben uns Mühe, denn wir lieben sie, die Gruppe-B-Autos (wer nicht?). Es ist hoffentlich klar, die Links führen zu vertiefteren Stories.
Jetzt aber mal schön der Reihe nach:
Audi Sport Quattro S1, 1985:
Ach ja, ein Mitfahrerlebnis, hier:
–
Ford RS200 Evolution, 1986:
–
Lancia Delta S4 Stradale, 1985:
–
Lancia Rally 037 Stradale, 1983:
–
Lancia Stratos HF Stradale, 1975:
–
MG Metro 6R4
–
Peugeot 205 Turbo 16, 1985:
–
–
In Sachen Gruppe B gibt es noch so einigen Klärungsbedarf, ansonsten. Wir werden all diese Fahrzeuge noch abhandeln: Alfa Romeo Alfasud Sprint 6C – Audi Sport quattro S1 – BMW M1 – Citroën BX 4TC – (Citroën Visa Lotus) – Citroën Visa 1000 Pistes – Ferrari 288 GTO Evoluzione– Ford RS200 – Lada 2105 VFTS – Lada 2108 EVA Turbo – Lancia 037 Rally – Lancia Delta S4 – Mazda RX-7 – MG Metro 6R4 – Mitsubishi Starion 4WD – Mazda RX-7 Evo – Nissan 240RS – Opel Manta 400 – Opel Manta 200 – Peugeot 205 Turbo 16 – Peugeot 305 V6 – Porsche 911 SC RS – Porsche 959 – Renault 5 Turbo – Škoda 130 LR – Toyota 222D – Toyota Celica Twin-Cam Turbo – Wartburg 353 WR. Mehr solch wunderbares Zeugs haben wir immer in unserem Archiv.
Die Autos sind cool.
Damit ist alles gesagt: Die Autos sind cool ????
Eigentlich wollte ich anstatt der Fragezeichen einen Daumen hoch Emoji einfügen bin aber zu alt das hinzubekommen….
Absolut. Sie sind das coolste, was es im Rallyesport jemals gab.
Es ist ewig schade, dass die Gruppe B von Jean-Marie Balestre 1986 für Fahrer und Hersteller völlig überraschend eingestampft wurde. Die „Sichherheitsbedenken“ haben viele damals als vorgeschoben empfunden.
Warum:
Der furchtbare Unfall von Santos bei der Portugal-Rallye, wo drei Zuschauer getötet und 31 verletzt wurden, als er von der Straße abkam, hatte nichts mit der „Gefährlichkeit“ der Autos zu tun, sondern einzig und allein mit der Unfähigkeit bzw. dem Unwillen der Veranstalter, den damals herrschenden Zuschauer-Wahnsinn einzudämmen. Wer die Bilder aus der Zeit kennt, wo die Zuseher besonders im Süden und ganz besonders in Portugal erst im letzten Moment vor den im Renntempo herankommenden Autos zur Seite sprangen, der wundert sich nur, dass es nicht schon viel früher und viel mehr Tote unter den Zuschauern gab. Die Fahrer hatten in den Jahren davor regelmäßig protestiert gegen diese Zustände, weil es keinen Spaß macht, im Rennen in vollem Tempo kilometerlang quasi in eine „Menschenmauer“ hineinzufahren. Unternommen hat die FIA nichts, und als etwas passierte, hat Balestre nicht den eigentlich Verantwortlichen, sondern den „bösen“ Gruppe-B-Autos die Schuld gegeben. Tatsächlich ist Santos von der Straße abgekommen, weil er versuchte, Zuschauern, die mitten in seiner Fahrlinie standen, auszuweichen.
Auch der Unfall von Toivonen hatte nur bedingt damit zu tun, dass die Gruppe B so „gefährlich“ war. Korsika war immer ein wilder Ritt am Rande zum Teil hunderte Meter tiefer Abgründe. Wenn an der selben Stelle an einem Gruppe-A-Auto etwas gebrochen wäre oder der Fahrer einen Fehler gemacht hätte, wäre der Unfall wahrscheinlich genauso tödlich ausgegangen. Wenn am Delta S4 etwas gefährlich war, dann waren es nicht seine Fahrleistungen, sondern die Lage der Tanks. Da hat Lancia tatsächlich mit dem Feuer gespielt.
Rallye-Rennautos waren in der Gruppe B – ähnlich wie die Formel 1 oder die Sport-Prototypen – die Speerspitze des technisch machbaren in ihrem Bereich. Etliche meinen sogar, dass die Gruppe B technisch weiter vorne war als die damalige Formel 1. Was nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Henri Toivonen fuhr in Estoril mit dem Delta S4 eine Rundenzeit, die ihm in der F1-Quali den 6. Startplatz gebracht hätte. Die schnellsten Gruppe-B-Autos beschleunigten auf Schotter (!!) in deutlich unter 3 Sekunden von 0 auf 100. Dem entsprechend populär und spektakulär war Rallyesport damals.
Der ursprüngliche Plan der FIA, die Gruppe B bis 1988 laufen zu lassen (damit die Hersteller Planungssicherheit haben) und sie danach durch die Gruppe S zu ersetzen, war eigentlich ein guter und die Gruppe S die ehrlichere Gruppe B, weil dort keine 400 Autos zur Homologation mehr produziert werden mussten. Die Gruppe B war mit ihren Evolutionsstufen in Wirklichkeit ja ohnehin schon eine Prototypen-Rennklasse, deren Autos mit Serienfahrzeugen nichts mehr zu tun hatten. Die Weiterentwicklung hätte die Gruppe B nicht gefährlicher, sondern sicherer gemacht, weil die Hersteller gelernt hätten, Technik und Leistung immer besser zu beherrschen und die Autos immer einfacher zu fahren geworden wären.
Hätte man etwas gegen die immer höheren Geschwindigkeiten untermehmen müssen? Wahrscheinlich. Auf einer Rallye-Sonderprüfung gibt es weder Auslaufzonen noch Leitschienen, da kann man das Tempo nicht ewig weiter steigern. Auch an den Abläufen hätte man etwas ändern müssen. Die Etappen zwischen den Sonderprüfungen waren zu lang und zu anstrengend. Das kostete die Fahrer Substanz, die ihnen dann auf den Sonderprüfungen fehlte, um diese schnellen und starken Autos am Limit bewegen zu können.
Technisch hätte es einige Möglichkeiten gegeben, um eine tatsächlich gefährliche Eskalation von Leistung und Geschwindigkeit zu verhindern. Warum das nicht gemacht wurde, weiß heute nur noch der Himmel. Jean-Marie Balestre kann es uns nicht mehr sagen. Hätte man die Gruppe B (mit einigen sinnvollen Grenzen) beibehalten und die Gruppe S entsprechend reguliert, wäre Rallyesport bis heute ein Rennsport, in dem die besten Autos – wie in der F1 – die Speerspitze des technisch Machbaren darstellen. Und dem entsprechend populär und spekatkulär wäre er geblieben.
Dass die FIA 1986 den Rallyesport brutal kastrierte, indem die Gruppe B verboten und die Gruppe S ersatzlos gestrichen wurde, und nur noch die seriennahe Gruppe A blieb, war für diesen Sport eine katastrophale Entscheidung. Rallye war danach nie wieder so populär wie damals, als sie buchstäblich Massen bewegte. Die WRC sind zwar ganz nett, haben aber zu viele Auflagen in Sachen Seriennähe, sodass sie trotz allem weit weg sind vom technischen Level einer Prototypen-Rennserie, wie sie die Gruppe B damals de facto war. Es ist ewig schade, dass es im Rallyesport – selbstverständlich im Rahmen sinnvoller Regeln – nach der Gruppe B nichts Vergleichbares mehr gab.
Walter Röhrl gibt in „Aufschrieb Evo 2“ Einblicke in seine Gedanken zu den wahren Hintergründen zum Ende der Gruppe B. Nur so viel vorweg: Er hat definitiv keine hohe Meinung von Balestre. Auch für mich war das Ende der Gruppe B das Ende meiner Begeisterung für den Rallyesport. Die Gruppe A war nicht nur für mich einfach nur ein trauriger Abklatsch dessen, was eigentlich möglich ist in diesem Sport.