Rückblick
Es waren etwas wilde Wochen, zuletzt. Nach vielen Jahren war ich wieder einmal an der Monterey Car Week, der unterdessen wohl wichtigsten Auto-Veranstaltung der Welt. Was einst in Pebble Beach als Schönheitskonkurrenz für klassische Automobile begonnen hatte, ist längst grösser und wichtiger als jede (überlebende) Messe. Zwar wird nur das oberste Segment bedient, kompakte SUV oder gar günstige Stromer sucht man in Kalifornien vergebens (auch auf der Strasse…), doch die Zahl der Weltpremieren ist schon erstaunlich (siehe: Neuheiten 32/2024 und Neuheiten 33/2024). Dazu haben wir uns auch ein paar Gedanken gemacht:
Hypercars – der Versuch einer Erklärung
Dazu passt auch noch: The Quail 2024
Doch bekanntlich interessieren mich ja die Klassiker mehr als dieses teilweise komplett irre neue Zeux. Und Pebble Beach wäre auch wirklich eine Freud’ geworden, ich stand schon im Morgengrauen auf der Wies’n, war wirklich glücklich mit dem Material, das ich im Kasten hatte. Bloss wurde mir dann die Kamera geklaut. Das tut weh, so richtig. Deshalb müssen Sie jetzt mit den iPhone-Bildern vorliebnehmen, die ich auf einem letzten Rundgang noch machte. Sorry:
Nach dem Drama habe ich aber noch zwei bekannte amerikanische Händler besucht, big players, spannende Unterhaltungen führen dürfen. Da wurde mir auch bestätigt, was ich mir bei einem Blick auf die Verkaufsresultate der grossen Auktionshäuser schon als Theorie zusammengebastelt hatte: Der Markt läuft in eine Krise. Und so richtig hart wird es im obersten Segment werden.
Der Klassiker-Markt – eine Einschätzung
Es wird dann noch mehr feine Geschichten von der Monterey Car Week und den Tagen danach geben, doch die lassen wir noch etwas reifen. Wild war es aber schon vor der Abreise, mein «Boykott von Tesla» sorgte für viel Aufregung. Meist deshalb, weil ich falsch verstanden wurde: Nein, ich rufe nicht zu einem Boykott von Tesla auf. Das würde ich mir nie erlauben, es soll jeder kaufen und fahren, was er will. Doch auf «radical» wird Tesla nicht mehr stattfinden, auch wenn mir bewusst ist, dass bei diesem Unternehmen ganz viele sicher sehr integere Menschen arbeiten, Tesla selber viele Arbeitsplätze sichert. Aber Elon Musk ist das Aushängeschild der Marke, er hat damit ganz viel Geld verdient – mit dem er nun einen rechtsextremen, rassistischen, sexistischen und (kann beliebig verlängert werden) Präsidentschaftskandidaten unterstützt. Das wiederum ist mir zuwider. Ach ja: Es lohnt sich unbedingt die Lektüre der Kommentare.
radical zero: Boykott von Tesla
Doch nun wollen wir uns wieder den schönen Seiten des Automobils zuwenden. Eines der schönsten, faszinierendsten Autos überhaupt ist sicher der Ferrari 250 Testa Rossa. Da haben wir eine Sammlung begonnen – die in der Folge auch die ganze Geschichte dieser Ikone erzählen wird. Das lohnt sicher aber jetzt schon:
Wir haben noch mehr grossartige Ferrari genauer vorgestellt in den vergangenen Wochen:
Dann, etwas grösser: Ferrari 340 America
Dann, noch ausführlicher: Ferrari 225 S
Und weil das alles vielleicht etwas unübersichtlich geworden ist mit all diesen Ferrari, haben wir die einzelnen Modelle (vorerst bis 1960) auch noch einer schön chronologischen Abfolge dargestellt. Das heisst dann: Kundendienst. Also: Ferrari – die einzelnen Modelle.
Als Gegenstück dazu empfehlen wir unseren Überblick über Duesenberg. Da gibt es die grossartige Geschichte dieser Fahrzeuge zu lesen – und Sie lernen Errett Lobban Cord kennen, eine dieser spannenden Persönlichkeiten der Automobil-Geschichte.
Und dann gleich nochmals ganz anders: Die Chevette, die von vielen GM-Marken angeboten wurde, ist nun nicht wirklich ein Traumauto. Doch dann gab es die Kürzel HHS und HSR – und damit wird so eine Chevette dann richtig cool.
Überhaupt haben wir ja ein Herz für die Aussergewöhnlichen, die Unterschätzten, die Vergessenen. Beginnen wir doch mit dem Bosley Mark I GT, den sich ein 19-jähriger Gärtner aus dem Nichts selber baute. Und der irgendwie so richtig gut aussieht.
Ein Einzelstück blieb auch der Lotec Sirius.
Und dass vom Ferrari GT4 2+2 «Croisette» auch nur ein Stück entstand, hatte wohl gute Gründe.
Ein paar Exemplare mehr schaffte der amerikanische Hersteller Bocar. Hinter dem ein Küchenbauer stand, der unbedingt Rennwagen bauen wollte.
Bleiben wir kurz in den USA. Wir haben da ja eine nette Reihe, Numbers, in der wir ganz spezielle und seltene Amerikaner vorstellen. Diese Woche ist es ein Plymouth Sport Fury Convertible. Das halt aussieht wie ein US-Car aus dem frühen 60er Jahren. Doch unter der Haube ist die Hölle los, es ist dies ein wahrer «Sleeper».
Numbers: Plymouth Sport Fury Convertible
In einer anderen Reihe arbeiten wir uns durch die Modelle von Ruf Automobile. Und können jetzt ein wichtiges Fahrzeug vorstellen, den Rt 12, mit dem sich Ruf von Porsche emanzpierte.
Und dann schauen wir uns auch noch den unterschätzten Lamborghini Jarama etwas genauer an. Es wäre vielleicht g’scheiter, wir würden das nicht machen, derzeit sind diese von Marcello Gandini gestalteten Zwölfzylinder noch erstaunlich günstig.
Zum guten Schluss haben wir noch: Normalprogramm. Wir sind einen BMW 520d Touring gefahren, ein ganz vernünftiges Automobil. Von denen es so viele nicht mehr gibt. Und besser wird es wahrscheinlich auch nicht mehr.
Und warum der Ferrari F40 als Titelbild? Weil wir jeden Samstag ein Exemplar auf unserer Facebook-Seite vorstellen – und das hervorragend läuft. Bleiben Sie uns gewogen – empfehlen Sie «radical» weiter.
Ein Korb voller Buntes, aber wie konnte das mit der Kamera nur passieren, gerade in Pebble Beach.
San Remo